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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 20. April 185 »Internationale Bridge-Tage 1985« in Kitzbühel Obwohl die Bridge-Tage 1985 in Kitz- bühel erst gegen Ende des Monats März stattfanden, war eine große Beteiligung zu verzeichnen. Auch die ausgezeichneten Schneeverhältnisse trugen dazu bei, den auch Wintersport treibenden Bridge-Spie- lern den Aufenthalt zu verschönern und den Spaziergängern die sonnige Winter- luft genießen zu lassen. Einen neuen Rekord brachte schon das Eröffnungsturnier mit 64 gemeldeten Paaren. Es wurde nachmittags und abends gespielt, um je 16 Hände über die Runden zu bringen. Es siegte das Wiener Paar Berger/Jadali vor dem Innsbrucker Paar Seidel/Seidel und dem Ungarischen Paar Harsanyi/Andrasfaly. Bestes Kitzbü- heler Paar auf dem 13. Platz war Lisa Pick/Erich Mädel, am 20. Platz Willy Gloyer/Willy Ehrlich, am 22. Platz Rosi und Michael Spinn und Rang 25 erreich- ten Brita Widengren/Paul Pattay. Am nächsten Tag begann das für zwei Tage anberaumte Team-Turnier mit 24 gemeldeten Teams. Hier siegte das Team Bamberger, Bamberger, Kubak, Milavec vor Team Meinl, Berger, Jadali, Seidel, Zimmerl und Team Kuttner, Jakab, Po- ka, Gal, Czsepeli, Nikolits. Einige Spieler unseres Clubs hatten sich mit auswärtigen Bridge-Spielern zu einem Team vereinigt; der Kitzbüheler Bridge-Club stellte zwei Teams, von denen das Team mit Ilse, Ka- rin, Peter Kirchner, Zwicknagl, Dabrzek- ki den 14. Rang erreichte und Team Kara- 300 Jahre trennen uns von Bachs Ge- burt und 235 von seinem Tod. Jedoch: Mag Bachs Lebensgefühl auch ein ande- res gewesen sein, eines ist sicher: Jörg De- mus hat für seinen Bach eine Formel ge- funden, die unbedingt annehmbar ist - eine Möglichkeit, welche den Thomas- kantor schwerpunktmäßig vom Musi- kalischen her interpretiert, d. h. das Musi- kalische wird nicht aufgepfropft, nicht willkürlich hineingetragen, sondern dem Material selbst entnommen. Die Zeiten bloß etüdenhafter oder romantisierender Spielweisen sind längst vorbei, ebenso wie die Kälte der »Neuen Sachlichkeit«. Gewiß können an Bach verschiedene Fa- cetten gesehen und betont werden; ebenso Zerrbilder entwickelt werden. Bei Jörg Demus jedenfalls dominieren vor allem zwei Komponenten: Maß und Klang! Was etwa frühere Epochen ungebührlich her- vorgekehrt haben - Emotion, Motorik, Expression - bis zur Verabsolutierung, ist bei seinem Bach sozusagen bloß »an der Peripherie des Spielens« registrierbar, und damit kommt er, so scheint mir, dem Wollen Bachs wohl am nächsten. Viel- leicht war es dieses Einheitliche, daß - nach immerhin vier aufeinanderfolgenden Abenden - einige Zuhörer, offenbar »bachsüchtig« geworden, äußerten, sie wünschten, Demus möge von vorne... Ein jan, Silverio, Ganster, Pattay, Pick Mä- del auf dem 15. Rang landete. In der Handelskammer fand dann zum Wochenende das große Haupt-Paar-Tur- nier statt. Turnierleiter Josef Rehberger waren 104 Paare gemeldet und nach einer Begrüßung durch Präsident Herbert Etz begann das für zwei Tage anberaumte Turnier. 1. Berger/Meinl, 2. Kirner/Bar- nay, 3. Jadali/Terraneo, 4. Proniewicz/ Kisgyörgy, 5. Golya/Fried, 6. Radecki/ Moiszesowicz, 7. Eichholzer/Müller, 8. Denz/M. Spinn, 9. Rohan/Feichtinger, 10. Kadar/Toth. Nach den Geldpreisen folgten die Sachpreise. 22. Widengren/ R. Spinn, 28. Gloyer/Ehrlich, 41. Etz/ Zwicknagl, 42. Cech/Mädel, 46. Pratt/ Taylor, 49. Pattay/Silverio, 81. Pick/ Ganster, 91. Schubert/A. Spinn, 96. Reinl/Einsiedl. Nachdem Präsident Herbert Etz die Geld- und Sachpreise verteilt hatte, dank- te er allen noch anwesenden Spielern für ihre Teilnahme und sprach die Hoffnung aus, sie im nächsten Jahr wieder in Kitz- bühel begrüßen zu können. An dieser Stelle bedankt sich die Clubleitung für die finanzielle Unterstützung der Veranstal- tung bei der Stadtgemeinde Kitzbühel und dem Fremdenverkehrsverband. Ein be- sonderer Dank gilt wie immer dem Spiel- casino Kitzbühel mit seinem Dir. Deimel für die großzügige Förderung unseres Clubs. gutes Zeichen nicht nur für den Interpre- ten, sondern auch für das Kitzbüheler Pu- blikum. Es darf an dieser Stelle bemerkt werden, daß die Aufführung des gesam- ten »Wohltemperierten« für eine Klein- stadt solcher Größenordnung gewiß ein ungewöhnliches kulturelles Ereignis dar- stellt - Höhepunkt aller bisherigen Ver- anstaltungen. Bravo dem Mut des hiesi- gen Kulturreferenten Capellari! (Der Plan selbst liegt übrigens Jahre zurück und stammt noch von unserer Margit Rey- mann, deren Jörg Demus zu Beginn des ersten Abends herzlich gedachte.) Zurück zum Konzertgeschehen! Es war von uns, dem Publikum, die Rede. Tat- sächlich waren wir alle in eine unerwartete Atmosphäre von tiefer Geistigkeit ge- taucht. Der Bogen, welcher vom ersten Präludium und der ersten Fuge (C-Dur, 1) über sämtliche Halbtonschritte schließlich das H-moll erreichte, ist den Effekten ei- nes Prismas vergleichbar, sosehr verstand es Demus, den einzelnen Stücken aus Tonart, Rhythmus und Gesamtcharakter den wesenseigentümlichen Farbwert zu verleihen. Da gab es Ernstes - etwa das unbeschreiblich schöne Es-moll-Prälu- dium aus Band 1; da gab es Heiteres - z. B. das Cis-Dur-Präludium und die zuge- hörige Fuge (1); da gab es Langsames - etwa den ersten Teil des E-moll-Prälu- Bach 70fl Jörg Deraus - ein ungewöhnü- ches kw!welles Ereignis. diums, gab es Allegros - der zweite Teil dieses; da sind Stücke von großer Ruhe - ich denke an die E-Dur-Fuge aus II mit ih- rem gemessenen Schreiten; da gFot es Markiges - die gew&tige A-moll-Fuge 1; da sind Inniges (Fuge Es-moL, 1), Not- turnoartiges (Präludien Fis-Dur und g-rnoll, 1). relativ Einfaches (das CDur PräLudium, 1) und Gewaltiges (z. B. die Fugen e-moll und fis-moll, II); wunder- bar, von beinahe unfaßlicher Schönheii: das Präludium b-mo1 aus II; da gab es schließlich Fugenkoniplexe vcn unaus - schöflicher geistiger Tiefe - fast so un- ausschöpilieh wie ein Paulusbrief. Über- haupt der »Theologe« 3ach: er war eini- gemal geradezu greifbar! Und alles mit derselben Liebe, demselben Einsatz, dem- selten Ringen um den passenden Aus- druck gespielt - glasklar und doch so wärmend. Abgesehen von der erstaurLli- chen Gedächtnisleistung! Da können wohl nur wenige koiikjrrieren. (Demus war ohne Noten, d. h. ohne die in mehr als 31: Jahren erarbeiteten Fingersätze ge- kommen. Das Gepäck samt Frack irgend- wo in Sizilien hängen geblieben...) Alles in allem: Bach, gesehen, gestaltet, gespielt von ein und demselben Temperament - ganz, so jedenfalls schien es, nach den Leitsätzen 3achs: Zur Ehre Gottes, zur Ergötzung der Liebhaber! Jcrg Demus spielte als Zugabe - nach- dem man zum Abschluß noch die »Chro- matishe Fantasie und Fuge d-mc'lli< in ei- ner umwerfenden Inter:retation hatte hö- ren dt:fen, wie er ja überhaupt den Zy- klus durch andere Bachwerke (Partiten, Suiten etc.1 und äußerst informative Kurzreferate über den Begriff »Temperie- rung«, ü3er Tasteninstrumente zu Bachs Zeit, oer verweudete Formen und Auf- führungspraxis durchbrach - nochmals das C-Dur-Präludium und die zugehörige Fuge aus Band 1, als, wie er sagte, Auf- forderung, selbst weiter zu spielen und wurde damit auch noch dem dritten Leit- satz Banhs gerecht: Den Lernenden zum Studium! Hugo Bonatti Bach - maßvoll, vergeistigt und klingend Jörg Demus spielte das »Wohltemperierte Klavier«
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