Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 5. Jänner 1985 Die Vereinigung der Fremdenverkehrs- verbände Kitzbüheler Alpen hielt unter dem Vorsitz von Obmann Dkfm. Dr. Jo- sef Ziepl die Obmännersitzung ab, bei der erstmals Landesfremdenverkehrsdirektor Dr Andreas Braun anwesend war. Die Sit- zung brachte die Möglichkeit, das Tiroler Werbekonzept vorzustellen, aber auch den Chef der Fremdenverkehrswerbung in Tirol mit den aktuellen Anliegen der Verbände bekannt zu machen. Der Landesfremdenverkehrsdirektor hat durch gezielte Vorstöße in Wien in den letzten Monaten Aufsehen erregt und neue Wege in der Zusammenarbeit zwi- schen den Landesstellen und der Zentral- stelle aufgezeigt, die mehr Förderalismus und mehr Zusammenarbeit bringen kön- nen. Die Tiroler Fremdenverkehrswerbung weiß, daß noch immer 40 Prozent der ge- werblichen Betriebe im Land den erfor- derlichen Komfortstandard nicht aufwei- sen, daß Tirol als Urlaubsland junger Leute an Attraktivität verloren hat und die Verkaufsförderung intensiviert wer- den muß. Das Land erhöht mit Jahresbe- ginn 1985 sowohl die Leistungen für den Fremdenverkehr, als auch die Abgaben durch die Verbände. Die »Gästeversiche- rung«, die u.a. in Kössen erprobt wurde, wird von den Verbänden positiv beurteilt, allerdings zeigten erfahrene Funktionäre auf, daß die Einführung für das ganze Land überstürzt geschieht. Dr. Andreas Braun sieht die Arbeit der Werbegemeinschaften positiv, es gibt et- wa 40 im Land. Die »Kitzbüheler Alpen« sind einer der stabilen und der ältesten Verbände. Der Landesfremdenverkehrs- direktor rief die 22 Mitgliedsverbände (d.s. alle Fremdenverkehrsverbände im Bezirk Kitzbühel) dazu auf, den gemein- samen Werbetopf großzügiger zu betei- len. In einer ausführlichen Diskussion nahm er zu aktuellen Fragen Stellung und dankte für konstruktive Kritik. Obmann Dkfm. Dr. Ziepl berichtete über die Werbeanstrengungen der Gemein- schaft im Jahr 1985. Für die Englandwer- bung im Rahmen der Daily-Mail-Skishow wurde vor allem dem Westendorfer Ver- band herzlich gedankt. In der Werbepoli- tik ist weiterhin der Sommer wichtiger, aber der Winter wird nicht übersehen. Zu den wichtigsten Punkten der zwei- mal im Jahr zusammentretenden Obmän- nerkonferenz gehört die Rückschau auf die vergangene Saison. Zusammenfassend lassen sich Strukturprobleme für den Sommer feststellen. Es gibt Orte mit we- nig gewerblichen Betten oder mit zu weni- gen großen Häusern. Einige Orte regi- strierten den schwächsten Sommer seit langem. Das war überall dort der Fall, wo der Anteil der Gäste aus Deutschland und den Niederlanden sehr hoch war. Zuge- nommen haben alle Orte, die viele Ab- schlüsse mit Reisebüros aus Großbritan- nien hatten. Der tirolweite Rückgang im Sommer wurde etwa in Erpfendorf, Hochfilzen, Oberndorf und Kitzbühel nicht mitgemacht. Die Nächtigungsziffer zeigt allerdings nicht auf, wie der Preis war und zu welchen Bedingungen gearbei- tet werden mußte. Praktisch überall ist ein Rückgang bei den Privatzimmern fest- zustellen. Wenn auch der Sommer keine traum- haften Erwartungen hatte so muß man doch mit dem erreichten Ergebnis zufrie- den sein. Es hätte, wenn die Prognosen gestimmt hätten, viel schlimmer kommen können. Durchwegs positiv sieht man den Win- ter 1984/85, wenn die Schneelage stimmt. Freilich liegen die Faschingstage etwas ungünstiger als 1984 und wird nur in Or- ten mit bester Frühjahrslage zu Ostern noch mit entsprechendem Skibetrieb ge- rechnet. Die Vereinigung beschäftigt sich weiter- hin mit den Fragen der Meldemoral, der Überprüfung der Betriebe durch Melde- kontrollore, mit Fragen des Umweltschut- zes und mit allen im Zusammenhang mit dem Fremdenverkehr stehenden Proble- me. H.W. 000000000000000000000000000 Jahreswende - Zeitenwende Ein offener Brief als Nachbemerkung Vor 130 Jahren hat der Indianerhäupt- ling Seattle an den damaligen Präsidenten der USA eine Rede gehalten, die mir vor 4 Jahren das erste mal in die Hände gekom- men ist und die zwischenzeitlich wegen ih- rer hohen Aktualität oft zitiert wird. Der Präsident der USA hat den India- nern empfohlen, ihr Land den weißen Siedlern zu verkaufen und in ein Reservat zu ziehen. Hier nur wenige Sätze aus die- ser Rede! Wie kann man den Himmel kaufen oder verkaufen - oder die Wärme der Erde? Diese Vorstellung ist uns fremd. Wenn wir die Frische der Luft und das Glitzern des Wassers nicht besitzen - wie könnt Ihr sie von uns kaufen? Die duftenden Blumen sind unsere Schwestern, die Rehe, das Pferd, der gro- ße Adler sind unsere Brüder, die felsigen Höhen, die saftigen Wiesen, die Körper- wärme der Ponys und der Menschen - sie alle gehören zu gleichen Familie. Wenn also der große Häuptling in Was- hington uns Nachricht sendet, daß er un- ser Land zu kaufen gedenkt - so verlangt er viel von uns. Wir erfreuen uns an die- sen Wäldern. Ich weiß nicht - unsere Art ist anders als die Eure. Der Anblick Eurer Städte schmerzt die Augen des roten Mannes. Es gibt keine Stille in den Städten der Weißen. Keinen Ort um das Entfalten der Blätter im Früh- ling zu hören oder das Summen der Insek- ten. Die Luft ist kostbar für den roten Mann, denn alle Dinge teilen denselben Atem - das Tier, der Baum, der Mensch - sie alle teilen denselben Atem. Der wei- ße Mann scheint die Luft, die er atmet nicht zu bemerken, wie ein Mann, der seit vielen Tagen stirbt, ist er abgestumpft ge- gen den Gestank. Das Ansinnen des weißen Mannes, un- ser Land zu kaufen, werden wir beden- ken. Aber mein Volk fragt, was denn will der weiße Mann? Wie kann man den Himmel oder die Wärme der Erde kau- fen, oder die Schnelligkeit der Antilope? Wie können wir Euch diese Dinge verkau- fen, und wie könnt Ihr sie kaufen? Könnt Ihr denn mit der Erde tun was Ihr wollt, nur weil der rote Man ein Stück Papier unterzeichnet, und es dem weißen Mann gibt? Wenn wir nicht die Frische der Luft und das Glitzern des Wassers besitzen, wie könnt Ihr sie von uns kaufen? Könnt ihr die Büffel zurückkaufen, wenn der letzte getötet ist? Sind wir jetzt da angekommen, wo der rote Mann vor 130 Jahren war, wird unser Geschick ähnlich verlaufen? Die Jungen, denen besonders von ge- werkschaftlicher Seite vorgeworfen wird, sie wüßten nicht was sie wollen, wissen sehr genau, daß eine Fortsetzung der letz- ten 40 Jahre eben nicht möglich ist. Der größte Teil davon ist nicht dagegen, diese Änderungen mit Hilfe der neuen Techno- logien zu vollbringen. Aber dieses abstrakte Theoretisieren und Debattieren der Dinge, die man we- nig beeinflussen kann, hat sehr begrenz- ten Wert. Wenn wir wieder einmal das be- handeln, was unsere eigene Gemeinschaft betrifft, so gibt es aktuelle Fragen genug, die Antwort, Entscheidung und Tatkraft bedürfen. Daß unsere- Stadt für die meisten den kleinstädtischen Charakter behalten hat, obwohl die Bausubstanz sich stark erhöht hat - bei unveränderter Bevölkerungs- zahl über Jahrzehnte! - ist einigen Fak- ten zu verdanken. Da ist vor allem der Stadtkern in seiner kaum veränderten Form seit dem Mittel- alter, aber vor allem die Funktion, die praktisch doch bis vor kurzem erhalten geblieben ist. Die Verwaltung, Gerichts- barkeit und der Handel sind trotz vieler Veränderungen psychologisch in der Stadt geblieben. In wenigen Gehminuten konnten die wesentlichen Behördengänge und alles was dazugehört erledigt werden. Das Aussiedeln der Bezirksstelle der Ti- roler Gebietskrankenkasse auf einen nicht sehr glücklich gewählten Platz (Organisa- tion und Wartezeit haben sich deshalb nicht geändert) kann ich wohl täglich se- hen, wenn der »Marode Tross« (Gipspa- tienten, Mütter mit kleinen Kindern etc.) fragen, wo den die Krankenkasse sei. Der Neubau des Bezirksgerichtes mit allen Be- gleiterscheinungen (Richterschule) wäre wohl eine eigene Betrachtung wert. Ein neuer Bundesbau steht möglicher- weise wieder ins Haus, da das Finanzamt mit den heutigen Gegebenheiten nicht mehr auskommt und bevorzugt ebenfalls Landesfremdenverkehrsdirektor Dr. Braun sprach vor »Kitzbtiheler Alpen«
< Page 7 | Page 9 >
< Page 7 | Page 9 >