Kitzbüheler Anzeiger

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P.b.b. Erscheinungsort 6370 Kitzbühel Verlagspostamt 6370 Kitzbühel Samstag, 18. Mai 1985 Preis S 4.— / Abonnement: Inland S 208.— / Ausland S 435.— 36. Jahran. Nr. 20 Sa., 18. Erich So., 19. Kuno . Mo., 20. Elfriede . Di., 21. Hermann Mi., 22. Rita . Do., 23. Renate Fr., 24. Vinzenz Univ.-Prof. Dr. Richard Pe'0 ttiom zum Gedenken Am 16. April 1985 verstarb in Wien we- nige Tage nach dem Eintritt in das 80. Le- bensjahr Univ.-P--of. Dr. Richard Pittio- ni. Damit ging ein erfülltes Leben mit bis zuletzt ungebrochener Schaffenskraft zu Ende. Der Verstorbene wurde seinem Wunsche entsprechend nur im Beisein sei- ner Angehörigen im Familiengrab auf dem Dornbacher Friedhof (Wien XVII) beigesetzt. Am Abend des 29. April 1985 kam eine große Zahl von Menschen in der Basilika Unserer Lieben Frau zu den Schotten (Wien 1) zusammen, um bei ei- nem Gottesdienst des Verstorbenen zu ge- denken. P. Adalbert aus dem Zisterzien- serstift Heiligenkreuz, einem Stift, zu dem Prof. Pittioni eine besondere Bezie- hung hatte, feierte die hl. Messe in Konze- lebration mit drei Priestern. In der An- sprache wies P. Adalbert darauf hin, daß der bedeutende Gelehrte, Jem das Geden- ken gelte, ein Mensch gewesen sei, den persönliche Bescheidenheit kennzeichne- te, und ein Mensch, der aus dem Glauben lebte. Die kirchliche Feier stand im Zei- chen des Glaubens an den Sieg Jesu Chri- sti über den Tod. Richard Pittioni, am 9. April 1906 in Wien geboren, interessierte sich bereits als Realgymnasiast besonders für die Urge- schichte. Nach der im Jahr 1925 mit Aus- zeichnung bestandenen Matura hatte er sich allerdings zuerst anderen Studien- richtungen zuzuwenden, ehe er im Stu- dienjahr 1926/27 das Studium der Urge- schichte, der Völkerkunde und der Volks- kunde aufnehmen und im Juni 1929 mit der Promotion zum Doktor der Philoso- phie abschließen konnte. So bekannte Professoren wie Oswald Menghin, Wil- helm Koppers und Arthur Haberlandt zählte er zu seinen akademischen Leh- rern. Die berufliche und wissenschaftliche Laufbahn von Dr. Pittioni begann am 1. Oktober 1929, als er die Stelle eines Assi- stenten bei Prof. Menghin am Urge- schichtlichen Institut der Universität Wien erhielt. In den folgenden acht Jah- ren bis 1937 sammelte Dr. Pittioni vielsei- tige Erfahrungen in Lehre und For- schung, er lernte die mit der Führung ei- nes Universitätsinstituts zusammenhän- genden Aufgaben gründlich kennen und ebenso die Aufgaben des Schriftleiters ei- ner wissenschaftlichen Zeitschrift. Über- dies wurde er Konservator der Zentralstel- le für Denkmalschutz und Konsiliar des Niederösterreichischen Landesmuseums. Richard Pittioni, Bild entnommen der Festschrift zu dessen 70. Geburtstag (Ar- chaeologia A ustriaca). 1932 habilitierte sich Dr. Pittioni an der Universität Wien als Privatdozent für prähistorische Archäologie. Von Dezem- ber 1937 bis November 1938 wirkte Do- zent Pittioni als wissenschaftlicher Fach- beamter der Wiener Städtischen Samm- lungen am Römischen Museum der Stadt Wien. Die Nationalsozialisten erkannten kurz nach ihrer Machtübernahme 1938 Dr. Pittioni die Lehrbefugnis an wissen- schaftlichen Hochschulen ab. Am 1. De- zember 1938 trat Dr. Pittioni als Beamter in den Dienst des Reichsgaues Niederdon- au (so hieß das um Teile des Burgenlands vergrößerte Bundesland Niederösterreich damals) und blieb, die Zeit des Kriegs- dienstes ausgenommen, bis 1946 in die- sem Dienstverhältnis. Ihm wurde die Lei- tung des Burgenländischen Landschafts- museums Eisenstadt (Burgenländ. Lan- desmuseum) und des Museums des Reichsgaues Niederdonau in Wien (Nie- derösterr. Landesmuseum) übertragen. Von 1940 bis 1942 war er außerdem Schriftleiter der Reihe »Niederdonau, Na- tur und Kultur«. Ab 1942 hatte Dr. Pit- tioni Kriegsdienst mit Einsätzen auf ver- schiedenen Kriegsschauplätzen zu leisten. Als mit Kriegsende Österreich wiederer- stand, lebte die Lehrbefugnis von Dr. Pit- tioni, der sich 1944 mit Erika Gräfin Hardegg vermählt hatte, zum Winterse- mester 1945/46 auf. Seit dem 16. Mai 1946 außerordentlicher Univ.-Prof. für Urgeschichte des Menschen und mit der, Leitung des Instituts für Ur- und Frühge- schichte der Universität Wien betraut, wurde Dr. Pittioni am 13. Jänner 1951 or- dentlicher öffentlicher Univ.-Professor. Er konnte das durch Bombern zerstörte Institut neu aufbauen und ihm schließlich 1962 dessen nunmehrige Räumlichkeiten im Neuen Institutsgebäude in der Univer- sitätsstraße sichern. Seit 1948 gab sein In- stitut die Zeitschrift »Archaeologia Au- striaca«, die 1957 durch die »Beihefte« er- gänzt wurde, heraus. Prof. Pittioni war bis 1976 deren Schriftleiter. Das Wirken des akademischen Lehreres Pittioni war äußerst erfolgreich und verdienstvoll. Sei- ne letzte Vorlesung hielt Prof. Pittioni im Jänner 1984. Univ.-Prof. Dr. Pittioni war ein über- aus vielseitiger und profuktiver Wissen- schaftler mit einem Blick für Zusammen- hänge und mit größter Aufgeschlossen- heit für die Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Fachdisziplinen. In Anerkennung seiner Leistungen wurde er zum Mitglied oder Ehrenmitglied zahlrei- cher wissenschaftlicher Vereinigungen er- nannt. Die österreichische Akademie der Wissenschaften, um die wichtigste zu nen- nen, erwählte ihn 1950 zum korrespondie- renden und 1957 zum wirklichen Mit-
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