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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 18. Mai 1985 glied. Die Tätigkeit im Rahmen der Aka- demie bildete für den Gelehrten bis zum Lebensende einen Schwerpunkt seines Schaffens. Neben der allgemeinen Urgeschichte und der Urgeschichte Österreichs befaßte sich Prof. Pittioni vor allem mit der Er- forschung der urzeitlichen Kupfergewin- nung im österreichischen Alpenraum. Vom letztgenannten Forschungstehma ausgehend, beschäftigte er sich auch mit der mittelalterlichen und neuzeitlichen Metallgewinnung und mit Fragen der In- dustrie-Archäologie. Dazu kamen, be- günstigt durch das starke volkskundliche Interesse des Gelehrten, Forschungen über mittelalterliche und neuzeitliche Ke- ramik aus Österreich und Niederbayern, die zugleich Erkenntnisse über wirtschaft- liche Zusammenhänge und Lebensge- wohnheiten vergangener Zeiten brachten. Auch mit Fragen aus dem Gebiet der Volkskunde beschäftigte er sich gerne. Darüberhinaus war Prof. Pittioni ein Ex- perte der Museumskunde mit reicher praktischer Erfahrung. Schon bald nach dem Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn fand Dr. Pittioni in der Umgebung von Kitzbühel Aufgaben für seine Forschungen. Im Jahr 1930 hielt sich Dr. Pittioni erstmals hier auf. Nach Besichtigung der durch den Kitzbüheler Apotheker Konrad Vogl ge- borgenen Funde vom urzeitlichen Kupfer- bergbau in der Nähe der Kelchalm (Ge- meinde Aurach) wanderte er das Fundge- biet ab und veröffentlichte dann einen Aufsatz über die erwähnten Funde. Seine Erkundungen hatte er von einem in Joch- berg bezogenen Quartier aus unternom- men. Es gelang Dr. Pittioni, die bei der Er- forschung des urzeitlichen Kupferberg- baus auf dem Mitterberg (bei Mühlbach am Hochkönig) bewährte Zusammenar- beit zwischen Urgeschichtsforschung und Bergbaukunde auch für die Erforschung des urzeitlichen Bergbaus im Kelchalm- Gebiet zu nützen. Die Zusammenarbeit von Dr. Pittioni und Dipl.-Ing. Ernst Preuschen brachte in der Folge schöne Er- gebnisse. Dr. Pittioni konnte in Kitzbühel Interesse für diese Forschungen wecken und deren finanzielle Unterstützung durch die Stadtgemeinde Kitzbühel, den Verkehrsverein Kitzbühel und Privatper- sonen erreichen; dazu kamen später wei- tere Förderungsmittel der öffentlichen Hand. Nach Begehen und Vermessung des urzeitlichen Bergbaugebietes im Som- mer 1931 fanden in den folgenden Jahren bis einschließlich 1938 alljährlich im Som- mer unter Dr. Pittionis Leitung wissen- schaftliche Ausgrabungen im Kelchalm- Gebiet statt, an denen auch Einheimische mitwirkten. Dabei konnten vor allem wichtige Erkenntnisse über die Aufberei- tung und Verhüttung der Kupfererze so- wie über die Lebensumstände der urzeitli- chen Knappen und Schmelzer gewonnen werden. Die dabei gemachten interessan- ten Funde wurden ein wesentlicher Be- weggrund für die Entstehung des Kitzbü- heler Heimatmuseums, und Dr. Pittioni als dessen Mitbegründer gestaltete die ur- geschichtliche Abteilung des am 15. Juli 1934 eröffneten Museums. Nach kriegs- bedingter Unterbrechung setzte Prof. Pit- tioni 19i46, 1949, 1950, 1952 und 1953 die Ausgrabungen auf der Kelchalm fort. Die dabei zutage gekommenen, zum Teil auf- sehenerregenden Objekte wurden im Kitz- büheler Heimatmuseum zur Aufstellung gebracht. In den folgenden Jahren be- schäftigte sich Prof. Pittioni vor allem mit Schmelzplätzen, die hauptsächlich in der Umgebung von Jochberg entdeckt wurden. Im Gebiet der Stadt Kitzbühel war 1950 im Vorgelände des Lebenbergs ein Brand- grab zum Vorschein gekommen. Prof. Pittioni publizierte die dabei gemachten Funde. 1964 waren es Brandgräber im sel- ben Gebiet, zu deren Bergung Prof. Pit- tioni eigens aus Wien kam und über wel- che er gemeinsam mit anderen Wissen- schaftlern eine Arbeit veröffentlichte. 1978 konnte Prof. Pittioni im Bereich der Häuser Hinterstadt 14 und 16 einen ur- zeitlichen Siedlungshorizont feststellen. Auch zahlreiche Veröffentlichungen des Gelehrten über Spuren von mittelal- terlicher oder neuzeitlicher Metallgewin- nung, aus dem Gebiet der Industrie- Archäologie und über Keramik des Mittel- alters und der Zeitzeit waren Funden aus dem Bezirk Kitzbühel gewidmet. Kitzbüheler Wandertip Laufen oder verkosten In den vergangenen Tagen machte das Frühjahr, den kalendermäßig anfallenden »Eismännern« zum Trotz, große Fort- schritte. Insbesondere der warme Wind trug dazu bei, daß die Schneeschmelze in höheren Lagen stärker einsetzte. Bald wird man in der mittleren Lage nicht nur wandern können, sondern auch den Ein- bruch des Frühjahrs erleben. Der heutige Tip stellt zwei Veranstaltungen vor. Wer in guter Kondition ist, wird am Samstag, den 18. Mai, am 5. Kelchalm-Berglauf teilnehmen, der um 14 Uhr in Hechen- moos startet. Wer es gemütlicher haben will, ist am Sonntag, den 19. Mai, zwi- schen 10 und 16 Uhr beim Obfeldbauern Georg Oberlechner in Kirchberg zu einem »Tag der offenen Tür.< eingeladen. Für Läufer Der Kelchaimlauf, jetzt schon ein A-Lauf im Österreichischen Berglaufcup, führt von Hechenmoos zum Kelchalm- haus (Bochumer Hütte). Die Strecke ist 5,5 km lang und weist einen Höhenunter- schied von 520 m auf. Für Verkoster Das Bauernhaus Obfeld liegt unmittelbar oberhalb der Talstation des Sessellifts Gaisberg in Kirchberg. Obwohl wir hier All dies läßt erkennen, daß der Groß- raum Kitzbühel in Pittionis Forschungen einen hohen Stellenwert hatte. Nun war aber die Wissenschaft für Prof. Pittioni nie etwas, was lediglich einem kleinen Kreis Auserwählter zugänglich sein sollte. Und so bemühte er sich seit 1930 stets dar- um, alle Interessierten über seine For- schungen im Umkreis von Kitzbühel und über deren Ergebnisse zu informieren. Er schrieb Artikel in den »Kitzbüheler Nach- richten« und dann im »Kitzbüheler An- zeiger«. Er wandte sich mit etlichen Vor- trägen, zuletzt am 17. August 1984 im Kitzbüheler Heimatmuseum, direkt an das interessierte Publikum. Das von ihm mitbegründete Heimatmuseum Kitzbü- hel, dessen urgeschichtliche Abteilung er weiterhin betreute, und das Bergbau- und Heimatmuseum Jochberg, dessen Entste- hen zu einem guten Teil der von Prof. Pit- tioni bei den Proponenten entfachten Be- geisterung für Kulturleistungen der Ver- gangenheit zuzuschreiben ist, dienen dem- selben Ziel. Dies kann auch von seinem Beitrag im zweiten Band des »Stadtbu- ches Kitzbühel« und von der Überlassung von Unterlagen zu seinen Veröffentli- chungen an das Stadtarchivar Kitzbühel gesagt werden. Prof. Pittioni trug Grund- legendes zur Ausbildung eines gesunden Geschichts- und Kulturbewußtseins im Bezirk Kitzbühel bei. normalerweise Liftfahrten und anschlie- ßende Wanderungen empfehlen, muß diesmal der kurze Aufstieg von der Tal- station zum schönen Hof genügen. Dort wird heuer ein Landwirtschaftsbetrieb mit Viehstand und Mechanisierung gezeigt. Das Programm ist einladend genug: Ver- kostung von Milch, Käse, Speck und Bau- ernbrot usw. Information über Land- und Forstwirtschaft, Umweltschutz, Wald- lehrpfad, Ausstellung bäuerlicher Hand- arbeiten. Wer zum Tag der offenen Tür kommt, kann an einer Tombola teilneh- men, deren Preise ausschließlich bäuerli- che Naturprodukte sind. Für Kinder Beim Obfeldbauern wird ein eigenes Kinderprogramm geboten. Zusätzlich zur Besichtigung des Stalles ist die Möglich- keit von Pferdeschlittenfahrten und er- wartet die Kinder ein »Streichelzoo« mit heimischen Tieren. Für Bergfahrer Wer individuell bleiben will, hat jetzt bei Bergwanderungen eine ideale Mög- lichkeit, denn noch gibt es keine Wander- gruppen. Besonders zu empfehlen sind die schon frühlingshaften Bereiche von der Bergstation der Hornbahn 1 (Pletzeralm) nach Hagstein in Kitzbühel und von Gais- berg in Kirchberg. Die Hornbahn 1 und die Hornbahn III (Alpenhaus), geöffnet ab 19. Mai, die Hahnenkammbahn und der Gaisberglift (ab Donnerstag, den 16. Mai) laden zu ersten Bergfahren und Wanderungen ein.
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