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Ortsbäuerinnen des Bezirkes Kitzbühel unterwegs im Waldviertel Besichtigung der landwirtschaftlichen Fachschule »Edelhof« in Zwettl. Samstag, 18. Mai 1985 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Daß Prof. Pittionis vielseitiges Wirken auch geschätzt wurde, zeigen die zahlrei- chen dem Gelehrten zuteil gewordenen Ehrungen. So wurde ihm im Jahr 1965 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. Aber auch Tirol ehrte Prof. Pittioni im Jahr 1978 als einen Freund des Landes, indem es ihm den Tiroler-Adler-Orden in Gold zuerkannte. Die Gemeinde Jochberg verlieh ihm 1979 das Goldene Ehrenzei- chen mit Brillant. Die Stadtgemeinde Kitzbühel schließlich zeichnete den Ge- lehrten im Jahr 1981 durch die Verleihung des Ehrenrings aus. Der Gemeinde Jochberg als seinem Aufenthaltsort während der Sommerfe- rien hielt Dr. Pittioni, die Kriegsjahre ausgenommen, von 1930 bis zuletzt die Treue. Jochberg war für ihn nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch Aus- gangspunkt für zahlreiche Forschungs- vorhaben, Stätte intensiven wissenschaft- 45 Ortsbäuerinnen, Stellvertreterinnen und Mitarbeiter nahmen an der diesjähri- gen OB-Lehrfahrt ins Waldviertel teil. Auch Bezirkssekretär Ing. Hans Staffner bekundete durch seine Teilnahme sein In- teresse an der Arbeit der Bäuerinnen. Unsere Reise ging über Kössen - Reith im Winkl - dem Chiemsee entlang nach Altötting, einem der bekanntesten Wall- fahrtsorte nördlich der Alpen. Nach Be- sichtigung der Gnandenkapelle fuhren wir auf deutschem Boden weiter nach Passau, wo wir die Mittagspause einlegten. Durch das karge und ärmliche Gebiet des ober- österreichischen Mühlviertels gelangten wir nach einem Zwischenstop im mittelal- terlichen Städtchen Freistadt endlich nach Gmünd im Waldviertel, wo wir unser Quartier bezogen. Den Abend nützten wir lichen Arbeitens und Treffpunkt für Zu- sammenkünfte mit Kollegen, Bekannten und Schülern. Zugleich wurde ihm dieser Ort zu einer zweiten Heimat, in die er im- mer wieder gerne kam, zuerst noch mit seinen Eltern, später mit seiner Frau und mit seinen Töchtern, zuletzt auch mit sei- nen Enkelkindern. Hatte er zuerst vor al- lem zu Vordered seine Unterkunft, so wohnte er seit 1952 im Haus von LisI und Georg Krimbacher. Prof. Pittioni kannte den Ort, in dem er 1945 für kurze Zeit die Funktion des Gemeinesekretärs und Dol- metschers gegenüber den Siegermächten versah, recht gut, er fühlte sich hier wohl, er hatte Jochbergs Bewohner gern und konnte mühelos mit groß und klein ins Gespräch kommen. Jochberg, Kitzbühel und Tirol haben mit dem Tod von Prof. Pittioni einen aufrichtigen Freund verlo- ren. Der große Gelehrte und zugleich so einfach gebliebene Mensch wird in dank- barer Erinnerung fortleben. M. R. dann noch für Information und Erfah- rungsaustausch und für ein »Kennenler- nen« der neugewählten Ortsbäuerinnen bei Musik mit der »Kammermusik« (= Loinger Duo). Am 2. Tag lernten wir dann die Proble- me und Besonderheiten des nördlichen Waldviertels, welches direkt an der toten Grenze zur Tschechoslowakei liegt, ge- nauer kennen. Als 1. besichtigten wir die Agrarindustrie in Gmünd, die in der Zwi- schenkriegszeit gegründet wurde, um in diesem Gebiet Arbeitsplätze zu schaffen und so die Abwanderung der Bevölkerung zu verhindern. Hier verdienen 350 Arbei- ter und Angestellte ihr tägliches Brot. Es werden hier hauptsächlich Milch, Getrei- de und Kartoffeln verarbeitet, wobei be- sonders auf die Qualität größter Wert ge- legt wird. Die Milch wird getrocknet und kommt als Kaffee- oder Kindermilch in den Handel. Diese Produkte werden zu 90 Wo exportiert. Aus den Kartoffeln wird Stärke extrahiert und alle möglichen Ar- ten von Trocken-Pürree für verschiedene Firmen erzeugt. Außerdem befindet sich in der Agrarindustrie auch die 1. Athanol- forschungsanlage, die aus Getreide und Kartoffeln in eigenen Destillationsanla- gen Biosprit erzeugt. Anschließend besuchten wir unter Lei- tung des Bezirksobmannes OR Winkel- bauer den landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Arnhof. Hier handelte es sich um einen ausgesprochenen Spitzenbetrieb mit 45 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und 13 ha Wald, während der Durch- schnitt im Bezirk bei 7 ha liegt. Auch bei der Familie Arnhof steht, wie überall im Bezirk, an erster Stelle die Viehwirtschaft; angebaut wird lediglich Hafer, Gerste, Roggen und Kartoffeln. Der Fremdenver- kehr ist in dieser Region praktisch unbe- deutend. Das größte Problem im Bezirk Litschau ist der Mangel an Arbeitsplät- zen, sodaß sehr viele nach Linz oder Wind pendeln müssen und nur am Wochenende heimkommen. Am Nachmittag stand nach der Besich- tigung der Burg Heidenreichstein, der schönsten Wasserburg Niederösterreichs, eine Rundfahrt durch den Bezirk auf dem Programm. Besonders beeindruckend war für uns eine Fahrt entlang des »Eiser- nen Vorhangs«, wo die Gegend sehr öde und verlassen wirkt. Am Abend war noch einmal die Gesel- ligkeit großgeschrieben. Bei Musik und Tanz fand auch ein reger Meinungs- und Ideenaustausch mit der Bezirksbäuerin des Bezirkes Litschau, Frau Arnhof, ih- rem Mann, dem Bezirksobmann ÖR Win- kelbauer und Bezirkssekretär Ing. Het- zendorfer statt. Am 3. Tag besichtigten wir, noch bevor wir die Heimreise antraten, die landwirt- schaftliche Fachschule Edelhof in Zwettl. Es ist dies das landwirtschaftliche Bil- dungszentrum des Waldviertels, wo ca. 300 Burschen und 150 Mädchen in einer 3jährigen Fachschule, einer Winter- und Berufsschule für Burschen und einer 2jährigen Fachschule für Mädchen ausge- bildet werden. Dir. Kastner legt besonde- ren Wert auf coedukative Erziehung und Selbständigkeit der Schüler. Auf Grund der schlechten Situation in der Milchwirtschaft versucht die Schule den Bauern verschiedene Alternativen an- zubieten. So ist der Edelhof z.B. die Ge- schäftsführung des Ferkel- und Maschi- nenringes, führt verschiedene Versuche mit Getreide und Sonderkulturen (z.B.
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