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Samstag. 15. Juni 1985 Kitzbüheler Anzeiger Seite 17 Der Fremdenverkehrsverband Kitzbü- hel hat nicht nur den Verlauf des Monats Mai täglich überprüft, sondern auch am Ende des Monats eine Befragung unter den 25 führenden Hotels in Kitzbühel durchgeführt, um sich ein wirkliches Bild vom Start und Verlauf des ersten Drittels der Sommersaison 1985 machen zu kön- nen. Darüber hinaus wurde in der Juni- Ausschuß-Sitzung ein Incoming-Fach- mann bemüht, die Lage aus seiner Sicht her zu schildern, insbesonders was den englischen Markt betrifft, aber auch, was andere europäische Herkunftsländer und Überseeländer betrifft. Da muß ich gleich sagen, daß der Mai in unseren Breiten kein Sommermonat ist und auch im Juni der Ausbau der Saison aufgrund der Kon- kurrenz des Südens und der Tatsache der Schulferienordnungen nicht leicht, ja schwierig ist. Das wäre zu billig und zu einfach, auch wenn man sich betriebswirt- schaftlich oft die Frage der Kosten und des Nutzens stellen muß. Gefährlich ist, wenn man meint, nur dann den Betrieb laufen zulassen, wenn man voll ernten kann. Das führt zum Abfall von Partnern und zur Einengung der Saisonzeiten auf ein Minimum, was dem Ort und seinem Ansehen enorm schadet. Denn der Aus- spruch, da ist ja immer zu, da ist ja über- haupt nichts los, ist im Tourismus gerade- zu tödlich! Aber nun zurück zum Saisonbeginn und zu den englischen Gästen: Tatsache ist, daß ein Absinken der britischen Gäste zu vermerken ist, aber daraus noch kei- nesfalls eine Beurteilung der Saison abge- leitet werden kann, denn die weiteren tra- genden Nationen wie Deutschland, Oster- reich, USA und die Schweiz weisen alle im Monat Mai eine Nächtigungssteigerung auf. Wenn dieser Trend anhält, könnte der Verlust britischer Gäste zumindestens teils kompensiert werden. Die Ursachen des Abfalls der Engländer sind vielfach. Ein Hauptgrund ist im zu Ende gegange- nen Streik zu finden, der nun seine wirt- schaftlichen Auswirkungen zeigt. Ein Teil der Briten bleibt heuer zu Hause, um sich finanziell wieder zu erholen. Man ist in touristischen Fachkreisen Englands der Ansicht, daß es sich bei diesem Kontin- genteabbau um eine vorübergehende Er- scheinung handelt, und man mittelfristig wieder hoffen darf. Ein weiterer Grund ist die Tatsache, daß im vorigen Sommer die englischen Reisebüros weit stärker nach Tirol hereingebucht haben, weil die Oberammergauer Passionsspiele einen Besucherstrom ausgelöst haben, der min- destens um 20 Wo mehr Briten in den Süd- deutschen Raum und nach Tirol gebracht haben. Aber auch die Extras, die Geträn- ke usw., haben eine Art Reizgrenze über- schritten, die dazu führt, daß einfach we- niger oder nicht mehr konsumiert wird. Darüber hinaus heißt es dann nicht, daß die Halbpension, das Hotel oder die Pen- sion preiswert ist, was einwandfrei zuge- geben wird, sondern es heißt dann verein- facht, »Osterreich ist teuer« und das ist schlimm! Auch meinen die Gäste, daß man sich insbesonders in den Hotels mehr um sie kümmern sollte. Mehr persönli- cher Einsatz, mehr Ideen, die den Gast wieder mehr zum Mittelpunkt machen, sind notwendig. Selbstverständlich muß jede aktivität auch immer organisierbar und finanzierbar sein. Aber es gibt ja gute Ideen, die nicht viel Geld kosten und trotzdem beim Gast gut ankommen. Hier ist ganz besonders wichtig, daß der Unternehmer sich mit den Maßnah- men des Fremdenverkehrsverbandes und mit dessen Programme identifiziert, sie selbst studiert, um sie dem Gast erklärten und schmackhaft machen zu können.Da gibt es ein Wanderprogramm, ein Aktiv- programm, ein Veranstaltungsprogramm usw. usw. Aber was nützt das dem Gast und dem Ort, wenn der Gast nicht infor- miert wird, weil es der Vermieter selbst nicht einmal weiß! Nicht alle Unternehmer sind dabei ge- meint. Nein, es gibt sehr aktive Hoteliers und Pensionsbesitzer, die sich um ihre Gäste kümmern. Und man höre und stau- ne, diese aktiven Häuser erzielen einen recht guten Preis und eine recht passable bis sehr gute Auslastung. Ohne Fleiß kein Preis, könnte man dazu sagen. Gesagt werden muß auch, daß das Warten auf den Gast keine Fremdenver- kehrspolitik ist, und auch nicht zum Er- folg führen kann, denn es gibt zahlreiche andere Unternehmer, die nicht warten, sondern reisen. Unternehmer, die hinaus- fahren, neue Partner suchen, und auch finden, verhandeln und abschließen. Das kann der Fremdenverkehrsverband dem Unternehmer keinesfalls abnehmen, das muß jeder selbst erledigen. Falsch ist es auch, wenn ein Unternehmer eine Ver- kaufsreise antritt, ohne den Verband vor- her und rechtzeitig ZUL informieren. Dieser könnte ihm bei der Herstellung von Ter- minen und vor allem mit Ortsinformatio- nen und Unterlagen behilflich sein. Was nützt es einem Vermieter, wenn er im Ausland einem interessierten Partner, sprich Reisebüro, gegenübersitzt, und der Vermieter beim Zusammenstellen eines Packages, das heißt eines globalen Ge- samtangebotes, nicht weiß, wie die Ski- schulpreise im Ort sind, was eine Tennis-, Golf- oder Reitstunde kostet, was ein Ski- paß in der Vor-, Zwischen-, Haupt- und Nachsaison kostet, was ein Bustransfer vom Flughafen zum Haus kostet und wer einen solchen Gästetransport durchführt und viele andere Fragen dazu. Der Reise- büropartner wird höflich aber unverbind- lich bleiben, weil er den Verkäufer bzw. Anbieter als inkompetent betrachtet und damit als nicht zuverlässig. Eine Zusam- menarbeit und geschäftliche Partner- schaft wird kaum zustandekommen. Dies nicht wegen des Hauspreises, sondern we- gen der Unzulänglichkeit der Ortskennt- nisse. Deshalb heißt der Partner für die Vermieter: Fremdenverkehrsverband! Vom Fremdenverkehrsverband Kitzbü- hel wurden in den vergangenen Monaten auf den Gebieten Wegenetz, Alpenblu- mengarten und Golf viele Vorarbeiten ge- leistet und im Arbeitskreis Werbung ist man daran, die gesamte Linie neu zu kon- zipieren und auf einen mittelfristigen Zei- traum abzustellen. Steter Tropfen hölt den Stein! Das gilt auch in der Werbung und in der Arbeit für die Verbesserung der Infrastruktur. Nach der Analyse eines siebenjährigen Verlaufes der touristischen Entwicklung und unter Zuhilfenahme al- ter und neuer analytischer Erkenntnisse wird nun systematisch an die Märkte her- angegangen. Kitzbühel weiß aus der jahr- zehntelangen touristischen Erfahrung, daß Sensationen nicht aus dem Boden zu stampfen sind, ja, daß bei manchem Ver- such sogar Rückschläge in Kauf genom- men werden müssen. Allein schon aus der Tatsache heraus, daß wir uns nicht über- schätzen dürfen, daß es eine weltweite und immer stärkere Konkurrenz gibt. Man wird mehr miteinander reden müs- sen, Erfahrungen austauschen müssen, näher zueinanderrücken müssen, um als Einzelner nicht den Anschluß an gewissen Entwicklungen zu verpassen. Breite, sachliche Diskussionen,, die dem Hauptproblem Sommer gelten müs- sen, genauere Beobachtung des Winters, der auch nicht mehr von selbst läuft, wer- den erforderlich sein und sind jedem tou- ristischen Bereich zu empfehlen. Nur mit dem Reden kommen die Leut' zusammen, nur aus den Erfahrungen mehrerer oder vieler kann Gutes herausgefiltert und Nachteiliges vermieden werden. LUA Geselliges Beisammensein Am Donnerstag, den 14. Juni 1985, tref- fen wir uns im Alfons-Petzold-Heim zu einem geselligen Beisammensein. Beginn 19.30 Uhr. Zum Besuch ladet freundlich ein: Toni, Obmann-Stellvertreter. Das Altersheim dankt! Ein herzliches »Vergelt's Gott« vom Altersheim Kitzbühel mit Schwester Obe- rin dem Bus- und Taxiunternehmer An- ton Mariacher für die kostenlose Fahrt zum Wildpark Aurach sowie der Familie Pletzer für den Gratis-Wildpark-Besuch und die gute Jause. Die Daheimgebliebenen bedanken sich ebenfalls für die gute Jause. Fremdenverkehrsverband Kitzbühel: »Für den Sommerfremdenverkehr noch viel mehr tun, aber die Wintersaison nicht vernachlässigen« Kommerzialrat Wolfgang Hagsteiner
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