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Tiroler Militär-Fünfkampfmeisterschaften Der Hindernislau/' erfordert besondere Kondition und Mut. Samstag, 13. Juli 1985 Kitzbüheler Anzeiger Seite 21 Zu Beginn ein Nicola Matteis, Suite a-moll. Dann ein John Dowland -- Solo- Flötenstück (bereits damals; heute schätzt man einstimmige Stücke leider wenig oder gar nicht): »Sinnierereien eines Herzogs beim Blick aus dem Fenster«, könnte man's betiteln. Helmut Schaller - ein auf allen Blockflötentypen Beheimateter! Auch Michaela Cutka erwies sich als be- achtliche Könnerin. Sie hat sich auf die Barockgeige spezialisiert - ein Instru- ment mit seltsam flachem Klang, auf den oberen Saiten glasig... Giovanni Bassano, Ricercar: Ein Stück von großer Einsam- keit. Die Musiklandschaft, wenn man so sagen will, blieb dann übrigens über Dar- io Castello (Sonata seconda), Girolamo Frescobaldi (Canzon), Thomas Morley (Canzonetten), Johann Christoph Pe- pusch (Trio-Sonate F-Dur), Sylvius Leo- pold Weiss (s.u.!), Arcangelo Corelli (Sonate e-moll, op. 5/8), M.P. de Mon- teclair (Gesang, der kleinen Vögel; eine ge- wisse Ausnahme) und schließlich Georg Philipp Telemann (Trio-Sonate a-moll) ziemlich gleich oder doch sehr ähnlich: Häufiger »Cantus figuralis«, Schnörkel- werk also (wie im Baustil), überraschend Virtuoses und im allgemeinen, was ver- wunderte, sehr viel Traurigkeit - z.B. bei Morley (»11 Lamento«). Es ist natürlich schwer, bei diesen viel- fach gewaltsam ausgegrabenen Komposi- tionen die Spreu vom Weizen, das bloß Epigonale von vorhandenem Genialem zu scheiden. Das meiste wird wohl auch mehr oder weniger lediglich der Unterhal- tung gelangweilter Damen und Herrn ge- dient haben. Trotzdem: Bei genauerem Hinsehen oder Hinhören ist doch viel künstlerisch Eigenwilliges feststellbar und Gestaltungsbemühen; allerdings wenig Kühnes. - Seltsames Lebensgefühl, das sich in all dem spiegelt - ein Erleben gleichsam zwischen betörender Sinnen- welt und Übersinnlichem, zwischen Him- mel und Erde, ganz hier und doch auch dort, »drüben«, in seltsamer Simultanität - wie eben der Barockmensch war (so- weit es den Barockmenschen überhaupt gegeben hat!). Immerhin - zumindest was die deutsch-österreichische Form des Barocks betrifft - begreift man aus die- ser Musik heraus und von ihr zur Synopse angeregt, einmal mehr den aufgerissenen Himmel der Barockmaler mit seinem ge- radezu unverschämten Blick in die Herr- lichkeit Gottes. Die Gitarre, als Basso continuo einge- setzt - eigentlich, wie Wolfgang Jung- wirth selbst kommentierend betonte, art- fremd, ein Kompromiß. (Darmsaiten!) Auch er verstand es schließlich, sich aus der bloßen Begleiterrolle in den solisti- schen Vordergrund zu spielen - mit drei Stücken von Weiss (s.o.!), einem Bekann- ten J. S. Bachs. Ein interessanter, hörenswerter Abend mit einem Ensemble, das hoffentlich noch lange zusammenarbeitet und so immer »barockreifer« wird. Hugo Bonatti Unter der Gesamtleitung von Oberst- leutnant Werner Achorner, Stv.-Regi- mentskommandant des Landwehrstamm- regimentes 63, wurde in den letzten 3 Mai- tagen die Tiroler Militärmeisterschaft 1985 im militärischen Fünfkampf in Inns- bruck und Absam durchgeführt. Dieser anspruchsvolle und leistungsfordernde Bewerb umfaßt die Disziplinen Schießen, Hindernislauf, Schwimmen, Handgrana- tenwerfen und Geländelauf. Die 40 besten Heeressportler Tirols, unter ihnen auch Biathlonweltklassemann Klaus Sulzenba- cher, lieferten sich packende Kämpfe, as denen schließlich die Osttiroler Soldaten als Sieger hervorgingen. Der stv. Militär- kommandant, Oberst des Generalstabes Richard Neururer, übergab den siegrei- chen Teilnehmern Ehrenpreise und Ur- kunden. Die Ergebnisse in der Einzeiwertung: und Tiroler Militär-Fünfkampfmeister Oberleutnant Martin Lamprecht, Landwehrstammregiment 64, Lienz Stabswachtmeister Andreas Kersch- baumer, Landwehrstammregiment 61, Innsbruck Wehrmann Helmut Weger, Jägerba- taillon 21, St. Johann Barocke Miniaturen auf Geige, Blockflöte und Gitarre (Konzert vom 1. Juli im Handelskammersaal) Das Wort Barock, von franz. »barc- auch deshalb, weil sich der Handelskam- que«, schiefrund, also perlenförmig, war mersaal einfach gegen derart intimen ursprünglich eine Spottbezeichnung für Klang stellt... Schwülstiges. Die Bezeichnung blieb dann für einen Kunstgeschmack, der vornehm- Was nichts daran änderte, daß eben die lich im 17. und 18. Jhd. den Stil bestimm- Zeitepoche, welche man so nennt (Früh- te - in der Musik, in der Literatur, in der bis Spätbarock), wie ein Film vor dem Baukunst; in England ebenso wie in deut- Publikum ablief. Gewiß, ein Film mit schen Landen, in Frankreich wie in Italien Längen! Die harmonischen Ausflüge der und Spanien. Im Baulichen allerdings Meister jener Zeit doch eher bescheiden, blieb dieser Stil doch vornehmlich und in ebenso wie - bei aller sonstigen Ab- besonderer Prägung auf den Süden wechslung - die Differenziertheit von Deutschlands, auf Österreich und den Satz zu Satz. Was mir, dem Unterzeichne- Einflußbereich habsburgischer Herr- ten, im Hören immer wieder aufstieg, war schaft (Karl V. etwa) beschränkt. die Vorstellung, jetzt und jetzt müßte eine Einige von den musikalischen Perlen Art »Zeitsprung« statttfinden, welcher des Barock durfte man kürzlich in einen- den Saal zum barocken Interieur umbil- weiteren vom Kulturreferat der Stadt det; die drei Akteure - Michaela Cutka, Kitzbühel veranstalteten Konzert hören Wolfgang Jungwirth, Helmut Schaller - - Miniaturen, musikalische Kleinkunst. plötzlich mit Puderperücke, die Dame ge- Klein blieb auch der Klang, bedingt durch rüscht und mit Reifrock, die Herren in das geringe Tonvolumen von Barockgei- brokatenen Gehröcken und engen Bein. ge, Blockflöten und Gitarre; klein freilich kleidern...
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