Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 38 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 13. Juli 1985 daß viele Bauern schon im Herbst Heu kaufen mußten. Hoffentlich bringt der am 2. Mai 1935 stattfindende weitbekann- te Frühjahrsmarkt den Landwirten durch guten Viehabsatz zu angemessenen Prei- sen einige Erleichterung. 1. Mai 1935. Die Stadtgemeinde Kitz- bühel hat mit den Schulleitungen, den Wehrverbänden und der Vaterländischen Front ein Programm für diesen Tag zu- sammengestellt. Platzkonzert am Vor- abend. 9 Uhr Sammeln am Sportplatz und Aufmarsch zur Feldmesse im Schul- hof. 10 Uhr Aufführung des Festspiels »Bekenntnis zu Osterreich« auf der Frei- lichtbühne am Schulhausplatz; hernach Umzug der Jugend und der Festteilneh- mer durch die Stadt. Kitzbühel. Sängerreise. Am 26. April 1935 ist die Kitzbüheler Nationalsänger- und Jodlergruppe Praxmair nach Eng- land abgereist, wo sie in England im Kon- zertrestauiant »Hungaria« durch fünf Wochen gastieren. Die Sänger genießen in England durch ihre Darbietungen im Vor- jahr einen guten Ruf. Zum Abschied am Bahnhof hatten sich viele Freunde mit Fremdenverkehrsobmann Dr. Buschman eingefunden. Kitzbühel. Hotelbau. Herr Hans Hüb- ner, der Anreger des großen Hotelbaues in Kitzbühel, reist am 10. Mai 1935 nach London, um die Pläne für das geplante Hotel dem Prinzen of Wales vorzulegen, der sie besichtigen möchte. Der Baugrund wurde bereits angekauft. Für die architek- tonische Ausgestaltung des Hotels wird auch Architekt Professor Holzmeister herangezogen. Das Projekt stammt von dem Kitzbüheler Maler-Architekten Al- fons Walde. Kitzbühel. Dreizehnlinden. Am 7. April 1935 ereignete sich in der Siedlung Dreizehnlinden in Brasilien ein bedauerli- cher Unfall. Frau Julie Einwailner aus Kitzbühel ging abends von Dreizehnlin- den hinüber nach der Siedlung Baben- berg. Unterwegs wurde sie von einem Banditen überfallen, der ihr mehrere schwere Hiebwunden am Kopf beibrach- te. Die Bedauernswerte blieb besinnungs- los liegen. Ihr Gatte, der ihr infolge des langen Ausbleibens entgegenging, fand sie bewußtlos nebem dem Weg liegen. Der Täter konnte nach einigen Tagen dem Ge- richte eingeliefert werden. Kirchberg. Fußball. Am 28. April 1935 fand ein Wettspiel der Fußballjugend von Kirchberg gegen die Mannschaft von Aur- ach statt. Kirchberg siegte 2:1. Besonders Hervorragendes leisteten die beiden Spie- ler Weißensteiner und Zopf. Going. Murbrüche. Infolge der häufi- gen Niederschläge der vergangenen Zeit (April/Mai 1935) löste sich oberhalb der mittelsteilen Söllnerwiese des Bauern Hochfilzer ungefähr tausend Kubikmeter Stockletten los und blieben auf der Wiese liegen. Auch die Wiese des Bauern Rech- eis wurde zum Teil belegt. Hochfilzen. Denkmal. Am 1. Mai 1935 war hier die feierliche Einweihung der Dollfußgedenktafel am Kriegerdenkmal. Kitzbühel. Marmolata. Am 28. April 1935 fand auf dem schnellsten Skiberg der Alpen, der Marmolata, der vierte Ab- fahrtslauf statt. Der Kitzbüheler Siegfried Engl sowie sein Kamerad Zingerle, Axams, legten die vier Kilometer lange Strecke mit einem Höhenunterschied von 1400 Metern meist springend zurück. Sal- tos und Sprünge von 10, 20 Metern folg- ten einander. Leider hatte beiden Fahrer, die unbedingt als die besten des Rennens anerkannt werden müssen, das Mißge- schick, im Tobel zu stürzen. Bis sie sich aus dem metertiefen Schnee herauswüh- len konnte, waren kostbare Sekunden ver- loren. Der Kitzbüheler Leo Gasperl, Trai- rr der italienischen Olympiamannschaft, zog sich am Vortag eine Verletzung zu und konnte nicht starten. Die Ergebnisse: 1. Larssen Urdahl, Norwegen, 2.34,20; 2. Siegfried Eng!, Kitzbühel, 2.35 und 3. Franz Zingerle, Innsbruck, 2.46. Kitzbühel. Skiklub. Die politischen Verhältnisse gingen aber auch an uns nicht spurlos vorüber, trotzdem der Klub immer vollkommen objektiv, bei einer Vermeidung jeder politischen Tendenz, nur dem Sportbetrieb diente. Im August 1934 wurde der erste Vorstoß unternom- men und folgtem diesen noch mehrere bis zum Winterbeginn. Nach langwierigen, aufreibenden Verhandlungen mit der po- litischen Behörde und den freiwilligen Wehrverbänden stand der Klub knapp vor der Saison vor der Auflösung. Diese konnte durch neuerliche Besprechungen und Nachgiebigkeit im letzten Moment vermieden werden. Mehrere Mitglieder des Ausschusses legten ihre Stellen zurück und wurden durch Personen ersetzt, wel- che die politische Behörde bestimmte. Kitzbühel. Zu verkaufen: Guterhalte- ner moderner Kinderwagen, tiefer Ka- sten, 50 Schilling; schöner Photoapparat, 35 Schilling; Spirituskocher, zwei Flam- men, wie ein kleiner Herd, 25 Schilling; gutes Flügelhorn 22 Schilling. Kitzbühel, Untere Gänsbachgasse, Mai 1935. Jochberg. Musikkapelle. Im Jahre 1884 trug die Musik die Uniform, welche heute (1935) die Jungmusik Kitzbühel trägt. En- de 1885 gab es eine andere: braune Blusen und runde grüne Hüte mit Geierfeder. 1891 wurde erstmals die Bergmannsuni- form getragen. 1909 mußte wieder eine andere angeschafft werden. Nach dem Krieg hatte die Musik bis zum Jahre 1926 keine Uniform. Erst 1926 bekam sie die gegenwärtige Uniform: braune Röcke, grüner Kragen, Turnerhut mit Adlerkiel. Kitzbühel. Hoher Besuch. Am 3. Mai 1935 traf mittels Privatkraftwagen Fi- nanzminister Dr. Buresch mit Familie in Kitzbühel ein und stieg im Hotel »Weißes Rößl« ab. Am nächsten Tag besuchte Dr. Burech den Amtsverwalter Max Werner, besichtigte mit diesem die beiden Kirchen, macht einen Gang durch die Stadt, um auch noch den Platz für das geplante Großhotel in Augenschein zu nehmen. Der Finanzminister war begeistert über Kitzbühels Schönheiten, die prachtvolle Lage und versprach Herrn Amtsverwalter Werner den Besuch baldigst zu wiederho- len. Kitzbühel. Verschönerungsverein. Bei der am 4. Mai 1935 im Hotel »Weißes Rößl« unter dem Vorsitz von Obmann Kommerzialrat Hans Hirnsberger abge- haltenen Jahreshauptversammlung des Verschönerungsvereines Kitzbühel-Stadt wurce der langjährige Schriftführer Schuldirektor Franz Walde in dankbarer Anerkennung seiner großen Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt. Der umfang- reiche Tätigkeitsbericht des geschäftsfüh- renden Obmanns Johann Tagwerker wur- de mit Befriedigung zur Kenntnis genom- men. Kirchberg. Lebensrettung. Am 6. Mai 1935 stürzte der Besitzer der Herrenmüh- le, JDsef Schweiger, in der Nähe seines 1-lolziagerpiatzes in die hochgehende Ache. Er wurde bis unter die Rainwirts- brücke geschwemmt. Die in der Nähe der Brücke beschäftigten Rainwirtsöhne An- drä und Wolfgang Schweiger sprangen sofort ins Wasser und bargen den Leblo- sen mit Hilfe einiger Männer. Die Wieder- belelungsversuche waren von Erfolg be- ‚1eitct. Den Bemühungen des Arztes Dr. Schuster gelang es, die unmittelbare Le- bensgefahr zu bannen. Andrä Schweiger hat nun schon zum dritten Mal einem Menschen das Leben gerettet. Kitzbühel. Hahnenkammbahn. Am 30. April 1935 fand die 5. Generalversamm- lung der Bergbahn AG Kitzbühel statt. Aus dem Bericht des Präsidenten Josef Herold ist zu entnehmen, daß die Bahn trotz der für den Fremdenverkehr im Jah- re 1934 ungünstigen Verhältnisse - deut- sche Ausreisesperre, Februar- und Juliput- sche - in zufriedenstellender Weise gear- beitet hat und gegenüber dem Jahre 1933 nur einen Abfall von 14 Prozent zu ver- zeichnen hatte. Die Hahnenkammbahn hat 38.879 Personen zu Berg und 9.371 zu Tal befördert. Der Winter 1935 hat die höchs:en Ziffern seit Bestand gebracht. Schon am 11. März 1935 konnte der 40.000. Gast befördert werden. Kitzbühel. Hauptschule. Unter dem Vor- sitz von Amtsverwalter Max Werner hat sich im Mai 1935 ein Komitee zur Erhal- tung der Hauptschule, und daß die Ge- meinde Kitzbühel-Land nicht ausgeschult werden müsse, gebildet. Weiters wurde in einem Aufruf an die Bevölkerung die Bit- te gerichtet, durch Zeichnung von Spen- den (in bar oder Naturalien) und Leihgel- dern dazu beizutragen, dieses wichtige Bildungsinstitut zu erhalten. 4
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