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Jugend im Kloster. Samstag, 12. Jänner 1985 Kit2büheler Anzeiger Seite 3 Kapuzinerkloster Kitzbühel - Rückblick auf das Jahr 1984 Stellen wir uns drei Rosen vor: - die eine ist in voller Blüte, - die andere ist bereits verwelkt und läßt den Kopf hängen, - die dritte ist noch verschlossen, will aber bald zur Blüte aufbrechen. Diese drei Arten von Rosen sind wie ein Spiegelbild, in dem wir die besonderen Ereignisse des vergangenen Jahres wieder- erkennen können. Zunächst die geknickte Rose, die das Unangenehme und Leidvolle versinnbil- det, nämlich Krankheit und Not, Abschied und Tod. Auch das gab es 1984. Wir er- fahren immer wieder Krankheit und Be- grenztheit in unseren eigenen Reihen und werden an der no:wendigen Arbeit und Gemeinsamkeit behindert. Wir erfahren aber auch täglich die Not von Menschen, die zu uns an die Pforte kommen. Wir nennen sie »Sandler«. Wir versuchen ihnen zu helfen mit Brot und Kleidung. Kann das aber genügen?... Der Tod hat uns liebe Menschen ge- raubt. Um nur einige besondere Wohltä- ter und Freunde des Klosters zu nennen: Edi Überall, Willi Pritzi, Karl Planer, Fr. Kaaserer u.a.m. Geknickte Rosen das Jahr hindurch. Das Schöne nd Gute im abgelaufenen Jahr ist für uns wie eine blühende Rose, die uns Freude schenkt. Die Aufzählung einiger besonderer Ereignisse will nicht als Leistungsschau verstanden sein, sondern einfach als Ausdruck unserer Freude über blühendes Leben mitten unter uns, in der Gemeinschaft des Klosters, in der Gottes- dienstgemeinde und in der Kirche über- haupt. In der Brüdergemeinschaft feiern wir des öfteren Feste, die nach außen eher verborgen bleiben. Dazu gehört das tägliche gemeinsame Beten und Sin- gen, dazu zählen wir verschiedene Treffen und Feiern mit Brüdern aus anderen Klöstern. Anlaß zum Feiern war z.B. das 25jährige Ordensjubi- läum von P. Alfred Eder und Br. Dis- mas Falkner. Wir beherbergen im Haus auch viele Gäste, die Urlaub ma- chen und die Stille des Klosters lieben. Zwei Wochenenden mit Jugendlichen führen zu Besinnung und brüderli- chem Gespräch. Wir selber sind manchmal in anderen Klöstern zu Gast, um zu feiern, um miteinander ins Gespräch z kommen, um uns ge- genseitig zu stützen und weiterzubil- den. Die Gottesdienstgemeinde in der Klo- sterkirche kann auf festliche Anlässe zurückblicken. Erwähnt sei etwa die Osternachtfeier um 5 Uhr früh am Ostermorgen, musikalisch verschönert durch den Franziskuschor, der auch zu anderen Anlässen seinen Beitrag lei- stet. Wir freuen uns über das eifrige Mitsingen bei den Gottesdiensten, über das Musizieren verschiedener Gruppen, wir sind dankbar für das Mitwirken von Lektoren, Ministranten und vor aLem auch der »Kitzbüheler Spatzen«. Gottesdienstfeiern mit einer besonderen Note waren: die Kinder- gartenfeier zum Muttertag, die Schü- lergottesdienste, die Maiandachten, der Anbetngstag, die Erstkommu- nion-Dankfeier, das Stundgebet an Weihnachten usw. Ein besonderes Anliegen ist für uns Kapuziner, daß wir den franziskani- schen Geist zu vermitteln suchen. Dies tun wir monatlich für die »Franziskus- freunde«, iie heuer auch eine Wall- fahrt nach Mariathal bei Kramsach unternahmen Wir bemühen uns, ge- mäß dem Jahresthema von der »Evan- gelisierung«, einen Zugang zur Bibel anzubieten in einer eigenen Bibelrun- de. Auch nach außen geht unser Wirken: Aushilfen in der Pfarre Kitzbühel und in den anderen Pfarreien des Dekana- tes und auch darüber hinaus. Wir wer- den angefordert für Einkehrtage, Schulentlaßtage, für Exerzitienkurse und Volksmissionen... Lauter blühendes Leben in der Kirche Gottes. Jedes Fest, jedes friedliche Zu- sammenkommen von Menschen ist wie ei- ne blühende Rose, uns allen zur Freude. Nicht vergessen sei in diesem Zusammen- hang der Blick dann und wann über den eigenen Kirchturm hinaus, wenn wir mit- helfen, die Nöte in der Welt abzuwenden: am Familienfasttag, am Caritas- und am Weltmissionssonntag, bei der Aktion »Bruder in Not«... Wir merken, daß die Gläubigen gerade in der Klosterkirche sehr gebefreudig sind. Ein ganzer Blu- menstrauß von aufgeblühten Rosen! Schließlich muß auch gesagt werden, daß nicht alles so läuft, wie wir es uns wünschen. Mit manchen Dingen und Vor- kommnissen sind wir nicht so zufrieden; Aber vieles läßt hoffen auf vollere Blüten. Noch sind es Knospen... Was unseren Ordensnachwuchs be- trifft, so läßt das Interesse zu wün- schen übrig. Und doch gibt es junge Menschen, die hoffen lassen. Gerade die Jugendwochenenden haben dies deutlich aufgezeigt. Knospen, die im Aufgehen sind. Das religiös-kirchliche Leben in Kitz- bühel ist statistisch gesehen sicher un- befriedigend. Wir erfahren aber auch vermehrt, daß die Menschen nach Le- benssinn suchen, sie bitten um Aus- sprache und Lösung von Problemen und Schuld, es gibt auch echte Bekeh- rungen und neues Leben. Das läßt hof- fen für die Zukunft. Die seelsorglichen Anforderungen ge-
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