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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 31. August 1985 einen Riesenbeifall und das Konzert brachte eine Stimmung, wie selten in un- serem Heimatort erlebt. Wen wundert es, daß bei flotten Ländiern und unterhaltsa- mer Musik bis in die Nacht das Tanzbein geschwungen wurde. Die zauberhaften Marketenderinnen Regina und Gretel brachten manchen Marillenschnaps an den Mann, und Hubert und Jock fanden den reißenden Absatz von Schallplatten und Kassetten. Am Sonntagmorgen um 11 Uhr gab Seine Kaiserliche Hoheit Dr. Prinz Louis Ferdinand von Preussen einen Empfang für die Stadtmusik Kitzbühel und Vertre- ter der Stadt Langemarck (Belgien), mit denen eine Partnerschaft zu Borgfeid be- steht. Mit einer zu Herzen gehenden An- sprache wies er auf die Gemeinsamkeit in Kultur und Sprache hin, die unsere Völ- ker verbinde. Der dargebrachte »Hohen- zollern-Marsch« sei ihm noch nie so voll- endet dargeboten worden, wie von den Kitzbüheiern, sagte mir Fritz Louis Ferdi- nand beim gemeinsamen Erbensuppenes- sen. Das Fest der 750-Jahr-Feier fand seinen Abschluß im großen Festumzug. Sechs Kilometer lang mit 60 Festwagen, welche die Geschichte unserer niederdeutschen Heimat darstellten, vom Dreschen, Torf- stechen, Spinnstuben, Aalfangen und Wollen wir gleich in das Zentrum des Abends einsteigen: Dimitri Schostako- witsch, Trio für Klavier, Violine und Cel- lo e-moll, op. 67 - Totenmal für einen Freund. Äußerst heikle Flageoletts im Cello (eine Eingabe des Teufels, wahrhaf- tig!) eröffnen.. .Die gedämpfte Geige fällt ein.. .Schließlich gesellt sich das Klavier hinzu.. .Schostakowitsch: Das ist östlicher Beweis, daß westliche Musik - auch, wenn sie »modern« sein will - nicht un- bedingt scheußlich klingen muß. Trotz- dem: Das Werk ist nicht eben leicht zu re- alisieren, d.h. zu »Klang« zu bringen. Da muß schon eine Monique Duphil am Flü- gel sitzen, und ein Geiger vom Format Antonio Nünez's (man hat ihn hier nie so gut, so klangvoll, so farbig erlebt - so tonschön) und Florian Ebersberg: Auch er zeigt sich bestens disponiert. Was für ein Werk! Im 2. Satz etwa - »Danse macabre« Hier spuckt die Hölle eines KZs - der Freund kam in einem solchen um - sämtliche bösen Geister aus. Ein musikalisches Pandämonion! - Und dann die erschütternde Klage (3. Satz) - in Form einer Partita, Passacaglia. Die Geige trägt sie vor, das Cello übernimmt, während im Klavier ostinate Akkorde be- stimmt werden (Man vergleiche mit Schu- berts »Doppelgänger«!). - Attacca- Übergang in den 4. Satz (Allegro). Da ist tatsächlich eine Unerbittlichkeit artiku- liert, welche sämtliche Facetten menschli- chen Leids widerspiegelt. Todesangsst wird greifbar.. .Eine Seele schreit, schreit... »Col legno« - d. h., die Saiten Räuchern, wurden dargestellt. Und inmit- ten immer wieder unsere in Borgfeid lieb- gewonnenen Freunde aus Kitzbühel. Nach dem Festzug traten die anwesen- den Musikkapellen noch der Reihe nach im Festzeit auf. Um 18 Uhr war die Stadt- musik für eine halbe Stunde geplant. Das tobende Publikum, weiches unter den Klängen der Stadtmusik schlagartig zu tanzen begann, brachte es fertig, daß aus dieser halben Stunde anderthalb Stunden wurden; Nach diesem letzten Auftritt ging es ins Schützenheim, welches sich neben dem Festzelt befand, zum Abendessen. Eine große Anzahl von Fans verließ das Zelt und folgte den Kitzbüheler Musikanten, sodaß der Schützenwirt gezwungen war, den Eingang in sein Lokal iu versperren, was einige lautstarke Proteste auslöste. Nach einer herzlichen Verabschiedung durch Bürgermeister Hans Schulz ging es um 21.45 Uhr mit dem Bus zum Haupt- bahnhof Bremen, von wo aus die Rück- fahrt - per Schlafwagen - angetreten wurde. Die Stadtmusik Kitzbühel mit Sepp Ga- steiger und Andreas Feller waren liebe Gäste und hervorragende Werber für das Land Tirol. Dank sagt für alle Bremen- Borgfelder Euer Freund und »Konsul« Günther. von Geige und Cello mit dem Holz des Bogens geschlagen. Aus! Wie sehr das Publikum auch nach ge- mäßigter Moderne verlangt, zeigte der un- gewöhnliche Applaus. Das Konzert hatte jedoch mit einem Beethoven begonnen - dem Trio Es-Dur, op. 1/1. Locker hingepinselt (hier fiel Nü- nez zum erstenmal auf); sehr runder Klang (Duphil); man freut sich über Ebersberg (gang »am Damm«). Wunder- schönes Hauptthema mit gewisser Ver- wandtschaft zum 2. Satz von Mozarts »Kleiner Nachtmusik«. Beethoven in Mozart-, bzw. Mozart-Haydn-Nähe; und doch bereits er! - - Adagio cantabile: Nünez spielt das Hauptthema weit ausho- lend, wunderschön.. .Zwiegespräch Geige - Cello.. .Der Satz wird zum Zuckerl. Das war »cantabile«. - Scherzo: Sprit- zig, huschend. . .Und endlich der synko- pierte Rhythmus im Finale (am Auftakt!). Ein Beethoven, welcher überzeugte. Der Rest des Abends - ein sehr langer Rest - »brahmste«. Klavierquartett A-Dur, op. 26. (Wir hörten es heuer be- reits von den »Salzburgern«.) Schwelgen in breiten Kantilenen, Akkorden, offenen Oktaven. Viel »Atem« - eben alles, was zum großen Brahms gehört. Jürgen Geise (Viola) als Gast: Ein Bratschist, wie man ihn sich nur wünschen kann; tempera- mentvoll! - Edel vorgetragenes Adagio- thema ... Die Frage der (schrecklichen) Sa- gan »Lieben Sie Brahms?« - Romanti- tel! - wird spontan verständlich. Die Spannung, übrigens trotz Überlänge des Werks, erstaunlich durchgehalten. »Sym- phonie für Geige, Bratsche, Cello und Klavier obligat« möchte man sagen! - in Ausklang »in letzter Steigerung«, bei- nahe allegrissimo... Die Zugabe keine Satzwiederholung, sondern Andante« (?) aus dem Quartett op. 60. Ein beachtliches Konzert, ein beachtli- ches »Trio Plaza«! Hugo Bonatti Schulbeginn 1985/86 an den Kitzbüheler Volksschulen Montag, 9. September: 8 Uhr Eröff- nungsgottesdienst in der Pfarrkirche. Die Schüler (ohne Schulanfänger!) versam- meln sich im Schulhof und gehen gemein- sam in die Pfarrkirche. Nach dem Gottesdienst werden die Schüler in die Klassen eingewiesen. Anschließend Eröffnungskonferenz. Dienstag, 10. September: Für die Schü- ler der 2. bis 4. Klasse beginnt um 7.30 Uhr der Unterricht. Die Schulanfänger (auch die Schüler der Vorschulklasse) versammeln sich ebenso um 7.30 Uhr mit ihren Eltern im Schulgebäude und werden den Klassen- lehrern übergeben. Die Aufteilung der Schüler auf die Anfängerklassen ist zum Schulanfang auf der Anschlagtafel er- sichtlich. Tiroler Pilzschau in Jenbach Der Verein für Pilzkunde Tirol veran- staltet am Samstag, 31. August, und Sonntag, 1. September, in der Haupt- schule Jenbach eine Jubiläumsausstel- lung. Gezeigt werden an die 300 Pilzarten, Pilzlehrtafeln, Literatur und Bestimmung mitgebrachter Pilze. Filmvorträge und Vorträge, Rezepte, Kulinarisches aus der Pilzküche. Weiteres Angebot: Sonderpost- amt mit Sonderstempel, Ausstellung hei- mischer Mineralien. Geöffnet an beiden Tagen von 9 bis 19 Uhr. Eine Herrenpilzfamilie. Ein beachtliches »Trio Plf. i7A.« Das 4. Kitzbüheler Sommerkonzert 1985 (21. August)
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