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Seite 18 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 7. September 1985 Was für ein Genuß: Da sitzen, unge- wohnt für Kitzbühel, 13 Streicher am Po- dium... Ein Schleier von wogenden musi- kalischen Linien breitet sich aus (man sieht die sich überschneidenden Kurven plastisch vor sich, könnte sie geradezu nachzeichnen). Ottorino Respighi, »An- tiche Danze ed Arie« (Suie Nr. 3). Und was für ein Resphighi, ungewohnt - hat man doch den Komponisten der Fontane di Roma und der Pinien von Rom mit all den flirrenden Orchesterfahnen impres- sipnistischer Prägung im Ohr: Aber hier, bei diesen »Antiken Tänzen« und einer Orchesterarie ist er, Resphighi, ein ganz anderer - einer, in den man sich, gesehen aus dem Blickwinkel des ausgehenden 20. Jahrhunderts, jedenfalls mehr verlieben kann als an die oben genannten Werke und in ‚Feste di Roma' (drittes Werk im Zyklus); verlieben, weil hier - gewiß pri- vate Meinung! - im Rückgreifen eine Synthese gefunden wurde, die anspricht und überzeugt. Rückgriff vornehmlich auf das Barocke, aber auch auf Klassic und selbst Romantik, empfunden von den Fordernissen und Möglichkeiten der Mo- derne her. Andreas Sandor - ein ‚notengetreuer Dirigent', welcher die Musik trotzdem le- ben läßt; kein Gestaltungswütiger! - Die Interpretation teils wunderbar im Klang, weich, satt (s.o.), teils vielleicht etwas zu forciert im Tempo und in der Lautstärke. Trotzdem Ohrenschmaus! Dann unsere Monique Duphil am Flü- gel; zum zweitenmal innerhalb einer Wo- che, und zwar mit Mozarts Konzert A-Dur für Klavier und Kammerorchester, KV 414. Leider konnte man hier mit den Ungarischen Solisten, die eben noch so sehr überzeugten, nicht sonderlich glück- lich sein. (Zu wenig Probenzeit?) Umso erfreulicher das Einsetzen Duphils. Wie ‚klang' doch ihr Mozart (1. Satz, Allegro)! Und welche Lichter sie aufzu- setzen vermochte - etwa im Andante (2. Satz), wo das Klavier auf relativ großen Strecken solo spielt! Mo-zart-ischer An- schlag, hell, perlend in den Läufen, ‚klas- sisch'... Es stimmte einfach alles zusam- men. - »Figaro-Stimmung« zu Beginn des Allegrettos (3. Satz) und auch später- hin... Mehr als bloßer Ohrenschmaus. Ei- ne große Pianistin! Nach der Pause gewiß ein Wagnis für Kitzbühel - Bartäks »Divertimento für Streichorchester« (1939). Urrhyth- mik, Urharmonik, Urmelodik. Zutiefst heimatverwurzelt (siehe die Volksmusik- Sammelwut!) und doch weltoffen - ein Weltbürger. Ungarn und die ganze Erde! (1940 Emigration in die USA.) Der Ver- gleich mit dem späten Dvorak drängt sich auf: Böhmen und das Erlebnis Amerika (»Aus der Neuen Welt«). - Das ‚Molto Adagio' (2. Satz) hätte in den Pianissimo- stellen noch mehr Farbe vertragen; da fehlten die Obertöne. - Aus tiefsten Schichten der menschlichen Seele steigt es auf... Aber auch Stellen größter Verzweif- lung. Sie, diese (damals) Modernen, hör- ten eben das Kommende in Tönen, Ton- organisationen, welche nur bedingt auf ästhetische Maßstäbe Rücksicht nehmen konnten. Kein Ohrenschmaus; natürlich nicht! - Das Fragment einer Fuge zieht vorbei... Gewaltige Steigerungen gegen Schluß; dazwischen überrascht ein kurzer Pizzicato-Walzer. S'ist schließlich ein Di- vertimento, wenn auch die ‚Tänze' selt- sam umgedeutet, verfremdet sind. Kehr- aus! - Erwähnenswert übrigens der aus- gezeichnete Konzertmeister. (Name?) Unglaublich der Applaus; für Kitzbü- hel! Zwei Zugaben: a) eine kurze Ballettmu- sik von Gluck, b) ein original ungarischer Tanz aus dem 18. Jahrhundert. Hugo Bonatti Gefreiter Th9rnas Überall aus Kitzbü hei. Eildstelle Mi!iiärkommando Tirol springen. Die beste \'orübung für die Winterbewerbe im Schnee ist das Sprin- gen auf der Wasserschanze, eine verhält- nismäßig ungefährliche Trainingsmög- lichkeit; auf der Wasserschanze werden auch alle Sommerwettbewerbe ausgetra- gen. Gefreiter Thmas Überall ist 26 Jahre alt und von Beruf Sportlehrer. Er stammt aus Kitzbühel. Er war in seiner Disziplin im Jahre 19B1 Europameister und 1982 und 1984 Vize-Europameister; 1984 war er neunter im Weltcup und damit bester Europäer. Aufgrund dieser Erfolge wurde er im Mai 1985 in das Leistungszentrum Innsbruck des Österreichischen Bundes- heeres aufgerommen. Sein nächstes sportliches Ziel ist die erste offizielle Weltmeisterschaft im Skikunstspringen im Februar 1986 in Tines (Frankreich). Entscheidend für die weitere Entwicklung dieser Sportart wird der Vorstellungswett- bewerb bei cer Olympischen Winterspie- len 1988 in Calgary, Kanada, sein, nach dem festelegt wird, ob das Skikunst- springen künftig als offizieller Wettbe- werb in das Programm der Olympischen Winterspiele aufgenommen wird. »Ohrenschmäuse« Das fünfte und letzte diesjährige Kitzbüheler Sommerkonzert (29. August) Monique Duphil (Klavier) und die »Ungarischen Solisten« Gefreiter Thomas Überall - Sieger des ersten Sommer-Europacups im Skispringen Am 27. August kehrte Gefreiter Tho- mas Überall siegreich vom ersten Som- mer-Europacup im Skikunstspringen in Oslo zurück. Nach vier Wettkämpfen in Oppau (BRD), im Schnalstal (Südtirol) und in Oslo (Norwegen) - hier fanden zwei Bewerbe statt - auf der Wasser- schanze, in denen er jeweils den zweiten Platz belegt hatte, stand er als Gesamtsie- ger fest. Von den anfangs 60 Teilnehmern aus acht europäischen Ländern blieben zum Schluß noch 25 übrig. Das Skikunstspringen ist eine junge Sportart, die seit etwa zehn Jahren orga- nisiert betrieben wird und sich zum aner- kannten Wettkampfsport entwickelt. Die Sprünge sind Kombinationen von Saltos und Schrauben - ein Vergleich mit dem Wasserspringen liegt nahe. Die Bewer- tung ergibt sich aus der von den Kampf- richtern gegebenen Punktezahl und dem Schwierigkeitsgrad des Sprunges. Das Skikunstspringen wird mit den Sportarten Skiballett und Buckelpistenfahren unter dem Oberbegriff »Ski-Akrobatik« zu- sammengefaßt. Wie bei vielen anderen Sportarten sind gute Vorbereitung und gewissenhaftes Training nicht nur die Voraussetzung für Spitzenleistungen, sondern auch der beste Schutz vor ernsten Verletzungen. Zum Einüben der Bewegungsabläufe eignen sich beim Skikunstspringen vor allem das Training am Trampolin und das Wasser- Öffentlicher Dank Das Ehepaar Karl und Grete Klapeer, Kitzbühel, Pfarrau 26, bedankt sich bei der Kathastrophenhilfe der Frauen Öster- reichs, beim SOS-Kurr..merkasten unter Frau Käthe Nagiller und bei den »Tiroler Mysterienspielen« m:t Herrn Walter Katzmayr für die finanzielle Unterstüt- zung für die erlittenen Hochwasserschä- den sowie beim Personal des Österreichi- schen Nationalzirkus, bei der Feuerwehr der Stadt Kitzbühel und beim städtischen Bauhof für 1e:i Hochwasserschutz.
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