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Samstag, 26. Oktober 1985 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Fortsetzung von Seite 1: der österreichischen Wirtschaft geleistet. Man begann mit den Aufräumungsar- beiten. Während nun ein Großteil unserer Bevölkerung mit Pickel und Schaufel an die Arbeit ging, um so die Basis für jedes weitere Tun und Schaffen zu legen, gab es einige Leute, die hinter ihren Schreibti- schen bereits einen Schritt weiter waren. In allen europäischen Ländern war man sich darüber im klaren, daß sich die Kata- strophe des 2. Weltkrieges keinesfalls wie- derholen dürfe. Dazu müßte man aber sämtliche alten Gegensätze aus der Welt schaffen und mit gemeinsamen Zielen und einer gesunden Konjunktursteuerung der Zukunft entgegengehen. Des Rätsels Lösung schien recht einfach: Der Zusam- menschluß der Staaten Europas. Aber da war ja noch der große rote Bruder, der sich eben aufgrund des 2. Weltkrieges so gar nicht mit dem Westen vertragen wollte. Nun hat die Politik der Wirtschaft wohl wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und zwar teilte dieser Strich Europa in Ost und West. Osterreich lag genau in der Mitte dieses Trennungsstriches, und es bedurfte erster großer Anstrengungen, um die Tei- lung unseres kleinen Landes zu verhin- dern und den politischen und wirtschaftli- chen Anschluß an den Westen zu finden, um dadurch dem Trauma von Diktatur und Planwirtschaft zu entgehen. Es war wohl ein kleines Wunder, daß dieser Zu- sammenschluß mitten in der frostigen At- mosphäre des kalten Krieges durch den Staatsvertrag besiegelt wurde. Im westlichen Europa waren während- dessen mit der Gründung des Europarates die ersten Weichen für die Einigung des Kontinents gestellt. Auch Osterreich trat als neutraler Kleinstaat dieser Organisa- tion bei, die sich den politischen, wirt- schaftlichen und sozialen Fortschritt Eu- ropas zum Ziel gesetzt hatte. Ein weiterer Schritt zur Integration in den großen Wirtschaftsraum war damit getan. Während hier die Wirtschaftsfachleute dabei waren, Brücken zwischen den ein- zelnen Ländern zu schlagen, leisteten die österreichischen Arbeiter im Wiederauf - bau geradezu übermenschliches. Und zwar nicht nur im Aufbau entspre- chend notwendiger infrastruktureller Ein- richtungen, sondern auch in der Rekon- struierung von Kulturwerten höchsten Ranges, welche für Herz und Seele eines jeden Osterreichers von imenser Bedeu- tung sind. Die destruktive Phase, dem 2. Weltkrieg entsprungen, war nun endgül- tig überwunden. Man ließ sich aber natürlich nicht von der Arbeit am wirtschaftlichen Sektor ab- bringen, denn die Integrationsbestrebun- gen der europaischen Mächte, und nicht zuletzt auch Osterreichs, waren längst noch nicht befriedigt. So kam es in den 50er Jahren zur Gründung der heute wahrscheinlich größten Wirtschaftsmacht der Erde - der Europäischen Gemein- schaft (EG). Doch auch hier stellte uns die Politik ein Hindernis in den Weg. Und zwar den Staatsvertrag mit den dann übernomme- nen Neutralitätsverpflichtungen. Doch Hindernisse sind da, um überwunden zu werden. Und so fanden wir in der Mitbe- gründung der EFTA (Europäische Frei- handelszone) eine recht passable Alterna- tive, deren Erfolg vor allem in der Zusam- menarbeit mit ihrem wichtigsten Handels- partner, der EG, begründet ist. An der Handelsbilanz Osterreich - Deutschland ist dies unübersehbar. Natürlich schlief auch der Osten nicht und mußte sich gegen die Bündnispolitik Westeuropas etwas einfallen lassen. Also wollten sie gleiches mit gleichem vergel- ten, und so glaubten die Ostblockstaaten in der Gründung des RGW (Rat für ge- genseitige Wirtschaftshilfe) die Lösung gefunden zu haben. Osterreich konnte hier aufgrund seiner geographischen Lage erneut eine vermit- telnde, brückenschlagende Rolle einneh- men. Unser Land gilt heute als wesentli- cher Umschlagplatz des Warenstromes zwischen den beiden politischen Blöcken. Wirtschaftliche und politische Aufgaben trafen, wie bei uns so oft, auch diesmal aufeinander. Heute mischt, wie ganz Europa, auch Osterreich in der Weltwirtschaft kräftig mit. Und zwar sind wir längst, wenngleich auch mit einem Handelsbilanzdefizit (mehr Importe als Exporte), in die Märkte des nahen und fernen Ostens vorgedrun- gen. Dadurch, daß unser Land also seit Jahren auf internationaler Ebene wirt- schaftet, konnte auch die Welle der Welt- wirtschaftskrise (Olschock) nicht spurlos an uns vorüberschwappen. Doch die gleich darauf erfolgte wirtschaftliche Re- zession in den Jahren 1974 und 1975 brachte Osterreich den erwarteten Auf - schwung - leider jedoch nicht im erhoff- ten Ausmaß. Während in den Vereinigten Staaten das BSP (Brutto-Sozial-Produkt - ein häufig verwendeter, aber nicht un- bestrittener Indikator, der erste Schlüs- se auf die Struktur und das Niveau einer Volkswirtschaft ermöglicht) kräftig zu- nahm und die hohe Arbeitslosigkeit wei- ter abgebaut werden konnte, stieg in Eu- ropa, aber nicht nur dort, die Produktion und Nachfrage merklich langsamer als er- wartet. Gleichzeitig wächst aber von Jahr zu Jahr auch das Defizit in der amerikani- schen Zahlungsbilanz, welches die eigent- liche Ursache für den Kurssturz des Dol- lars ist und die weitere wirtschaftliche Ex- pansion auch in der westlichen Welt ge- fährdet. Inwieweit dies auch Osterreich betrifft, sei dahingestellt. Jedenfalls sind wir heute ein ernstzunehmender Wirt- schaftspartner für alle Länder der Erde. Da war also doch noch etwas, etwas schwer beschreibliches, so irgendwo im hintersten Winkel einer Gehirnritze, et- was, worauf wir uns gerade heute in unse- rer skandalgerüttelten Republik wieder besinnen sollten. Es scheint wieder höch- ste Zeit, in hinteren Gehirnritzen zu stö- bern, auf der Suche nach jenen unbesieg- baren Zellen, jener inneren Kraft, die schon einmal verloren schien. Wir haben genug dieser kleinen, grauen Zellen. Man Ihr freundlicher Partner, wenn's um's Holz geht! Blockwandschalung aus 24 x 155 nur S 89.—, inkl. S 106.80 braucht sie nur zu finden, wachsen und gedeihen zu lassen. Helmut Opperer, IV. Jahrgang - HAK Kitzbühel Vjtzbüheler nzeiger Redaktionsschluß- Vorverlegung Für die Ausgabe Nr. 44 vom Sams- tag, den 2. November 1985, wird der Redaktionsschluß wegen des Feiertages am 1. November (Allerheiligen) auf Montag, den 28. Oktober 1985, vorver- legt. Wir bitten um Verständnis. Stadtamt Kitzbühel: Berechtigungsausweise 1985/86 Zufolge Ablaufs der Gültigkeitsdauer der Berechtigungsausweise (Einheimi- schenausweise) zur Benützung der Anla- gen der Bergbahn AG Kitzbühel erfolgt deren Neuausstellung. Diese kann in der Zeit vom 28. Oktober 1985 bis 29. No- vember 1985 im Stadtamt Kitzbühel, Mel- deamt, Parterre, persönlich beantragt werden. Hiefür ist ein aktuelles Lichtbild beizubringen sowie die gegenüber den Vorjahren unveränderte Gemeindever - waltungsabgabe in Höhe von S 50.— zu entrichten. Die Anspruchsberechtigung für die Neuausstellung der Ausweise richtet sich ausschließlich nach den von den Berg- bahn AG Kitzbühel festgesetzten Bestim- mungen. Es wird im Interesse der Ausweisinha- ber ersucht, die oben genannte Befristung einzuhalten. Dr. Grünwald, Stadtamtsdirektor Kath. Bildungswerk, Zweigstelle Kitzbühel: Gruppengespräch Das Kath. Bildungswerk Kitzbühel lädt zum dritten Gruppengespräch in der ORF-Sendereihe »Christsein im Alltag« am Montag, den 28. Oktober 1985, 20 Uhr, Kolpinghaus, herzlich ein. Leiter: Reg. -Rat Hubert Sandbichler, Kitzbühel. Gezeigt wird der Videofilm »Freunde« Zum Inhalt: Ein Demonstrant besucht im Krankenhaus einen Schulkameraden, einen Polizisten, der bei einer Demonstra- tion verletzt worden ist. Wie begründet er das? Eintritt frei. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
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