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Extremer Steinpiattenfels. Foto: Archiv Brandstätter Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 23. November 1985 Eindrucksvoller Erfolgsbericht 1984/85 Führungswechsel im Verein - Toni Werner Ehrenvorstand Die Edelweißgilde Kitzbühel, der die Kitzbüheler Extremalpinisten nahezu vollständig zugehörig sind, traf sich zur fälligen Hauptversammlung am 20. Okto- ber 1985 am Großen Bettelwurf im Kar- wendel. Das Hauptinteresse galt dabei na- turgemäß wiederum dem Bericht von Tourenwart Toni »Ruaß« Niedermühl- bichler über die Tätigkeit im abgelaufe- nen Jahr 1984/85. Obwohl nicht von allen Spitzenleuten vollständige Berichte vorge- legt wurden, fiel die Statistik wiederum sehr eindrucksvoll aus. Weit über 300 hochalpine Skitouren wurden im Bereich der Ost- und Westalpen ausgeführt, der größte Anteil naturgemäß in den Hohen Tauern, Berchtesgadner Alpen, Loferer- und Leoganger Steinbergen und den Kitz- büheler Alpen. An extremen Klettertou- ren in den oberen Schwierigkeitsbereichen waren 300 Routen im Schwierigkeitsgrad VI, 100 im Schwierigkeitsgrad VII sowie immerhin noch 17 Routen im Schwierig- keitsgrad VIII zu verzeichnen. Dazu kom- men noch eine nicht zu registrierende Un- zahl von »leichteren« Klettertouren der Schwierigkeitsgrade IV und V. Unter den Klettereien sind erwähnens- wert schwierigste Erstbegehungen im Wil- den Kaiser, nämlich eine Neutour an der Karispitze und eine am Predigtstuhl, drei Ersttouren an der westlichen Hochgrub- achspitze und zwei am Niedersesselab- bruch sowie die Eröffnung mehrerer Neu- anstiege im Bereich der Fortsetzung der Waidringer Steinplatte, den sogenannten Sonnenwänden. Die klettersportlichen Aktivitäten erstreckten sich wieder einmal von Routen in Sportklettergebieten wie Verdon, Velebit, Finale di Ligure, Kon- stein und Arco über viele schwierigste Kaiser- und Wettersteinanstiege (darunter mehrere frühe Wiederholungen neuester superschwerer Routen) bis zu den großen klassischen Wänden in den Dolomiten und im Karwendel. Nicht zu kurz kam aber auch das hochalpine Extrembergstei- gen mit großzügigen Anstiegen im Ber- gell- und Ortler-Gebiet. Außerhalb Euro- pas waren Gildenbrüder an den Fünftau- sendern unter den Vulkanbergen Mexikos und beim Klettern im traumhaft schönen Hoggar in der algerischen Zentralsahara erfolgreich. An den erwähnten Erstbegehungen hat- ten vor allem die Prinz-Sulzenbacher- Lobby, Peter Brandstätter sowie die Going Crew mit Niedermühlbacher, An- gerer und Guggelberger Anteil. Schließlich erfreute sich aufgrund der anhaltenden kalten Witterung im vergan- genen Winter das Wasserfaliklettern stei- gender Beliebtheit, fast schon traditions- gemäß legte in dieser noch jungen Diszi- plin der trotz seiner erst 29 Lenze beinahe Hofübergabe am Bettelwurf. Foto: Lindebner schon als Haudegen zu bezeichnende Pe- ter Brandstätter einiges vor, was Respekt abverlangt. Natürlich war bei der Hauptversamm- lung auch vereinsmäßig einiges abzu- wickeln. Toni Werner, über Jahrzehnte hindurch die wichtigste Persönlichkeit in den alpinen Vereinen und Vereinigungen Kitzbühels, legte sein Amt als Gildenvor- stand nach 33jähriger Tätigkeit zurück. In seinem Bericht über die Entwicklung der Edelweißgilde und über seine Tätig- keit als Vorstand betonte Werner, daß die im Laufe der Jahre beigetretenen Mitglie- der alle über längere Zeit als Bergsteier aktiv waren und noch sind und daß die meisten davon, soweit sie noch am Leben sind, dem Bergsteigen und Klettern, aber auch der Gilde, immer noch die Treue halten. Um die Verdienste des scheidenden Vorstandes Toni Werner um die Geschik- ke der Edelweißgilde Kitzbühel entspre- chend zu würdigen, wurde der einstimmi- ge Beschluß gefaßt, Toni Werner zum Eh- renvorstand der Edelweißgilde auf Le- benszeit zu ernennen. Dieser Anlaß und das ebenfalls im Jahre 1985 zu begehende 60jährige Bestandsjubiläum werden im Rahmen eines Festabends Ende Novem- ber noch gebührend zu feiern sein. Zum Nachfolger Werners als Vorstand der Edelweißgilde Kitzbühel wurde ein- stimmig dessen bisheriger Stellvertreter Vitus Grünwald gewählt. Von Zivilberuf Jurist in den Diensten der Stadtgemeinde Kitzbühel, widmet dieser nun schon viele Jahre lang praktisch die gesamte Freizeit dem extremen Bergsport und scheint da- durch profiliert genug, die Gilde zu füh- ren. Das Tourenbuch des neuen Vorstan- des weist über 900 Bergfahrten aus, die den gesamten Bereich der Ost- und West- alpen von den Julischen Alpen bis zur Dauphine umfassen, überdies Anstiege im Mittelmeerraum (Korsika und Kreta), am Polarkreis (Lappland) sowie in den Nord- und Zentralanden Südamerikas. Grün- wald stand auf zwei Sechstausendern, fünf Fünftausendern, ca. 25 Mal auf Viertausendern sowie auf mehr als 70 Dreitausendern und weist im Extrembe- reich zahlreiche schwierige Anstiege im Fels und Eis auf. Davon bemerkenswert sind sämtliche klassischen Wände im Wil- den Kaiser, die Nordwände von Großer und Westlicher Zinne, Civetta-Nordwest- wand, Tofanapfeiler und Canali-West- wand (sämtliche Dolomiten), Spik-Nord- wand (Julische), der auch heute noch häu- fig gescheute, lange Peutereygrat zum Mont Blanc, zahlreiche schwierige Wand- anstiege im Wetterstein, Karwendel, den Berchtesgadnern und im Dachstein sowie die Eiswände der Königsspitze, Presanel- la, des Hochgall und Wiesbachhorns und viele andere mehr. Als Gefährte von Peter Brandstätter gelangen ihm zwei Erstbege-
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