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Ist hier nach einigen Jahren wieder ein natürlicher Uferwuchs möglich? Ein »Kanal« ohne Leben wurde »geschaffen«. Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 26. Jänner 1985 Unternehmergeist haben den Erfolg ge- bracht. Um an der Spitze zu bleiben, be- mühen sich alle Verantwortlichen - Ge- meinde, Fremdenverkehrsverband, Berg- bahn AG, Unternehmer und Vereine - um stete Qualitätsverbesserung. Ein Schuß Pioniergeist gehört auch heute noch dazu, doch geht die Zeit der Expan- sion zu Ende. Das ist gut so! Denn nur ein überschaubar-liebenswertes Kitzbühel mit hohem qualitativen Standard wird auf Dauer die Gunst der Gäste aus aller Welt besitzen. Der Vortrag von Dr. Pechlaner, dem Leiter der Abteilung Limnologie am Insti- tut für Zoologie der Universität Inns- bruck, und unser Engagement für Natur und Umwelt veranlaßten uns, die vor kur- zem fertiggestellten Schutzwasserbauten ein bißchen kritisch zu betrachten. Wir TIROLER WASSERWACHT JAK Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol Sprechtag AK-Präsident LAbg. Ekke- hard Abendstein am Dienstag, den 29. Jänner 1985, von 10 bis 12 Uhr, Kitzbü- hel, Amtsstelle der Arbeiterkammer, Ger- bergasse 9. wollten uns davon überzeugen, ob beim Schutzwasserbau in letzter Zeit wirklich Verbesserungen festzustellen sind, oder ob alles »beim alten« geblieben ist. Bei den zuletzt verbauten Gewässern bzw. Bächen konnten wir Unterschiedli- ches erkennen. Bei einigen Verbauungen muß man den dafür Verantwortlichen zu- gestehen, daß sie sich um eine schonende, naturnahe Verbauung zumindest bemüht haben. Sie erscheinen für das Auge gelun- gen, was gegenüber früher doch einen ge- wissen Fortschritt darstellt. Nach dem Be- pflanzen der Uferbereiche könnte hier wieder ein relativ natürliches Aussehen möglich sein. Leider ist das aber nur bei einigen weni- gen Verbauungen so. Mehrheitlich gibt es, wie man auch an Hand dieser Fotos feststellen kann, genügend Beispiele, wo der Gedanke des Naturschutzes bzw. der »möglichst naturnahen Neugestaltung« viel zu wenig oder überhaupt nicht be- rücksichtigt wurde! Man müßte, um die Harmonie der Landschaft und die Vielge- staltigkeit in biologischer Hinsicht zu wahren, unbedingt mehr auf den natürli- chen Verlauf bzw. überhaupt auf die Na- türlichkeit der Gerinne bedacht nehmen. Man sollte mehr Maßnahmen treffen, die Wasserabfuhr nicht zu stark zu beschleu- nigen und auch mehr Maßnahmen tref- fen, um das Leben zahlreicher Tiere in diesen Gewässern weiterhin zu ermögli- chen bzw. um ihre Entwicklung nicht zu gefährden. Es ist zwar häufig die Rede von einer naturnahen, groben Uferverbauung, wo nach einigen Jahren wieder eine halbwegs natürliche Vegetation möglich ist und die sich in das Landschaftsbild gut einfügen soll. Die Realität schaut leider aber meist ganz anders aus. Mehrheitlich findet man glatte, schräge Ufer; Hohlräume zwischen größeren Steinen, wo auch Sträucher oder gar Bäume aufkommen könnten, werden mit kleineren ausgekleidet. Zum Teil wird auch noch der Boden des betreffenden Baches gepflastert. Oder, wie unser Foto zeigt, man schafft überhaupt einen völlig betonierten »Kanal«. Vielleicht mag mancher sagen: »Tech- nisch hervorragend gelöst« oder »sehr gut« oder »so wird jedenfalls jeder Mist oder Abfall, der in den Bach geworfen wird, sicher weggeschwemmt«. - Von seiten des Naturschutzes aus sind solche Verbauungsmethoden aber eine Katastro- phe. Auch ein »reines Gewässer« kann ein totes Gewässer sein! Das Gewässer hat die eminent wichtige Funktion einer Lebensstätte, deren Ge- staltung und Formung in direkter Bezie- hung zur Entwicklung einer mehr oder weniger arten- und menschenreichen Or- ganismengemeinschaft steht. Es liegt zwar im Interesse der Menschen, sich vor Hochwässern zu schützen; es liegt aber auch in seinem Interesse, die Gewässer als biologische Körper mit vielfältigen Aus- strahlungen auf alle Lebensvorgänge zu erhalten und weder durch Verunreinigun- gen noch durch »brutale« Baumaßnah- men nachteilig zu verändern. Die dafür Verantwortlichen sollten sich wirklich intensiver überlegen, wie man den Gedanken des Naturschutzes in jedes der kommenden Bauvorhaben integrieren könnte. Diese müßten deshalb überhaupt nicht teurer kommen. Daß es an der Ein- Naturnaher Wasserbau?
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