Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbüheier Anzeiger Samstag, 14. Dezember 1985 Die Arbeiterkammerkulturtage haben bereits langjährige Tradition. Seit 1972 sind sie ein fixer Bestandteil der Tiroler Kulturszene. Zielsetzung der Kulturtage ist es, die Beziehungen der Tiroler Arbeit- nehmer zu alten und neuen Ausdrucksfor- men der Kultur zu fördern und kreative Eigenleistungen zu unterstützen. So hat die Kammer beispielsweise mit dem »Frei- en Tiroler Kunstmarkt« und den »Tiroler Freizeittönen« kulturelle Pionierarbeit ge- leistet. Neben den musischen, bildnerischen und literarischen Themen der Kulturtage bildete aber auch die darstellende Kunst, das Theater, immer wieder einen Themen- schwerpunkt. Am Dienstag, 17. Dezember 1985, kommt die Kammer für Arbeiter und An- gestellte für Tirol einem langjährigen Wunsch vieler Tiroler Arbeitnehmer vor allem aus den Bezirken nach, eine Auf- führung des Tiroler Landestheaters in der Nähe des Heimatortes besuchen zu kön- nen. Mit der romantischen Komödie »Der Regenmacher« von Richard Nash haben Arbeiterkammer und Landestheater einen echten Hit und Dauerbrenner der Thea- terszene ausgewählt. Furore machte der Regenmacher mit der starbesetzten Film- und Fernsehinszenierung mit Burt Lanca- ster und Katherine Hepburn. »Der Regenmacher« Dr. Helmut Demel über die Premiere im Tiroler Landestheater am 28. Februar 1985: Der 1916 im deutschstämmigen ameri- kanischen Osten geborene Nathan Ri- chard Nash, der eigentlich Nusbaum heißt, schrieb seine volksstückhafte Ko- mödie »Der Regenmacher« anfangs der fünfziger Jahre. Es blieb das einzige sei- ner Dramen, das wirklich Erfolg hatte. 1955 kam die deutsche Übersetzung her- aus. In der Folgezeit war es reihum im Re- pertiore, und auch in starbesetzten Film- und Fernsehinszenierungen machte es Fu- rore, unter anderem mit Burt Lancaster und Katherine Hepburn. Das jüngere Pu- blikum sieht das Stück nun wohl zum er- sten Mal, für viele von den Älteren ist es ein Wiedersehen. Erste Erlebnisse pflegen beim zweiten Mal nicht zu halten, was man eindrucks- voll in Erinnerung hatte. Beim »Regen- macher« ist das anders. Das handfeste, solid gebaute Stück ist, so wie es in den Kammerspielen geboten wird, heute noch genauso gut wie ehedem. Vielleicht sogar besser; denn es gibt nicht mehr allzu viele Beispiele dieses heiter-besinnlichen, bie- der-lebensfrohen Genres voller optimisti- scher Menschlichkeit. Es ist schwer zusagen, wem der Lorbeer dafür zuerst gebührt: Harry Kahlenberg als Gast, der in Innsbruck in bester Erin- nerung ist und sehr diszipliniert und un- sentimental Regie führt, stark aufs Wort gestellt, psychologisch motiviert und mit jenem poetischen Realismus, der die Qua- litäten dieses Stückes eigentlich ausmacht. Trotzdem reißt die Dramatik nie ab. Hansjörg Stock hat dazu per Drehbühne rasch verwandelbare Bühnenbilder ge- schaffen, die das Milieu einer amerikani- schen Mittelstandsfarm und eines beschei- denen Sheriff-Büros genau treffen. Oder gebührt der Lorbeer vorweg der einzigen Frau im Stück, Franziska Grin- zinger, die aus erfreulichen Familiengrün- den eine zeitlang pausieren mußte und nun ein herzlich applaudiertes Comeback hat? Sie gibt der Farmers-Tochter Lizzie alle Nuancen vom einsamen, scheuen, un- scheinbaren alternden Mädchen über das girrende Schau-Spiel im Verführungskli- schee bis zur strahlend-verhaltenen Zärt- lichkeit der erweckten Frau, die ihren Glauben an sich selbst gefunden hat, aber in ihrer großen Sehnsucht nach dem klei- nen Glück doch fest mit beiden Beinen auf der Erde bleibt. Eine Leistung von großartiger Einfachheit und berührender Individualität. Ferry Farohi in der tragikomischen Ti- telfigur des gauklerischen Lebenskünst- lers und sympathischen, wiewohl steck- brieflich gesuchten Phantasten, der vor- gibt, gegen Geld für die unter wochenlan- ger dörrender Hitze leidende Farm Regen machen zu können, bleibt demgegenüber in den ersten beiden Akten ohne die be- sondere suggestive Ausstrahlung. Erst im dritten Akt spielt er sich frei und ließ et- was von dem Irrationalen ahnen, was das Stück ja erst ausmacht: Nämlich den Sieg der tagträumerischen Phantasie, des Schöpferischen im Menschen, über die triste Wirklichkeit. Nur so vermag er Liz- zie das erlösende Selbstbewußtsein zu ge- ben, gewinnen die Dinge Leben, ge- schieht, was profan gesehen Natur und Zufall ist: Regen. Die Trockenheit Lizzies und der Landschaft wandelt sich wie im Märchen in Fruchtbarkeit. Daß auch die anderen Rollenträger in dieser Herausforderung Format zeigen, macht den Gesamteindruck rund und voll und farbig. Da ist der immer verläßliche Rudolf Hiessl als brummig-unbeholfener Farmer und Lizzies gütiger Vater, da sind die beiden Söhne: Fritz Hörtenhuber als der ältere, rauh, nüchtern-sachlich, aber treuherzig, und Martin Georg Zauner als der jüngere, im Übergang vom Kind zum Mann, aufmüpfig, gewinnend in seiner Einbildungskraft; er füllt die Bühne mit pulsierendem Leben und gesunder Heiter- keit. Und da sind schließlich Wolfgang Zimmer als Sheriff und Eberhard Peiker, der aus seiner seelischen und gesellschaft- lichen Vereinsamung ebenfalls zu sich selbst und in Lizzie sein Glück findende Hilfssheriff. Eine einfache Geschichte vom einfa- chen Leben; ein unterhaltsam überzeu- gendes Plädoyer für Liebe und die zu- kunftsschaffende Kraft der Phantasie. Herzliche Lacher, ein bißchen Gerührt- heit, Szenenapplaus und langanhaltender, starker Schlußbeifall lassen einen guten Besuch erwarten. Zum Vergnügen des Theaters und des Publikums. Im »Huberbräusaal« in St. Johann in Tirol am Dienstag, 17. Dezember 1985, Beginn: 19.30 Uhr! Eintritt: Für Erwachsene 60 und für Schüler, Studenten, Lehrlinge, Zivil- und Präsenzdiener 30 Schilling! SKITIP\\ Übung in Geduld Wieder scheint ein eigenwilliger Winter auf uns zuzukommen. Eine schöne ge- schlossene Schneedecke bis ins Tal schon Mitte November, freilich noch ein biß- chen zu wenig für den Start, dann aber ein Warmwettereinbruch, der in der Höhe noch viel krasser war als im Tal. Bei De- zembertemperaturen von 18 Grad plus ist auch auf 1800 m Seehöhe nicht mehr lan- ge eine noch recht dünne Schneedecke zu erhalten. Nun warten wir auf den Schnee und üben uns in Geduld. Bei Redaktions- schluß schneit es bis ins Tal, aber der Kampf zwischen Schnee und Regen ist noch unentschieden, auch in den höheren Lagen hat der Schnee vielfach keine Un- terlage mehr vorgefunden. Wir warten ab, ob er bleibt. Noch ist die Hoffnung auf weiße Weih- nachten nicht geschwunden. Voraussagen sind in den letzten ahren problematisch geworden. Ebenso schwierig wäre der Einsatz von mechanischen Schneeerzeu- germaschinen angesichts der lange herr- schenden Plustemperaturen. Ohne den Teufel an die Wand zu malen: Hätten Sie es vor einem Jahr für möglich gehalten, daß wir mit 20 cm Schnee im Tal im we- sentlichen über die Weihnachtssaison und bis Mitte Jänner auskommen? Laßt uns hoffen, daß es bald Grund zu Optimisums gibt. Vorbereitungen In der Bibel wird von den klugen und den törichten Jungfrauen berichtet. Die einen waren auf das Ankommen des Bräutigams vorbereitet, die anderen nicht. Er hatte für die entscheidende Wahl zwar ein beschränktes Angebot, aber war davor bewahrt, eine törichte Braut zu bekommen. Der Vergleich in der Bibel zielt nicht auf das Skifahren ab. Aber doch erlauben wir uns die Frage: Sind Sie, wenn der Winter kommt, wirk- lich vorbereitet? Skier, Stöcke und Ausrü- stung überprüft? Ein wenig trainiert, daß die erste Abfahrt oder der erste Langlauf nicht zur bösen gesundheitlichen Überra- schung wird? Auch den Skipaß schon ge- sichert? Mit dem 16. Dezember läuft die Frist für den Erwerb des begünstigten Schüler- und Jugendskipasses für einheimische Mitglieder des Kitzbüheler Skiclubs ab. Beim Kauf des Skipasses muß die Mit- gliedschaft nachgewiesen werden. Beim Kauf von Skipässen für die beiden älte- sten Kinder einer Familie genießen die jüngeren Geschwister Freifahrt, brauchen aber auch den Skipaß, der bei entspre-
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