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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 2 1. Dezember 1985 Das Radiogespräch mit dem Osttiroler Landesrat Fridolin Zanon am 30. Novem- ber, das TT-Interview mit dem Osttiroler SPÖ-Abgeordneten Dr. Hans Blecha am 3. Dezember, die im »Osttiroler Bote« vom 5. Dezember dargelegte Ansicht der ÖVP-Mandatare Osttirols und schließlich das Radiogespräch mit Direktor Dr. Schlick am 9. Dezember d.J. beweisen, daß Osttirol gemeinsam mit dem Bundes- land Kärnten einen Frontalangriff auf den Lebensraum der Bevölkerung in den Nordtiroler Bezirken Kitzbühel und Kuf- stein, aber auch der Gemeinde Mittersill im Pinzgau und der Gemeinden im Ostti- roler Iseltal sowie in Lienz, Nußdorf-De- bant und Dölsch gestartet hat. Unter dem Motto des Osttiroler Heimatdichters Reimmichl »Tirol isch lei oans« dürfen zur Abwehr zwingende Argumente vorge- bracht werden. Daß das Bundesland Kärnten für eine Plöckenroute ist, scheint bei oberflächli- cher Betrachtung irgendwie verständlich, denn die Bauwirtschaft Kärntens erwartet sich fette Bauaufträge beim Tunnelbau, die verschuldete Gemeinde Kötschach- Mauthen bekäme eine großzügige Umfah- rung mit Sanierung der Südauffahrt zum Gailbergsattel sowie Einnahmen, die der- zeitige Straße zum Plöckenpaß müßte nicht mehrerhalten werden und mit Aus- nahme von Oberdrauburg würde durch den zu erwartenden internationalen Ver- kehr keine Gemeinde Kärntens betroffen. Daß also der Baureferent Kärntens, Lan- desrat Haider, genauso für den Tunnel- bau eintritt wie der weisungsgebundene Kärntner Landesbaudirektor, kann man begreifen. Leider denken sie nicht groß- räumig volkswirtschaftlich, es ist bedau- erlich. Aus der Sicht der Osttiroler Bevölke- rung müßte diese neue Route bei entspre- chender Auklärung aber genau so abge- lehnt werden, wie von den Bewohnern des Bezirkes Kitzbühel. Daß es an Aufklä- rung mangelt, hat seinen Grund darin, weil die politischen Sprecher für die Plöckenroute nur im Interesse der Felber- tauernstraße AG taktieren, denn Dr. Ble- cha ist Vorstand gemeinsam mit Dr. Schlick, Landesrat Zanon und National- rat Huber sind Aufsichtsräte. §§ 84 und 99 des Aktiengesetzes bestimmen für den Vorstand und die Aufsichtsräte, daß sie ihre Geschäftsführung mit der Sorgfalt ei- nes ordenitichen Geschäftsleiters zu wal- ten haben und bei Verletzung ihrer Oblie- genheit zum Ersatz des daraus entstande- nen Schadens verpflichtet sind. Da laut Dr. Schlick der Verkehr auf der Felber- tauernstraße bisher um 40 Wo zurückge- gangen und nach Eröffnung der durchge- henden Tauern-Autobahn mit weiteren 20 Wo Rückgang zu rechnen sei, ist es er- klärlich, daß die Aktiengesellschaft ohne Rücksicht auf die Bevölkerung alles un- ternimmt, um Mehreinnahmen zu erzie- len. Daher sind die Herren dieser AG, so- weit sie Politiker sind, befangen und es zeigt sich so wie derzeit bei der VOEST das Erschreckende der Ämterkumulie- rung! Es muß einmal sehr deutlich gesagt werden: Die Felbertauernstraße wurde be- sonders über Betreiben des verstorbenen Nationalrates Kranebitter aus Oberlienz auch aus Mitteln der Gemeinden des Be- zirkes Kitzbühel nur als innerösterreichi- sche Verkehrsverbindung zwischen dem abgetrennten Osttirol und den übrigen Landesteilen Tirols errichtet und niemand hat gedacht, auf dieser Strecke eine neue Transitroute für den Personen- und Gü- terverkehr zu schaffen. Die von dem Vor- stand Dr. Blecha gemachte Aussage, im Bezirk Lienz würde das Verhalten der Be- völkerung von Kitzbühel als egoistisch und unkollegial angesehen, ist empörend! Die Bewohner des Raumes Kitzbühel ha- ben nicht nur Beiträge zum Bau der Stra- ße geleistet, sondern sie haben es auch voll verstanden, daß der Bezirk Lienz Re- klame für einen Winter-Fremdenverkehr machte und sogar mit einem Auto voll Schnee zu Werbezwecken nach München fuhr, als Kitzbühel Schneemangl hatte. Herr Dr. Blecha hat recht, wenn er meint, daß es beim Plöckenprojekt generell am Wissensstand mangelt. Dies gilt aber für Osttirol, daher die Aufklärung. Will die Felbertauernstraße AG das große Manko aufheben und ein Mehr er- reichen, dann kann man auf der neuen Alpentransversale mit mindestens 10.000 Pkw pro Tag rechnen Die Tiroler Han- delskammer hat in einer neuesten Studie über die Wirtschaft Osttirols sicher sehr nieder angenommen, daß mit 8 Wo Lkw- Verkehr zu rechnen sei, das wären 800 Lkw je Tag! Auf der Loferer Ersatzstraße (von Wörgl bis Waidring) werden derzeit täglich 20.000 Pkw und 1780 Lkw ge- zählt, käme dazu die Plöckenroute, dann ergäbe dies einen täglichen Verkehr von mindestens 30.000 Pkw und 2600 Lkw, dies ist unzumutbar! Herr Landesrat Za- non meint, der Verkehr auf der Loferer Ersatzstraße sei innerösterreichisch. Wie kann er nur so blind sein! Am Vorweg- weiser an der Autobahnausfahrt Wörgl- Ost werden die ausländischen Lkw-Züge (JU und TR) auf eine gar nicht existieren- de 5 12 verwiesen. Das alles sind die Fol- gen des Arlbergtunnels, die gleichen kä- men durch einen Plöckentunnel. Es ist falsch, wenn behauptet wird, durch einen Plöckentunnel käme kein Lkw-Verkehr. Wozu baut man denn um 2 1/2 Milliarden Schilling einen acht Kilo- meter langen und geländeebenen Tunnel? Herr Landesrat Zanon meint auf Seite 42 des zitierten »Osttiroler Bote«, daß die Schwerverkehrsfahrzeuge zunächst auf die Höhe des Plöckentunnels müßten. Da gibt es keine Höhe! Durch den Bau eines Plöckentunnels soll ohne jeden Zweifel eine neue Alpen- transversale geschaffen werden und zwar nicht nur als Ersatz für die abgewehrte Allemagna (Zillertaler und Südtiroler wa- ren sich einig), sondern auch als Ersatz für den nicht finanzierbaren Karawan- kentunnel. Diese Alpentransversale wäre gedacht für Transporte in die großen In- dustrieräume um Udine, Mestre-Venedig, Monfalcone-Triest, aber auch für Istrien mit den Großhäfen Koper und Rjeka so- wie für den Großraum um Ljubljana (Laibach) und zwar ab Villa Opicina über die kurze E 93 zur Autobahn dorthin, schließlich auch für den riesigen Urlaubs- verkehr zu den Badestränden an der Adria. Osterreich bringt dem internationalen Verkehr im Gegensatz zur Schweiz größte Opfer. Wir haben eine Inntal-, Brenner-, Tauern-, West- und Süd-Autobahn, wir bauen die Pyhrn-Autobahn, wir haben den Arlbergtunnel für den Ost-Westver- kehr und sind daher das Durchhaus Euro- pas mit allen Belastungen durch Lärm, Abgase, Schallschutzmauern und Wald- sterben geworden. Es muß mehr als genug sein und man darf nicht den Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsraum weiter Tei- le Tirols mutwillig durch einige starrsinni- ge und befangene Politiker vernichten las- sen. Noch eine kleine Bemerkung für Herrn Landesrat Zanon: Im Raum Udine - Triest gibt es nur wenige Wintersportler und diese fahren in das nahe und herrliche Sabbada (Pladon) oder nach Sexten oder nach Cortina; nach Osttirol wird sich be- stimmt kein Italiener verirren. Im Timau ist bereits ein großer Markt wie am Bren- ner und bei Arnoldstein geplant, die Ost- tiroler werden also dorthin einkaufen fah- ren. Wo bleibt ein Nutzen für Osttirol? Es sollte das gelten, was Reimmichl sagte. Osttiroler! Laßt doch Eure Nachbarn nicht im Stich! Dr. Paul Kirchmeyr, Obmann Bezirks-Schützenbund Kitzbühel: Bezirks-Rundenwettkämpfe mit dem Luftgewehr/Luftpistole 1985/86 um den Cup der Sparkasse der Stadt Kitzbühel Halbzeitergebnis: Klasse A: Jochberg 1 5 4 0 1 7379 Ringe 8 Punkte Hopfgarten 1 5 40 1 7317 Ringe 8 Punkte St. Johann 1 5 3 02 7298 Ringe 6 Punkte Brixen 1 5 20 3 7327 Ringe 4 Punkte Kössen 1 5 1 0 4 7239 Ringe 2 Punkte Kitzbühel 1 5 1 0 4 6949 Ringe 2 Punkte Klasse B: St. Ulrich 1 5 4 0 1 7180 Ringe 8 Punkte Hopfgarten II 5 4 0 1 7138 Ringe 8 Punkte St. Johann II 5 3 0 2 7059 Ringe 6 Punkte Kitzbühel II 5 2 0 3 7043 Ringe 4 Punkte Fieberbrunn 1 5 1 0 4 6978 Ringe 2 Punkte Jochberg II 5 1 0 4 6946 Ringe 2 Punkte Klasse C: Kitzbühel III 5 5 0 0 7040 Ringe 10 Punkte St. Johann III 5 4 0 1 6926 Ringe 8 Punkte Kirchberg 1 5 2 0 3 6874 Ringe 4 Punkte Hopfgarten III 5 2 0 3 6867 Ringe 4 Punkte Brixen II 5 1 0 4 6914 Ringe 2 Punkte Jochberg 111 5 1 0 4 6879 Ringe 2 Punkte Verein zum Schutze der Landschaft und der heimischen Wirtschaft Kitzbüheler Alpen: Die Angst vor einer Plöckenroute ist begründet
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