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Kasperltheater beim Weihnachtsmarkt. Foto: Werner Nessizius Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 28. Dezember 1985 sKnw\ Weihnachten Sie erwarten an dieser Stelle eine Mittei- lung über die Schneesituation oder zumin- destens ein Trostwort, daß es bei Redak- tionsschluß heftig zu schneien begonnen habe. Leider können wir damit nicht die- nen, denn sechs Tage vor Weihnachten, als dies niedergeschrieben wird, schaut es - zumindestens im Tal - nach eher grü- nen Weihnachten aus. Daher hier etwas über den Heiligen Abend, wie ihn der Brixentaler Heimat- forscher Anton Schipflinger, der leider noch ganz jung im sinnlosen Krieg gefal- len ist, niedergeschrieben hat. Der Heilige Abend galt als halber Feier- tag. Am Vormittag wird nur das Notwen- digste getan, nach dem Mittagessen betet man den ersten Rosenkranz, zur Marend- zeit den zweiten. Bald danach beginnt die Bäuerin die Nudeln herzurichten, denn es gibt am Abend Nudeln. Um die Zeit des Fütterns der Tiere geht der Bauer »rau- chen«, die Bäuerin oder eines der größe- ren Kinder geht mit und besprengt mit dem Weihwasser alle Räume. Hängt ein »Huder« auf der Labn oder sonstwo au- ßerhalb des Häuses, so verfällt im folgen- den Jahr eine Kuh. Denn die bösen Gei- ster können sich in den »Schlampen« ver- bergen und kommen auf diese Weise in das Haus, wo sie Unheil anrichten. Ein Bauer wollte einst die Hüller (den Dachboden) nicht beräuchern. Der Frau, die ihn ermahnte, sagte er, die Hüller sei eh nichts wert, es sei dort nur Stroh und die bösen Geister möchten kein Stroh. Die Bäuerin konnte in der Nacht nicht schla- fen. Noch bevor die anderen aufstanden, um zur Mette zu gehen, nahm sie die Rauchpfanne, tat Glut aus dem Herd, Weihrauch und »Weihbuschnstup« hin- ein und eilte auf den Dachboden. Sie kam noch zur rechten Zeit. Eine Unmenge von kleinen Männlein und Weiblein fuchtelten mit einer Kerze im Stroh herum. Wäre die Bäuerin später gekommen, so wäre das Haus ein Opfer der Flammen geworden. So aber konnte die Frau die bösen Geister vertreiben. Den Christbaum gibt es im Brixental erst seit einem Jahrhundert. Er galt lange als »städtische« Rarität und setzte sich erst allmählich durch. Die einfache Be- scherung der Kinder erfolgte zum Niko- laustag. Seinerzeit hat man die Haustiere ge- weckt, aber auch die Obstbäume, um sie auf die Mette aufmerksam zu machen. Wer auf das »Wecken« der Obstbäume vergaß, hatte im nächsten Sommer mit ei- nem Ernteausfall zu rechnen. Die Tiere weckte man, damit sie nicht erkranken. Beim Heimkommen von der Mitter- nachtsmette wurde ein warmes Essen ge- reicht, meist eine Fleischsuppe. Als Rari- tät galt am Weihnachtstag das Mittages- sen, das meist ein Schweinsbraten war. Ein frohes Fest Nach diesem heimatkundlichen Ausflug ins Brixental kehren wir zur Realtität zu- rück. Wir wünschen Ihnen ein frohes Fest mit ein wenig Einkehr nach dem Trubel oder mitten im Trubel. Saisonbeginn Voraussagen über den Saisonbeginn wurden schon genügend gemacht. Wenn ausreichend Schnee liegt und er präpariert worden ist, dann ist voller Skibetrieb und voller Skibusbetrieb. Am vergangenen Wochenende war schon ein eingeschränk- ter Betrieb. Wenn es zum Skifahren wird, dann meiden Sie die Plätze, die am ersten oder zweiten Tag alle aufsuchen. Wochenlang probten Schülerinnen und Schüler der Hauptschule II für ein Ka- sperltheater, das im Rahmen des Weih- nachtsmarktes in der Kitzbüheler Vorder- stadt für die Kleinsten unter den Besu- chern aufgeführt werden sollte. Leiter der Spielgruppe war Fachlehrer Dietmar Hof- stätter. Der Verein »Die Kitzpichler« stellte die Bühne zur Verfügung. Nach dem langen Training in der Frei- zeit stellten sich die Kinder auch für das Spielen in ihrer freien Zeit uneigennützig zur Verfügung. Aus Begeisterung und we- gen des guten Zuspruchs wurden sent- lich mehr Vorstellungen gegeben, als ur- sprünglich vorgesehen waren. Mit großer Freude registrierten die Kinder, daß nicht nur die Kleinen als Zuschauer kamen, sondern auch Jugendliche und viele Er- ÖGB-Bezirksausschuß: Resolution gegen Plöckentunnelbau Der Bezirksausschuß des Österreichi- schen Gewerkschaftsbundes in Kitzbühel befaßte sich in einer Sitzung ausführlich mit dem Problem des Baues des Plöcken- tunnels. Es ist ziemlich sicher, daß kaum ein Arbeitnehmer im Bezirk sich auf Dau- er von einem Ausbau des Plöckentunnels Vorteile versprechen kann. Nach gründlicher Debatte kam der Be- zirksausschuß einmütig zur Auffassung, daß der Bau des Plöckentunnels für den Bezirk Kitzbühel nur ein vermehrtes Ver- kehrsaufkommen brächte, wodurch die Qualität des Lebensraumes der einheimi- schen Bevölkerung und die Lage des Fremdenverkehrs als Hauptwirtschafts- zweig gleichermaßen beeinträchtigt wür- de. Daher spricht sich der 0GB-Bezirks- ausschuß gegen den Bau des Plöckentun- nels aus. wachsene gerne ein wenig zuschauten. Die Stücke waren vorweihnachtlich und paß- ten sich dem Rahmen daher gut an. Das Kasperltheater war einfach als Bei- trag zum Markt gedacht. Die freiwilligen Spenden, die von nett kostümierten Bu- ben (siehe Bild) eingesammelt wurden, wurden komplett der Jugendrotkreuzge- meinschaft an der HS II übergeben, die bekanntlich unmittelbar neben dem Ka- sperltheater einen Verkaufsstand für Kek- se, Spielsachen und selbstgefertigte Weih- nachtsware hatte. Mit dem Erlös der Weihnachtsaktion der Jugendrotkreuzgemeinschaft wird zwei Familien im Raum Kitzbühel, die in Not sind, im Einvernehmen mit dem Tiro- ler Jugendrotkreuz ein wenig geholfen. Der Kasperl am Weilmachtsmarkt
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