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Ehrenzeichen der Stadt Kitzbühel für Primarius Medizinalrat Dr. Franz Mitteregger Verabschiedung des Krankenhauschefs - Neues ärztliches Führungsteam vorgestellt Bürgermeister Hans Brettauer oei der Überreichung des Goldenen Ehrenzeichens an Primarius Medizinalrat Franz M!'teregger; im Hintergrund Krankenhausreferent Stadtrat Jakob Lackner mit der Urkunde. Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 9. Februar 1985 Der Speisesaal des Krankenhauses der Stadt Kitzbühel war kürzlich Schauplatz von zwei Verabschiedungen unc der Ver- leihung einer hohen Auszeichnung 1. r ei- ne verdiente Persönlichkeit. Prinarius Medizinalrat Dr. Franz Mitteregger und Portier Albert Halder traten wegen Errei- chung des Pensionsalters in cen Ruhe- stand, gleichzeitig wurde Herrn Prinarius Dr. Mitteregger das Ehrenzeehei der Stadt Kitzbühel verliehen. Kra:- keriaus- referent Jakob Lackner konnte zu dieser Feier Bürgermeister Hans Brettauet, die Vizebürgermeister Michael Horn und Gerd Rosa, die Stadt- und Gemeinderäte, Stadtamtsdirektor Dr. Vitus Crünwald, Pfarrer Wilhelm Thaler, die Ehrenbrger Peter Sieberer und Dkfm. Fritz- Tscholl, die Ehrenringträger Hofrat Dr. Hari, von Trentinaglia und Kommerzialrat Wolf- gang Hagsteiner, Univ.-Dozent Dr. An- ton Dyk, Primar Dr. Rudolf Sporer, die Ärzteschaft des Hauses, Amtsarzt Dr. Weithaler mit seinem Vorgänge Dr. Pue- lacher sowie die Mitarbeiter des Kranken- hauses begrüßen. Den Reigen der Ansprachen eröffnete Verwalter Jochen Steinbach, der den schei- denden Portier Albert Halder in launigen Worten würdigte: »Sehr verehrte geistliche und weltliche Ehrengäste, liebe Mitarbeiter ces Kran- kenhauses! Der heutige Abend bringt uns Feier- stunden des Abschieds! Sehr verehrter Herr Primarius Mitter- egger! Ich fühle mich selbstverstäncich nicht berufen, Ihre langjährige Mitarbeit, ihren aufopferungsvollen Einsatz für das Kran- kenhaus Kitzbühel, für die Patienten zu würdigen! Dies geschieht heute aus sicerlich be- rufenerem Munde! Ich darf jedoch ganz kur? ein paar Worte über unseren Albert HaLler an Sie richten! Unser Albert (man kernt ihn auch un- ter dem Namen Monsieur Albert oder Al- berto) ist am 23. Dezember 192. in Heim- kirch im Allgäu geboren. Nach Absolvie- rung der Pflichtschule erlernte Albert von 1938 bis 1942 bei Dapont in Kitzbühel die »hohe Kunst des Figaro«, bis er im Jahre 1942-1945 zum Wehrdienst einberufen wurde! Bis 1953 versuchte er durch Kennenler- nen verschiedener Friseursalons,' die Kenntnisse seines erlernten Faches zu ver- vollständigen und zu perfektionieren! Von 1954 bis 1973 arbeitete Albert wie- der im Salon Dapont, bis er seiner Beru- fung ans Krankenhaus am 1. September 1973 Folge leistete. Ganz konnte und durfte Albert seinen erleriten Beruf nicht an den Nagel hängen - die Nachfrage nach Haarschnitten im Krankenhaus war einfach zu groß! Ich könnte mir sogar vorstellen, daß dies sogar Einstellungsbedingung bei Dir war! Unser Albert zeichnete sich während dieser ganzen Jahre insbesondere durch immer gleichbleibende Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und be- währte Pflichterfüllung aus! Besonders geschätzt waren seine Orts- und Personenkenntnisse. Es gibt niemanden hier in Kitzbühel, über den Albert nicht eine spannende oder lustige Geschichte zu erzählen weiß! Besonders auffallend dabei wIr jedoch, daß bei seinen Erzählungen immer das Positive des Betreffenden hervorgekehrt wurde. Und gerade das schätzen wir an Dir besonders. Lieber Albert, sollte es hier in der Umgebung noch Berge geben, die Du noch nicht gemacht hast, auf de- nen Du nicht oben warst, Touren geben, die Du noch nicht gemacht hast, Bergka- meradinnen geben, die Du noch nicht auf den Touren fotografiert hast, so darf ich Dir im Namen aller Mitarbeiter dieses kleine Geschenk überreichen und alles Gute wünschen für Deinen Ruhestand, vor allem Gesundheit!« Auch Bürgermeister Brettauer sprach Albert Halder seinen herzlichen Dank aus und hielt anschließend die Laudatio für Primarius Dr. Mitteregger: »Meine sehr geehrten Herrn Primarii! Verehrte Ehrengäste! Meine Damen und Herren! Am 1. Jänner 1985 ist unser verehrter Med.-Rat Primarius Dr. Franz Mittereg- ger auf Grund der verpflichtenden Bestim- mungen des Krankenanstaltengesetzes in den dauernden Ruhestand getreten. Eine im Interesse des Krankenhauses gelegene einmonatige Verlängerung der Anstellung als chirurgischer Facharzt ist die Ursache, daß wir erst heute zu einer Abschiedsfeier geladen haben, bei der wir unserem schei- denden Primarius für seinen großartigen Einsatz als Arzt und Mensch im Dienste unserer kranken Mitbürger den aufrichti- gen Dank abstatten möchten. Primarius Dr. Mitteregger ist am 4. De- zember 1919 in Panzendorf in Osttirol als Sohn einer kinderreichen Bergbauernfa- milie zur Welt gekommen. Nach der Volksschule besuchte er ab 1931 sieben Jahre lang das humanistische Gymnasium Paulinum in Schwaz. In dieser überaus strengen Schule, lie- ber Herr Primarius, haben sich unsere Le- benswege das erstemal gekreuzt. Die Ausbildung und Erziehung stand unter dem griechischen Leitmotiv: »Ho me thareis anthropos ou peideuetei«, zu deutsch: »Ein Mensch, der nicht geschun- den wird, wird nicht erzogen«. Und dennoch können wir uns als reife Männer in einer Zeit des krassen Materia- lismus glücklich schätzen, in unserer Ju- gend mit dem >liber latinus«, dem »bi- blion hellenikon«, den Schönheiten der deutschen Literatur, aber auch mit der höheren Mathematik konfrontiert wor- den zu sein. Es ist gewiß, daß diese Schule den spä- teren Lebensweg unseres Prim. Dr. Mit- teregger nachhaltig geprägt hat und ihn befähigte, manche Härten des Lebens und Schicksalsschläge leichter zu überstehen. 1938 wurde das Paulinum zwangsweise geschlossen, und so mußte er das letzte Schuljahr am Gymnasium St. Paul im La- vanttal in Kärnten absolvieren, wo er auch am 24. März 1939 mit Auszeichnung maturierte. Anschließend studierte er ein paar Se- mester Philosophie. Im Jänner 1941 wurde Prim. Dr. Mit- teregger zur Deutschen Wehrmacht einge-
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