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Die Gedenktafel beim Gasthof »Zur Eisernen Hand«. Seite 34 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 16. Februar 1955 Abschluß des Landesgedenkjahres in Fieberbrunn Zum Abschluß vielfältiger Aktivitäten im Rahmen des Landesgedenkjahres 1984 brachten die Fieberbrunner Schützen für ihren Hauptmann und Freiheitshelden von 1809, Christian Blatt!, eine Gedenk- tafel am Gasthaus »Zur Eisernen Hand« an. In diesem Hause begründete Blattl ei- nen tradtionsreichen Gasthof und ver- brachte dort einen Teil seines Lebens. Am 27. Jänner 1985, um 17 Uhr, waren vor der »Eisernen Hand« Schützenkom- panie und Schützengilde, Musikkapelle und Kameradschaftsbund angetreten. Schützenhauptmann Peter Huetz begrüß- te als Ehrengäste den Pfarrherrn Josef Stifter, Bürgermeister und Gemeindever- tretung, die Gastwirtfamilie Michael Rei- ter und besonders herzlich den Urenkel des Schützenhauptmannes von 1809, Christian Blattl mit seiner Tochter. Bürgermeister Alois Siorpaes bedankte sich bei der Schützenkompanie für ihre Initiative und verwies auf die bleibenden Werte, die von der Marktgemeinde wäh- rend des Gedenkjahres geschaffen wur- den, v.a. Altersheim und Volksschule. Dann enthüllte er die Bronzetafel zur Er- innerung an den Scharfschützenhaupt- mann von 1809. Geistl.-Rat Pfarrer Josef Stifter nahm die Weihe vor. Anschließend entwickelte Hauptschuldirektor Erich Rettenwander im Rahmen seiner Festan- sprache ein Lebensbild Christian Blattls mit vielen Details aus der Heimatkunde der engeren Umgebung und des Gasthau- ses zur »Eisernen Hand«. Schützenmajor Adolf Nagiller überbrachte die Grüße des Bundes der Tiroler Schützenkompanie. Mit einer exakten Generaldecharge und den Klängen des Andreas-Hofer-Mar- sches endete die eindrucksvolle Feierstun- de. Beim gemütlichen Ausklang waren alle Teilnehmer an der Feier Gäste des Wirtes Michael Reiter von der »Eisernen Hand«. Festansprache von HD Erich Rettenwan- der anläßlich der Gedenktafelenthüllung: Liebe Schützen, liebe Musikanten, liebe Familie Reiter, verehrte Familie Blatt!! Im Tiroler Landesgedenkjahr 1984 er- richten die Fieberbrunner Schützen ihrem Hauptmann von 1809, Christian Blatt!, am Gasthaus »Zur Eisernen Hand« eine Gedenktafel. Dies mögen gewisse Kreise, die so ziemlich alles am Landesgedenk- jahr stört, als recht unzeitgemäß empfin- den. Auch die Geschichte unserer engeren Heimat und unseres Landes Tirol, vor al- lem Denken und Empfinden unserer Vor- fahren, sind ihnen ja ein spanisches Dorf, wie man sich immer wieder in modischen Pressezeugnissen überzeugen kann. Wie sollten sie auch Menschen verstehen, die um der Freiheit willen oder anderer un- wägbarer Werte Opfer bringen. Ja, man macht den Tirolern heute gelegentlich den Vorwurf, 1809 Konservative und nicht Revolutionäre im Sinne der Aufklärung gewesen zu sein. Wo bleibt denn da die heute vielbemühte Toleranz? Wir billigen Freiheit denen zu, die verändern wollen, auch wenn die Richtung gelegentlich frag- würdig ist. Wir aber fordern Freiheit, wenn wir bewahren wollen, was uns von Wert erscheint. Im übrigen pflegen wir im Hause unserer Heimat noch zu schalten und zu walten, wie gerade ein Christian Blattl das mit Selbstverständlichkeit getan hätte. Zwei bedeutende Schützenhauptleute sind den Fieberbrunnern und Pillerseern aus dem Jahre 1809 in Erinnerung, Simon Fiechter und Christian Blatt!. Beiden ist ein Denkmal an der Nordseite unserer Pfarrkirche errichtet. An Simon Fiechter erinnert außerdem eine Gedenktafel an seiner Gasteigkrämerei. Ein Erinnerungs- zeichen für Christian Blattl an einem der Häuser, in denen er lebte, fehlt bis jetzt. Die Schützenkompanie Fieberbrunn hat es deshalb im Gedenkjahr 1984 unter- nommen, dem abzuhelfen. Dank des Ver- Scha,fschützenhaupimann Chris,an Blatt!, entnommen der Festschrift z.ir 25jährigen Wiedergründungsfeier der Christian-Blattl-Scht4tzenkGmpa'iie Fe- bbrunn, 1.-3. Juli J983. ständiiisses und cer Zustimmung der Fa- milie des Gastwirtes Michael Reiter wird die Blattl-Gedenktafel nun an der »Eiser- nen Hand« angebracht, jenem Haus, in dem Blattl 1837 eine Gastwirtschaft grün- dete und das er b:s 1852 bewohnte. Auch der Roanerhof, auf dem der Schützen- hauptmann als Bauer arbeitete, oder Obing in der Walchau, wo er starb, hä:- ten si:h für ein solches Vorhaben geeig- net. Aber freilich werden hier an einem vielbesuchten Gasthof mehr Menschen an urseren Freiheitsheller- Christian Blattl er:nnert oder auf ihr erst aufmerksam. Diese Enthüllung einer Gedenktafel für Christian Blattl ist sicher der geeigneie Anlaß, einen kurzgefaßten Lebenslauf dieser für unsere Heimat bedeutungsvI- len historischen Persönlichkeit vorzus:el- len. 1776 wurde Christian Blattl zur Vor- derwillielmstätt im Winkel, das damals noch zu Kirchdorf gehörte, geboren. Laut Peternader wissen wir, daß er bereits in den Kalitionskriegen 1796/97 gegen das revolutionäre Frankreich als Schützen- korporal diente. Für seine tapfere Hal- tung, insbesondere auch in einem Gefech: in Windhausen bei Erl, erwarb er zwei sil- berne Tapferkeitsmedaillen. Kurz nach diesen Ereignissen heiratete Christian Blatt! die Bauerntochter Anna Bu:her von Unterschneidern in Pfaffen- schwendt. Zu diesem Zeitpunkt w--rd er iii der Pfarrmatrik von Fieberbrunn als Be- sitzer des Hofes Rotrain bezeichnet und im Volksmund kurz »oaner< genannt. An der erfolgreichen Verteidigung des Paß Strib 1805 nahrn er in der Kompanie Winterstellers als Feldwebel teil. Von ihm erhielt er wegen seiner tapferen und umschtigen Haltung das Lcbeswort, er besitze alle Eigenschaften zum Offizier.
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