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Samstag, 16. Februar 1985 Kitzbüheler Anzeiger Seite 35 Vom 24. April bis 13. Mai 1809 stand die 1. Pillerseer Kompanie unter Simon Fiechter im Paß Strub. In ihr diente Blattl zunächst als Fähnrich. Bald darauf wurde er von einer 2. Pillerseer Kompanie zum Hauptmann gewählt. Wintersteller ver- traute Christian Blatt! die Verteidigung des Paß Luftenstein bei St. Martin an. Er ließ diesen besser und zweckmäßiger ver- schanzen und half, alle Angriffe abzu- wehren. Während dieser Zeit, nämlich am 11. Mai, drangen die Bayern durch den Paß Strub in Tirol ein. Im Auftrag der 4 Pillerseer Gemeinden reiste Blattl auf den Brenner zu Andreas Hofer. Von Wintersteller wurde er als Ku- rier eingesetzt. Der Oberkommandant riet, »einträchtig zusammenzuhalten und bereit zu sein, für Gott, Religion und Va- terland alles zu opfern«. Nach der zweiten Befreiung des Landes Tirol trat man mit den benachbarten Pinzgauern und Pongauern wegen einer Beteiligung an den Freiheitskämpfen in Verhandlung. In diesem Zusammenhang wirkte Blattls Schwager, der Unterschnei- derbauer Anton Bucher, im Raum Saal- felden als Verbindungsmann. Blattl selbst transportierte mit seiner Kompanie im Auftrag Winterstellers Gewehre und Blei vom Eisenwerk in Dienten nach Tirol. Vom 4. bis 29. Juli leistete Blattl mit seinen Pillerseern Wachdienst am Vorpo- sten Schmiedberg bei Kössen. Im August 1809 bestellte Andreas Ho- fer den kühnen Speckbacher zum Ober- kommandanten von Nordost-Tirol. Die- ser schlug auch im September sein Haupt- quartier beim »Bärenwirt« in St. Johann auf. In diese Zeit, bis zur Niederlage bei Unken am 17. Oktober, fallen noch einige wichtige Taten Blattls und seiner Piller- seer Kompanie. Anfangs September un- ternahm er einen tollkühnen Vorstoß nach Lend im Pongau. Dort beschlag- nahmte er beim Hüttenamt für Bayern be- stimmtes Blei mit Waffengewalt und brachte es »mit Vorgespann« am 12. Sep- tember nach Innsbruck. Andreas Hofer nahm die willkommene Munitionsverstär- kung mit Freude an, lobte den tapferen Blattl und schenkte ihm einen Schimmel. Während des herbstlichen Angriffes auf die Loferer Pässe wurde Blattl und die Pillerseer Kompanie dem hier weniger ortskundigen Speckbacher zur persönli- chen Verfügung gestellt. Speckbacher ge- wann Blatt!, wie Peternader schreibt, sehr schnell lieb und stellte ihm ein schönes Zeugnis aus. Bis zum 18. Oktober stand Blattl schließlich am Inn bei Niederndorf und holte während dieser Zeit auf Befehl Winterstellers noch einmal Schießpulver vom Pulvermacherbauern in Fieber- brunn. Nach dem endgültigen Zusammen- bruch des Landes wurde Blattl als eine von 12 Geiseln in der Fesstung Kufstein inhaftiert. Von dort entfloh er unter abenteuerlichen Umständen und trieb sich monatelang auf winterlichen Almen um- her, bis er amnestiert war und auf sein Gut Roan zurückkehren konnte. In den Jahren nach der Wiedervereini- gung Tirols mit Österreich, 1814, lebte Blatt! als Bauer in Fieberbrunn. Er er- reichte ein hohes Alter in geistiger Klar- heit und körperlicher Rüstigkeit. Nie er- lahmte sein Patriotismus. Bei vielen festli- chen Anlässen (Durchreisen des Kaisers) repräsentierte er mit der Pillerseer Schüt- zenkompanie. Bei Peternader ist bezeugt, daß er 1847, während eines Schützenfestes in St. Johann in Tirol, noch als Siebzigjäh- riger »das Schwarze« traf. Im 80. Lebens- jahr paradierte er auf einem Schimmel an der Spitze der Fieberbrunner Schützen beim Empfang des Erzherzogs Karl Lud- wig in Waidring. Aufschlußreich ist auch das Wirken Christian Blattls als Bauer und Familien- vater. Er muß sehr tüchtig und unterneh- mungslustig gewesen sein, da wir eine ganze Reihe von Besitzungen hier in der engsten Umgebung der »Eisernen Hand« wissen, die Blattl gehört haben. Neben dem Roanerhof gehörten ihm Tischlern und vorübergehend auch die Lodenwalch in der Rotache. 1809 übergab ihm sein Schwager, Anton Bucher, Ober- und Un- terschneidern in Pfaffenschwendt und das Steffigut zu Trix!egg. Auch das Groderer Gut in der Faistenau befand sich vorüber- gehend im Besitz Blattls. Später kaufte er den väterlichen Hof Wilhemstätt von sei- nem Bruder und gab ihn um 1840 seinem Sohn Christian, der als Bauerndichter be- kannt wurde. Und nun zum unmittelbaren Platz sei- ner heutigen Ehrung! Schon in der Tirol- Karte von Peter Anich aus dem Jahre 1774 ist ein Platz »bei der ‚Eisernen Hand'« verzeichnet und auch ein Weg über den Spielberg in den Pinzgau. Die- sem Weg kam damals eine weitaus größe- re Bedeutung zu als heute. Er diente vor- wiegend für den Transport von Holzkohle aus dem Glemmerta! zum Eisenhütten- werk in Fieberbrunn und darüberhinaus als wichtige Verbindung zwischen Tirol und dem Salzburgischen. Sogar eine Fe- stungsanlage befand sich an der Grenze in der Nähe des heutigen Spielberghauses. Die Bezeichnung »bei der Schanz« erin- nert noch heute daran. Bei der eisernen Hand an der Kapelle handelt es sich also zweifelsfrei um einen uralten Wegweiser, geschmiedet aus Pillerseerstahl. Um 1833 verwandelte Christian Blattl einen Ziegelstadel bei der »Eisernen Hand« in ein Wohnhaus. Nach mehrjäh- rigen Bemühungen erhielt er 1837 die »Schankgerechtsame«, also die Bewilli- gung zur Eröffnung eines Gasthauses. In welch biederer, rechtschaffener Art Chri- stian Blatt! diesen Gastbetrieb führte, sagt uns der wörtliche Bericht eines Zeitgenos- sen, der im Fieberbrunner Buch von be- sonderen Interessenten nachgelesen wer- den kann. Jedeifalls verbot er seinen Kellnerinnen, junge Leute während der Woche zu fragen, ob sie etwas trinken wollten. Nun, die Zeiten haben sich auch in der »Eisernen Hand« geändert. Aber ein wenig von diesem ehrbaren Geist Blattls scheint mir bis zum heutigen Tag hier lebendig zu sein, was Ordnung und Rechtschaffenheit anbelangt. 1842 vergrößerte Blatt! sein Gasthaus und brachte oberhalb der Tür folgende Inschrift an: Mit der Kraft des Allerhöchsten, Und der Beihilf meiner Nächsten Und durch meine arbeitssamen Händ' Hab ich den Bau vollendt. Christian Blatt!, Nunmehr ein alter Tattl. Ich werde das Bauen nun beschließen, Die Nachwelt solls genießen. Wenn ich dann gestorben bin, Verkennt nicht meinen Sinn. Nach dem Tode seiner Frau verkaufte er 1852 die »Eiserne Hand« und verbrach- te den Lebensabend in seinem Gütl Obing in der Walchau. Am 3. Juli 1856, im Alter von 80 Jahren, rückte der Pillerseer Schützenhauptmann zur Großen Armee ein und ruht seither im Gottesacker von Fieberbrunn. Es gereicht der Schützenkompanie Fie- berbrunn, die stolz den Namen Christian Blattl trägt, zur Ehre und es gereicht der Wirtsfamilie Michael Reiter zur Ehre, daß diese Erinnerungstafel hier angebracht wurde und alle, die vorüberwandern oder hier einkehren, an ihn erinnert werden, den Scharfschützenhauptmann aus dem Jahre 1809, Christian Blatt!. Forstverwaltung Fieberbrunn: Verlautbarung der Forsttagssatzungen 1985 Die Forsttagssatzungen für das Jahr 1985 im Bereiche der Forstverwaltung Fieberbrunn der Osterr. Bundesforste fin- den an nachstehenden Tagen statt: Gemeinde Fieberbrunn: Montag, den 4. März 1985, »Auwirt«, von 7.30 bis 11.30 Uhr. Gemeinde Waidring: Dienstag, den 5. März 1985, »Weinstube«, von 7.30 bis 12 Uhr. Gemeinde Going: Mittwoch, den 6. März 1985, »Stanglwirt«, von 8 bis 12 Uhr. Gemeinde St. Johann: Mittwoch, den 6. März 1985, »Dampfiwirt«, von 14 bis 16 Uhr. Gemeinde St. Ulrich a.P.: Freitag, den 8. März 1985, »Bräuwirt«, von 8 bis 8.30 Uhr. Gemeinde St. Jakob i.H.: Freitag, den 8. März 1985, »Postwirt«, von 8.45 bis 10 Uhr. Gemeinde Hochfilzen: Freitag, den 8. März 1985, »Reischwirt«, von 10.30 bis 11.30 Uhr. jden an?
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