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Seite 2 Xitzbiiheler Anzeiger Samstag, 23. Februar :985 Die Bergstation der Hahnenkammbahn mit der Gaststätte. im Hintergrund das Kitzbthe1er Horn ('links,) mit der Südkette. Konstruktionsfehlers das Seil von den Stützen sprang und der Betrieb der Bahn von der Behörde verboten wurde. Damit entstand eine äußerst kritische Situation, die Bergbahn AG war in ern- sten finanziellen Schwierigkeiten und be- durfte des massiven Einsatzes der Ge- meinde (welche daher auch der größte Aktionär ist), an dessen Folgen Kitzbühel noch lange zu tragen hatte. Sogar persön- liche Haftungen mußten übernommen werden. Es gab Protestversammlungen gegen die Beteiligung der Gemeinde und die Mandatare bekamen dabei wenig schmei- chelhafte Worte zu hören. Ein Neubau der Bahn wäre ohne Ein- nahmen bei der damaligen Geldenge wohl trotzdem nicht zu verkraften gewesen. Glücklicherweise gab es in dieser Lage ei- nen gewissen Ingenieur Wallmansberger, der einen Seilniederhalteschuh konstruier- te. Dieser Niederhalteschuh hielt das Seil auf den zu niedrig gebauten Stützen fest; er wurde schließlich vom Ministerium (Herrn Min.-Rat Dipl.-Ing. Simmert) ge- nehmigt und damit konnte die Hahnen- kammbahn ohne Neubau zehn Jahre fah- ren, wenn auch anfangs nur auf einem Seil, bis die Bahn 1939 unter Ing. Messer- klinger neu gebaut wurde. Nach Kriegsende, im Jahre 1946, hat- ten wir in der betriebsbereiten und auch betriebenen Hahnenkammbahn einen so- liden Rückhalt für den Einstieg in die nun beginnende Ara der Skilifte und dieser Einstieg sollte baldigst erfolgen, mög- lichst noch eine Nasenlänge vor unserer Konkurrenz. Und da gab es nun Proleme haufenweise. Sparkapital war noch nicht vorhanden und daher Kredite kaum zu haben, Material (besonders Eisen und Stahl) nur auf Bezugsscheine und in klei- nen Mengen. Wenn es uns damals trotzdem gelang, mit dem Lift vom heutigen Restaurant »Red Bull« bis über Ganslern den ersten Schlepplift in Osterreich und in der Folge die Streiteck- und Ehrenbachgrabenlifte zu bauen und zu eröffnen, so war dies nicht zuletzt einigen Männern zu verdan- ken, an die ich mich als Mitarbeiter gerne erinnere und derer ich hier gedenken möchte, es sind dies: - Herr Min.-Rat Dipl.-Ing. Benni: Sim- mert (derselbe welcher seinerzeit den Seil- niederhalteschuh genehmigte) ermöglich- te als Vors:and der Bergbahn AG und der Berg- und Skili:'tgesellschaft durch seine Beziehungen die außergewöhnliche Mate- rialbeschaffung. - Herr Komm-Rat Roman Kleiss1, ne- ben der Bergbahn AG größter Gesell- schafter der Berg- und Skilift Ges.m.b.H., brachte sonst nicht erhältliches Kapital ein. Wir gründeten für die Errichtung der Skilifte eine eigene Gesellschaft, weil wir das Aktienkapital der Bergbahn, welches großen inneren Wert hatte, bei der allge- meinen Geldentwertung nicht mit den neuen Geseilschaftsanteilen vermengen wollten. Solche Anteile wurden in aner- kennenswerter Weise, den damaligen Möglichkeiten entsprechend, auch von ei- ner Anzah kleinerer Gesellschafter in Kitzbühel und anderen Orten gezeichnet. - Schließlich hatten wir :n Ing. Hager ei- nen im Süc.:irolcr Seilbahnwesen erfahre- nen Fachmann sowie im Aufsichtsrat den Kunstmaler Herrn Professor Alfons Wal- de und Herrn Altbürgermeister Hans He- chenberger mit wertvollem Wissen und guten Ideen. Nach dem Ganslernlift, der hauptsäch- lich Übungszwecken diente, wurde in ra- scher Folge das an schönen Abfahrten rei- che Skigebiet des Hahnenkamms, des Steinbergkegels (Griesaim) und des Per.- gelsteins durch einen Schlepplift von Streiteck (Hochbrunn) auf den Kamm und den ersten Sessellift vom Graben zur Ehrenbachöhe erschlossen und dabei in neue Dimensionen vorgestoßen, auch wie- der ein Nasenlänge der Konkurrenz vor- aus. Es sollte nicht mehr, wie bisher, mir auf und ab, sondern im Kreis gefahren wer- den, die Lifte griffen als System ineinan- der und ermöglichten damit ohne Aufstie- ge verschiedene Abfahrten mit einem Ma- ximum an Skivergnügen in schneesicherer Höhenlage. Heute selbstverständlich, da- mals aber eine sehr erfolgreiche Neuheit. In einer Aufsichtsratssitzung mein-e je- mand scherzhaft »dies sei ja der reinste Zirkus« - ein Slogan, der sofort für die Werbung aufgegriffen wurde und als »Kitzbüheler Skizirkus« weltbekannt wurde. Dies nun war der Stand des Unterneh- mens Bergbahn und Skilifte im Jahre 19f als Österreich noch von vier Mach- ten militärisch besetzt und der wirtschaft- liche Wiederaufbau begonnen, aber noch behindert war. In diesem Jahr wurde auch ein neuer Gemeinderat gewählt. Ich selbst bin damals aus meinen öffentlichen Funk- tionen geschieden und konnte mich wie- der unserem Hotel widmen, das durch Be- setzung und Besatzung schwer gelitten harte. In den folgenden Jahren besserte sich die Lage der Wirtschaft, insbesondere des Fremdenverkehrs, zusehends, auch wurde das Land von der Besatzung frei. Die Bergbahn AG erlebte seither unter den Herren Jipl.-Kaufmann Fritz TschcIl, Hans Werner Tscholl, Dr. Tappeiner und Dipl.-Ing. Chlup als Vorstände, Herrn Hofrat Dr. Trentinaglia als Vorsitzenden des Aufsichtsrates sowie den Bürgermei- stern Dr. Camillo Buschmann, Hermann Reisch und Hans Brettauer als Stell ver:re- ter und Mitglieder samt allen ihren M:tar- beitern eine großartige Entwicklung, wo- bei der Skizirkus zu einem Ski-Gro3raum erweitert wurde. Dies ist wohl allgeDe:n bekann:. Kitzbühel und die umliegenden Orte können sich glücklich schätzen, in der Bergbahn AG ein Unternehmen zu haben, das ohne jede effentliche Hilfe derartige Leistungen vollbringt und in der Berg- bahn AG möge man nicht vergessen, daß es einraal eine Zeit gab, wo die Kitzlülie- 1er mit Hab und Gut für ihre Bergbahn einstehen mußten. Walter Hirnsberger Wac)enh&a1t hr den Bezirk Kitzbuhel • • Impressum Ver1ger: Ktzbühe1er Anze:ger Gesch- schaft m. .H., Kitzbühel, Schlcssergasse 10 - auci Inhaber und Herausgeber. Verlags- ort: Ki:zbühl, Herstellungsort: WÖrgl. Her- s:eler: Druckhaus WÖrgl, Alfred Burgstal- 1er, Wrg, Peter-Rosegger-Straße 3. Redak- tior: Martin WC•rgötter, Kitzbühel, Hinter- staät 17, Tel. 0536/2236.
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