Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 2. März 1985 gelegentlicher Rückschläge das Funda- ment für die Habsburger Großmacht. In jener Zeit lebte zu Kitzbühel in Tirol Wilhelm von Münichawe als herzoglich- bayrischer Amtspfleger und Landrichter (1437-1481), der das vollständige Wap- pensiegel, den Mönch (mittelhoch- deutsch: Münich) mit Schild und Helmvi- sier führen durfte. Wilhelm oder sein Vet- ter, Hans Münichauer der Jüngere, sollen jene Lehnsherren gewesen sein, die das Schloß Münichau in seiner heutigen Form als Ansitz erbaut haben. Hans Münichau- er war damals Stadt- und Landrichter von Rattenberg (1450-1477). Er nannte sich Hans Münichauer von Münichau und ihm gehörten nachweislich um Kitzbühel gro- ße Ländereien. Die Originalurkunde, die das Schloß erstmals erwähnt, ist leider verschollen. In alten Schriftstücken ist nur von der Schloßkapelle die Rede, die 1469 eingeweiht wurde (Ein Jahr zuvor starb Johannes Gutenberg, der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen, gegosse- nen Lettern.). Die Münichauer waren immer schon Amtsleute der Bamberger Bischöfe, sie zählten zu dem niederen bayrischen Land- adel. Damals gehörte Kitzbühel zu Bay- ern. Die ältesten Aufzeichnungen berich- ten 1271 davon, daß ein Otto von Mü- nichawe und seine Ehefrau Elsbetha, ihre Kinder sowie Mathilde, Tochter des Rit- ters von Chufstain, mit der Kirche von Bamberg einen Erbvertrag schlossen. Die Urkunden der Münichauer wiesen schon im 14. Jahrhundert den Mönch im Amts- siegel auf, aber noch ohne Schild und Vi- sier. Den Mönch führten damals auch an- dere bayrische Adelsgeschlechter in ihrem Wappen, das bekannteste Beispiel dafür ist das Mönchlein der Stadt München - das »Münchner Kindl«. Anfangs des 15. Jahrhunderts sitzen ei- nige Münichauer als Landrichter zu Ho- henaschau in Bayern oder als Lehnsher- ren des Pfalzgrafen und Herzogs Stefan von Bayern. Ein Münichauer brachte es sogar zum Gesandten des Herzogs Lud- wig von Bayern am Hof des Herzogs Sieg- mund von Osterreich. Mehr erfahren die Geschichtsforscher von Gilg von Münichau, der in den alten Urkunden als erster »Ritter von Münich- au« und »Doktor der Rechte« ausgewie- sen wird. Vermutlich war er der Sohn von Hans Münichauer, dem Rattenberger Richter und Münichauer Schloßherrn. Der gelehrte Ritter Gilg muß ein aben- teuerlicher Bursche gewesen sein. Er pil- gerte 1483 nach Jerusalem und ging kei- nem Raufhändel aus dem Weg. Gerne prügelte er sich mit Bauernburschen und seinem Gesinde. Angeblich soll er im Schloß auch eine Folterkammer einge- richtet haben. Gilg von Münichau war von 1488 bis 1494 Amtspfleger zu Kitzbü- hel. Zwei Jahre später belehnte ihn der Dekan zu Bamberg mit dem Schloß Mü- nichau, das in alten Urkunden als »mit Zwinger und Mauerumbfangen« be- schrieben wird. »Die Kitzbüheler Schlösser waren ur- sprünglich der Sitz eines kleinen Land- adels, der sich nicht leicht tat, seine Stel- lung gegenüber dem Kitzbüheler Bürger- tum und gegenüber den Bauern zu behaup- ten«, berichtet heute der Innsbrucker Ge- schichtsforscher Dr. Klaus Kogler. »Um aber ihre gehobene und gesonderte Stel- lung offenbar zu machen, bedurfte es ei- nes Wohnsitzes, der sich deutlich vom Bürger- und Bauernhaus unterschied.« So sind die Kitzbüheler Edelsitze, darunter das Schloß Münichau, Ausdruck einer sich vom Leben der Bürger und Bauern abhebenden Lebensart. Das Land in der Mitte Europas, das man auch Deutschland nennt, zerfällt in- zwischen in machtlose Territorien, Für- stentümer und Freie Städte. Überall re- giert die Kirche hinein. Papst Innozenz VIII. leitet im Jahre 1484 mit der »Hexen bulle«, dem wohl schlimmsten Erlaß in der Kirchengeschichte, die Ketzer- und Hexenverfolgung ein. Schon vorher hatte es gerade im deutschsprachigen Raum mit Billigung der Kirche schlimme Ausschrei- tungen gegen Andersdenkende gegeben. Mit der Bulle trefflich ausgerüstet, begin- nen die Inquisitoren ihr Henkerswerk, insbesondere in den Diözesen Mainz, Köln, Trier und Salzburg. Wer den kirch- lichen Hexenmeistern auffiel, hatte sein Leben schon verwirkt. Trotz aller Mißstände wie auch dem Ablaßhandel steht das religiöse Leben in hoher Blüte. Neben dem »finsteren Mit- telalter« weht der frische Wind der Re- naissance. Wissenschaft, Technik und Künste entfalten sich wie nie zuvor. Peter Henlein baut die erste Taschenuhr, das »Nürnberger Ei«. Die erste ständige Post- verbindung zwischen Wien und Brüssel wird aufgenommen und der Silbergulden in Deutschland und Osterreich als Zah- lungsmittel eingeführt. Auch die Päpste fördern mit Macht Wissenschaften und Künste, obwohl das Papsttum, damals ein politischer Machtfaktor ersten Ranges, am Vorabend der Reformation allmählich schamlos verweltlicht. Papst Julius II. (1503-1513) nimmt Michelangelo und Raffael in seine Dienste und gibt den Bau der Peterskirche in Rom in Auftrag. Die sixtinische Kapelle ist das künstlerische Prunkstück dieser Zeit. Ritter Gilg von Münichau indessen blieb auch Anfang des 16. Jahrhunderts Schloßherr von Münichau, obwohl er 1507 nach Wasserburg am Inn verzogen war. Ein Jahr zuvor hatte er noch von Kaiser Maximilian 1. das »Gejaid zwi- schen Selbis- und Klausenbach bei Kitz- bühel sowie den Schwarzsee« als Lehen erhalten. Im Jahre 1515 soll Gilg Ober- richter zu Landshut gewesen und kurz da- nach gestorben sein. Der unternehmungs- lustige Ritter war dreimal verheiratet. Sei- ne dritte Frau übergab nach dem Tod ih- res Mannes das Schloß ihrem Schwieger- sohn Onophrius von Freiberg, der mit ih- rer Stieftochter Helene verheiratet war. Helene war wohl die interessanteste Mü- nichauerin. In ihre Zeit fällt auch die Reformation Martin Luthers. Während der Glaubens- kämpfe waren die Habsburger zur mäch- tigsten Dynastie Europas aufgestiegen - im Reich Kaisers Karl V. (1519-1596) »ging die Sonne nicht unter«. Die Lehren des großen Reformators hatten gerade in Tirol zahlreiche Anhän- ger gefunden. Aber auch die radikale Be- wegung der Wiedertäufer, einer prote- stantischen Sekte, die unter dem Sozialre- volutionär und Bauernführer Thomas Münzer gegen die Kindertaufe war. Sie hatte unter den Knappen der umliegenden Silber- und Kupferminen eine respektable Anhängerschaft. Auch Helene von Frei- berg, die letzte Münichauerin, trat zum Glauben der Wiedertäufer über. Sie be- herbergte 1529 - damals belagerten erst- mals die Türken Wien - im Schloß Mü- nichau Sektenanhänger, die von der Obrigkeit verfolgt wurden. 66 von ihnen wurden in Kitzbühel hingerichtet. Als He- lene selbst um ihr Leben fürchten mußte, flüchtete sie 1530 auf das Schloß ihres Mannes nach Aschau. Was weiter ge- schah, berichtet der Tiroler Geschichts- forscher Hofrat Dr. Eder nach alten Auf- zeichnungen. II. Teil folgt! Anmeldungen für die Hotelfach- schule »Villa Blanka« sofort möglich Anmeldungen für das Schuljahr 1985/86 bei beiden Ausbildungsarten an der Höheren Lehranstalt für Fremdenver- kehrsberufe und Hotelfachschule »Villa Blanka« sind sofort möglich. Interessen- ten können die Anmeldeunterlagen bei der Direktion anfordern. Anschrift: Wei- herburggasse 8, 6020 Innsbruck. Tel.05222/37 129. Die Ausbildung an der Höheren Lehr- anstalt für Fremdenverkehrsberufe dauert 5 Jahre. Sie schließt mit der Reifeprüfung ab. Die Ausbildung an der Hotelfach- schule dauert drei Jahre und schließt mit der Abschlußprüfung ab. Die Reifeprüfung in Verbindung mit ei- ner zweijährigen facheinschlägigen Tätig- keit führt zur Gewerbeberechtigung. Die Konzessionsprüfung braucht nicht mehr abgelegt werden. Absolventen der Hotel- fachschule können nach einer einjährigen facheinschlägigen Tätigkeit zur Konzes- sionsprüfung antreten. Absolventen der Höheren Lehranstalt für Fremdenverkehrsberufe können den Titel Touristikkaufmann, Absolventen der Hotelfachschule den Titel Hotelkauf- mann führen. Für die Ergänzung der praktischen Ausbildung steht beiden Schultypen das bekannte Schulhotel »Villa Blanka« zur Verfügung. Fortsetzung von Seite 1 Schloß Münichau
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