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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 11. Jänner 1986 dieser präsentierten »Geballte Ladung«, spielen mit ungeheurer Initialhitze Licht- Schatten-Interpretationen; die Musiker jenes haben die Homogenität des Klangs auf ihr Aushängeschild geschrieben, viel- leicht auch ein Spiel mit Gemüt bei Wah- rung größter Exaktheit. Und die Seifert- Leute? Ihre Art hat etwas von zärtlich aufgesetzten Rüschen und Spitzen, zu- mindest streckenweise. Vielleicht spielen sie deshalb einen so überzeugenden Haydn und wohl auch Mozart; so recht »he(y)idnisch mo-zart«! Und viel haydni- scher, als das G-Dur-Quartett Hob 111:58 gespielt wurde, geht's ja wirklich nicht mehr. - Immer wieder festgestellt: Was für lebensnahe, lebens-bejahende Musik, welche dieser Papa Haydn, nein, dieser Haydn-non-Papa, in solche unvorstellba- rer Fülle geschrieben hat! (Sein Werk noch wesentlich umfangreicher als z. B. das J. S. Bachs und selbst jenes von Tele- mann). - Erster Satz: »Allegro co--i brio«, feurig... Sofort auffallend der star- ke klangliche Konsens im Seifert- Quartett, als wären die Instrumente von »Feste-Kalender« 1986 zusammengestellt von Redakteur Engelbert Opperer Wenn es auch derzeit nicht danach aussieht, der nächste Sommer kommt aber bestimmt. Und mit ihm auch wieder die zahlreichen Feste im ganzen Bezirk. Wir bringen auch heuer wieder mit unserem »Feste-Kalender« eine Vorschau auf die- se Veranstaltungen. Die so frühe Ankündigung schon bekannter Termine des- halb, damit sich die Veranstalter von terminmäßig noch nicht fixierten Dorf-, Zelt- und Wiesenfesten ein für sie günstiges Wochenende aussuchen können. Besonders in den Monaten Juli und August kommt es immer wieder vor, daß in einem oft nur sehr kleinen Umkreis mehrere solcher Veranstaltungen auf das- selbe Wochenende fallen. Dies ist weder für die Veranstalter noch für die Festbe- sucher günstig. So gab es z.B. im vergangenen Jahr mehrere Wochenenden mit fünf, sechs oder gar sieben solcher Feste allein im Bezirk Kitzbühel, dagegen an einem Wochenende im Juni und an drei im August gab es überhaupt keine Ver- anstaltung dieser Art. Mit diesem Leserservice möchten wir sowohl den Veranstaltern als auch den Festbesuchern eine Hilfestellung anbieten. Das genaue Programm der verschie- denen Festlichkeiten werden wir selbstverständlich - wie schon bisher immer - kurz vorher noch einmal in unserer Zeitung bekanntgeben. Wir fahren nun mit den uns inzwischen bekanntgewordenen Terminen fort und werden unseren »Feste-Kalender« laufend ergänzen und je nach Verände- rungen wöchentlich oder vierzehntägig bringen. Dazu benötigen wir natürlich auch die Mithilfe der Vereine und ersuchen daher um raschestmöglichste Be- kanntgabe des Datums ihrer Veranstaltungen unter Tel. 05356 / 25 76. Die bis jetzt bekannten Termine: 14. Juni: Kleines Stadtfest in Kitzbühel 4.-6. Juli: 100-Jahr-Jubiläum der Freiw. Feuerwehr Kirchberg Hallenfest der Freiw. Feuerwehr Kitzbühel 11.-13. Juli: Bataillons-Schützenfest in Jochberg 12. Juli: »Jaggasn«-Sommernachtfest in St. Johann 19. und 20. Juli: »Staudenfest« der Feuerwehr Aschau und 26. Juli: Musikfest in Reith Juli: Dorffest in Kirchberg 25.-27. Juli: Bezirksmusikfest in St. Johann 2. August: Jahrmarkt der Stadtmusik Kitzbühel 9. August: Freinacht in Kössen 8.-10. August: Bezirksmusikfest in Westendorf Quartett mit Spitzen - »Spitzenquartett« Ein Abend mit Günter Seifert (1. Violine), Erich Schagerl (2. Violine), Edward Kudlak (Viola), Gerhard Iberer (Cello) KuLtanRßJeRat teRßtatlt KItZEWÄheL Es drängte sich natürlich der Vergleich mit andern Ensembles auf - vor allem mit dem Wiener Streichquartett Werner Hinks (Konzert vom 3. 8. 1983) und dem Musikvereinsquartett Rainer Küchels (Konzert vom 30. 8. 1984). Die Musiker ein und demselben Meister aus ein und demselben Holz gefertigt. Und im Spiel sicher gute bis beste Wiener Tradition. - Wunderschöner Klang im zweiten Satz (Allegretto)... Mein Gott, wieviel andere Musik läßt man da gern fahren, nur um ein paar Takte solchen Haydns...? Dabei: Es ist gar nicht primär oder allein der Klang; es sind in eben demselben Maß die Strukturen, welche dermaßen faszinie- ren... oder, noch besser: Es ist das Maß, es sind diese so ungeheuer vollendeten Gebil- de aus Einfall (Idee), Satzkunst (Kontra- punkt), Harmonik bzw. Modulation und, ganz allgemein, Phafitasie. Vom gewissen undefinierbaren X-Plus nicht zu reden. - Im vierten Satz (Finale: Presto) wird dann fast mozart'sche Helligkeit erreicht - la Schlußsatz »Kleine Nachtmusik«: d, g, h, d, d, d, fis, fis, g... etc; aber es ist und bleibt Haydn. Gottseidank! Irdene Musik', d. h. erdverbundene und damit er- reichbare, einsichtige..., während Mozart oftmals steigt... und steigt... und beinahe entschwindet. Ja, Mozart! Dessen Quartett D-Dur, KV 575, an zweiter Stelle... Ein Allegretto (erster Satz), welches beginnt, als wäre es »aus der Luft gegriffen«. Die Farbe jenes gewisse mozart'sche Hellgelb (gegen das sanftere, dunklere Haydns)... Die Num- mer eins der drei »Preußischen Quartet- te«. - Welcher Einfallsreichtum! Ein Königreich - nicht für ein Pferd, son- dern für ein paar beliebige Takte dieser Musik... Was für ein Bogen größter Voll- kommenheit, der sich über diesem ersten Satz bis hin zur abschließenden Quart- sextskala wölbt. Und dann das »Andan- te«: Vielleicht noch größere Integrität von melodischen Linien, Form, Satztechnik usw. als bei Haydn. - Das Seifert- Quartett jetzt so vollkommen eingespielt, daß die Obertöne gleichsam plastisch wer- den und alles zur Einheit verschmilzt. Hier (und wohl auch bereits beim Haydn) mußte man sagen, Musik sei Musik und nichts anderes als solche; also nicht das individuell-beethoven'sche »Musik als höhere Offenbarung«! Und weiters: Hier galt die Redensart, daß der Ton die Musik mache, wörtlich. Aber: Es muß nicht immer Mozart sein; kann auch einmal Kaviar... Nämlich: daß man des Russen Berodin zweites Quartett (D-Dur) bescherte, war ein großes Ge- schenk; tatsächlich! Der Impetus und die Dynamik dieser Komponisten,. der be- kanntlich musikalischer Dilettant war (sein Beruf: Arzt!), überraschend. Größte musikalische Intelligenz, erstaunliches Formgefühl, beachtliche Kombinations- und Gestaltungsgabe... Wunderschönes Werk! - Ein Allegro moderato, ein Scherzo (Allegro), ein Notturno und ein Andante - Vivace (Finale). - Vierter Satz: mit seltsamer »Öffnungsgebärde« beginnend, als ginge ein Vorhang auf, welcher Diaphanie, d. h. Durchblick ge- währt... Höchst interessantes, hochmusi- kalisches Schlußgeschehen. Wen wundert's, daß so stürmisch ap- plaudiert wurde? Noch ein »Andante can-
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