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»Christophorus 4«, Standort St. Johann, mit (von links) Piloten, Rettungsarzt und Flugretter. Samstag, 11. Jänner 1986 Kitzbiiheler Anzeiger Seite 21 Jahreshauptversammlung der e t, * Bergrettung St. Johann LT. Einen ereignisreichen Bergsommer ab- schließend und den Winterdienst einlei- tend fand kürzlich die Jahreshauptver- sammlung der Ortsstelle St. Johann des Österreichischen Bergrettungsdienstes statt. Dazu konnte der Ortsstellenleiter Hias Noichl im Gasthaus »Hinterkaiser« neben 48 Mitgliedern der Ortsstelle als Ehrengäste die Bürgermeister Dipl.-Ing. Ludwig Partl (St. Johann) und Ok.-Rat Franz Höck (Oberndorf), von der Ge- meinde Kirchdorf GR Helmuth Bendier und von der Bergbahn AG St. Johann Di- rektor Dipl.-Ing. Ingo Karl begrüßen. In seinem Bericht ging der Ortsstellen- leiter besonders auf die Rettungseinsätze im Bereich des Lärchecks (Wilder Kaiser) ein, wo sich heuer die Sommertätigkeit der Ortsstelle konzentriert hat. Dabei hat sich wieder einmal gezeigt, wie falsch es wäre, sich nur auf die Rettungshub- schrauber zu verlassen. Trotz der guten Witterung mußten die Bergungen durch- wegs mit konventionellen Methoden durchgeführt werden. Die Notwendigkeit der Schulungs- und Übungstätigkeit wur- de gerade dadurch auf eindrucksvolle Weise demonstriert. Ein Problem bei kombinierten Einsätzen ist immer wieder die Verständigung zwischen Hubschrau- ber und Bodenmannschaft wegen teilwei- se unterschiedlicher Frequenzen im Funk- verkehr. Hias Noichl schlägt als Ort der nächsten Großübung das Lärcheck vor. Die Bergrettung Kufstein hat heuer auch auf dem Fleischbankpfeiler ein fixes Stahlseil deponiert, so daß nunmehr im Wilden Kaiser insgesamt auf vier Gipfeln solche Seile für Rettungsaktionen zur Verfügung stehen: Fleischbankspitze, Predigtstuhl-Hauptgipfel, Totenkirchl und nunmehr auch Fleischbankpfeiler. Der Ortsstellenleiter erwähnt auch die aufgetretenen Schwierigkeiten bei der Be- nützung des Klettergartens Saubichl. Die Wand gehört den Bundesforsten und der Zugang durch den Wald kann auch vom Grundbesitzer laut Forstgesetz nicht ver- hindert werden. Dieser Klettergarten ist durch die Südlage sehr früh schneefrei und er sollte von den Bergrettern unbe- dingt zu Übungszwecken benützt werden. Der Kassier Pepi Fischer konnte einen ausgeglichenen Kassenbericht vorlegen, wobei der Schwerpunkt der Ausgaben auf dem neu angeschafften Kleinbus lag. Über Antrag der Kassaprüfer wurde er mit Dank entlastet. Über die Einsätze und Schulungen refe- rierte im einzelnen der Einsatz- und Schu- lungsleiter Herbert Pali. Die 62 Bergret- tungsmänner und Anwärter haben im Be- richtsjahr insgesamt 210 Einsätze (davon 43 mit Hubschrauberunterstützung) durchgeführt. Dabei wurden 204 Perso- nen geborgen (u.a. 13 aus dem Felsbe- reich, 165 aus dem Pistenbereich, drei aus Lawinen und elf aus sonstigem Gelände). 29 der geborgenen Personen hatten ihren Wohnsitz im Inland und 175 im Ausland. Schon aus diesem Verhältnis kann erse- hen werden, wie wichtig ein funktionie- render Bergrettungsdienst auch für den Fremdenverkehr ist. Nur zwölf waren un- verletzt, 183 verletzt und bei neun der Ge- borgenen war leider jede Hilfe vergeblich. Bei diesen Rettungseinsätzen wurden ins- gesamt 630 Bergretter eingesetzt, die da- bei 707 Einsatzstunden und 4520 Bereit- schaftsstunden leisteten. In diesen Zahlen eingeschlossen sind auch die Flugretter der Ortsstelle. Wenn man bedenkt, daß für den Rettungsdienst gesetzlich die Ge- meinden verpflichtet sind, so kann die Tä- tigkeit der freiwilligen Bergrettung für die Allgemeinheit erst entsprechend gewür- digt werden. Auf Betreiben der Gemeinden wird im kommenden Winter in St. Johann i.T. der Rettungshubschrauber »Christophorus 4« stationiert. Als Flugretter fungieren hauptsächlich Bergrettingsmänner, deren Einschulung bereits voll im Gange ist. Es wird angestrebt, daß dieses Rettungsgerät auch im Sommer zur Verfügung steht. Die Schulungs- und Übungstätigkeit gliederte sich in fünf Ortsstellenübungen, fünf theoretische Schulungsabende und eine Gemeinschaftsübung. Krönung war die Großübung am Fleischbankpfeiler im Wilden Kaiser, die reges Interesse bei den offiziellen Stellen und in der Öffentlich- keit gefunden hat. Die Gemeinde St. Jo- hann hat anschließend die Bergrettungs- männer zu einem Essen eingeladen, wofür dem anwesenden Bürgermeister nochmals gedankt wurde. Dieser sicherte dies unter großem Beifall auch für die Zukunft zu. Von den Ehrengästen ergriff als erster der Oberndorfer Bürgermeister Ok.-Rat Franz Höck das Wort. Die Berge sind in den letzten Jahrzehnten auch ein ernstzu- nehmender wirtschaftlicher Faktor im Rahmen des Fremdenverkehrs geworden. Die enorme Zunahme des Bergwanderns und Bergsteigens hat naturgemäß auch mehr Unfälle mit sich gebracht und aus diesem Grunde ist eine bestens ausgebil- dete und ausgerüstete Bergrettung uner- läßlich. Die Gemeinde Oberndorf wird es daher auch in Zukunft nicht an der erfor- derlichen Unterstützung der Ortsstelle fehlen lassen. Dipl.-Ing. Ludwig Partl unterstrich ein- dringlich die Wertigkeit der ehrenamtli- chen Tätigkeit der Bergrettung und auch der anderen Rettungsinstitutionen für die Gemeinden, die dadurch entlastet wer- den. Entsprechende finanzielle Hilfe da- für ist selbstverständlich und wird gerade von der Gemeinde St. Johann stets ge- währt werden. Zum Rettungshubschrau- ber »Christophorus 4« klärt er über die aufgetretenen Probleme bei der Stationie- rung ‚auf. Vorrangig muß das Bestreben sein, verletzten Personen schnell und un- bürokratisch zu helfen. Leider lassen sich gewisse Belästigungen der Umwelt da- durch nicht ausschließen; um Verständnis durch die Öffentlichkeit wird daher ap- pelliert! Den Dank an die Betgretter sprach Bgm. Partl auch im Namen der Bergbahn AG aus. Für die Gemeinde Kirchdorf dankte GR Helmuth Bendler (selbst Mitglied der Ortsstelle). Seine Gemeinde hat den größ- ten Anteil am Kaiser mit den klassischen Kletterwänden und darin sind im Sommer auch die Bergrettungsmänner am meisten beschäftigt. Finanzielle Unterstützung is: daher auch durch Kirchdorf. sicherge- stellt. Die Gemeinde hat im letzten Som- mer Steig- und Weganlagen im Bereich Stripsenkopf, Feldberg, Großes und Klei- nes Griesnerkar verbessert, was auch zu-- größeren u: größeren Sicherheit der Bergwanderer beitragen wird. Für die Gendarmerie, die durch die al- II &
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