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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 16. August 1986 Neue Rekorde beini Kitzbüheler Tennisturnier Die Head-Cup-Woche hielt, was sie versprach... Traumhaft schönes Wetter und ein Be- sucherzustrom wie man ihn bisher noch nicht erlebt hatte, kennzeichnen die dies- jährigen Tennismeisterschaften um den Head Cup und den Rodenstock Ladies Cup. Über 35.000 Besucher registrierte man im Stadion an der Kapser Brücke. Etwa um 10 % mehr als im letzten Jahr und dies, obwohl heuer kein Boris Becker am Start war. Stärkster Tag überhaupt war der Mittwoch, an dem die drei Öster- reicher Skoff, Aritonitsch und Muster nacheinander auf dem Centre Court an- traten. Zur offiziellen Besucherzahl kom- men noch alle jene hinzu, die in verschie- densten Funktionen als Offizielle, Presse- berichterstatter usw. tätig und beim Kas- sier als »Freikarte: registriert sind. An die tausend Personen sind das täglich! Besonders spannend war der Finaltag. Im Damen-Einzel siegte die Niederöster- reicherin Petra Huber aus Brunn am Ge- birge mit 3:6, 6:2 und 6:0 über die Salz- burgerin Judith Pölzl. Anschließend folg- te das Endspiel im Herren-Einzel zwi- schen dem als Nummer zwei gesetzten Equadorianer Andres Gomes und der Nummer sechs des Head Cups, Miloslav Mecir (CSSR). An die vier Stunden wogte der Kampf hin und her, bis der 22jährige Preßburger Mecir nach fünf hart um- kämpften Sätzen mit 6:4, 4:6, 6:1, 2:6 und 6:3 als Sieger feststand. Er durfte ne- ben dem herrlichen Siegespokal auch gleich noch S 480.000.— Preisgeld mit- nehmen. Das gesamte Turnier kostet heu- te schon über 8 Mio. Schilling (mehr als das Hahnenkamm-Rennen!) und wird durch Eintrittsgelder und die Sponsoren hereingebracht. Anschließend folgte das Der strahlende Sieger im Herren-Einzel, Miloslav Mecir (CSSR) mit dem »Head Cup«. Foto: Michael Horn Endspiel im Damen-Doppel, das die Au- stralierinnen Louise Pleming und Justin Brown erfolgreich sahen. Turbulenz gab es um das Herren-Dop- pel. Mit der Paarung Andres Gomes/ Hans Gildemeister (Ecu/Chi) waren die Führenden in der Grand-Prix-Wertung ins Finale vorgestoßen und trafen dort auf die schweizerisch-tschechoslowaki- sche Paarung Heinz Günthart/Tomaz Smid. Bei Satzgleichstand 1:1, und schon unter Flutlicht, setzte der so gefürchtete »Turnierregen« doch noch ein, der den Die Ladies-Cup-Siegerin Petra Huber (rechts) und ihre Endspielgegnerin Judith PÖlzl (links) mit Sponsorgattin Inge Ro- denstock. Foto: Überall Kitzbüheler Veranstaltern die ganze Wo- che hindurch erspart geblieben war. Um 19 Uhr entschloß man sich zur Übersied- lung in die Halle. Doch der Regen war so stark, daß es sogar in die Tennishalle von Ernst Hinterseer hinein tropfte. Neuerli- che Unterbrechung und erst gegen 22 Uhr (!!) und vor schon spärlicher Zuschauer- kulisse konnten die Sieger ermittelt wer- den. Naoh hochdramatischem Kampf rangen Günthart/Smid die favorisierten Südamerikaner 4:6, 6:3, 7:6 nieder. Der Tiebreak im dritten Satz endete mit 8:6 Punkten. Alles in allem herrliche Tennistage in Kitzbühel und auch in Kirchberg, wo die Damen-Bewerbe mustergültig abge- wickelt wurden. Neben dem Sportlichen gab es auch zahlreiche gesellschaftliche Höhepunkte: Die Stadtgemeinde lud die Spieler zu einem Empfang mit anschlie- ßendem Tanz in die »Tenne«. Die Spon- soren »Head« und »Rodenstock« veran- stalteten Presse-Empfänge, ebenso lud der bekannte Saitenhersteller VS-Babolat die Medienvertreter zu einer Gartenparty. Unser Fremdenverkehrsverband kümmer- te sich um den Hauptvorstand des Öster- reichischen Tennisverbandes und gab ein Abendessen, zu dem neben Obmann Komm. Rat Wolfgang Hagsteiner auch Bürgermeister Hans Brettauer und Head- Generaldirektor Peter Stangl erschienen. Das Fernsehen und der Hörfunk über- trugen bereits ab Montag täglich. Die letz- ten drei Tage waren im TV live zu sehen und es schlossen sich auch ausländische Stationen an. 70 Pressevertreter und dazu unzählige Fotografen berichteten in alle Welt von den Tennistagen in Kitz. In der Zeltstadt, an den Labestationen und im »Festzelt« von Ernst Hinterseer herrschte Hochbetrieb. Ein richtiges »Tennis Festi- val«. Doch all dies darf nicht darüber hin- wegtäuschen, daß es auch Probleme gab! Das Stadion ist dem Besucheransturm einfach nicht mehr gewachsen. Es gibt so gut wie keine Toilettanlagen. Wer mal muß, hat das Stadion zu verlassen, um die öffentliche Bedürfnisanstalt in der Fuß- gängerpassage aufzusuchen. Die alte Holztribüne beim Einser Platz ist viel zu klein und baufällig. Die Umkleidekabinen für die Spieler sind ebenfalls bei einem 64er Teilnehmerfeld zu klein. Auch die Turnierleitung und das Pressebüro stöh- nen unter beengten Platzverhältnissen. Das Turnierdirektor H.D. Küchenmeister mit seinem Team die Spiele wieder so gut über die Bühne gebracht hat, ist wohl hauptsächlich seiner über 30jährigen Er- fahrung zuzuschreiben. Das Kartenbüro mit Dieter Zavratsky an der Spitze, hätte über doppelt so viele Karten auf der ge- deckten Tribüne verkaufen können, wie tatsächlich zur Verfügung standen! Ich habe in persönlichen Gesprächen mit den Vertretern des Internationalen Tennisver- bandes, der ATP-Spielervereinigung, mit Manager Ion Tiriac, der einige Tage in Kitz weilte, aber auch mit Presse und TV- Vertretern (Fernseh-Sportchef und desig- nierter ORF-Generalintendant Teddy Podgorsky gehört dazu), immer wieder dieselbe Aussage gehört: Kitzbühel muß sich möglichst rasch etwas einfallen las- sen, um das Niveau zu halten und die In- ternationalen Tennismeisterschaften nicht zu verlieren. Worte sind leichter gesagt als Taten gesetzt! Bürgermeister Hans Brett- auer, dem die Probleme ebenfalls bekannt sind, versprach nach finanzieller Möglich- keit der Stadtgemeinde, eine gute Lösung anzustreben. Wenn Kitzbühel, Tirol und schließlich auch ganz Österreich die Ten- nismeisterschaften um den »Head Cup« behalten wollen, müssen alle Stellen zu- sammenarbeiten und nach einer realisti- schen Lösung streben. Denn, daß die Ten- niswoche eine gewaltige Aufwertung für unseren Sommertourismus ist, dürfte mittlerweilen auch dem größten »Frem- denverkehrsmuffel« bewußt geworden sein.
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