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Samstag, 6. September 1986 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 10 Jahre Steinbach-Delta - 10 Jahre Weltmeister Christian Steinbach 10 Jahre Steinbach-Delta: 10 Jahre ist es mittlerweile her, daß sich Ikarus' Erben zum ersten Mal offiziell ein Stelldichein ga- ben, um den Besten aus ihren Reihen zu fin- den. Bei dieser Weltmeisterschaft, die in Kössen stattfand, sollten die favorisierten Amerikaner, Deutschen und Astralier eine böse Überraschung erleben, als gegen Ende des Bewerbes die zwei Brüder Christian und Jochen Steinbach aus Tirol auf selbstkon- struierten Geräten der Konkurrenz förm- lich davonflogen und die Plätze eins und zwei belegten. Für Christian Steinbach bedeutete dieser Weltmeistertitel den Auftakt zu einer Kar- riere in einerjungen und expansionsfähigen Branche, in dem er das zunächst aus Interes- se betriebene Hobby zu seiner Profession machte und die Firma »Steinbach-Delta« gründete. 10 Jahre Weltmeister: Den Vizeweltmei- stertitel erhielt 1976 Joachim Steinbach. Brasil II: Zu Beginn war es schon eine Aufgabe für sich, der riesigen Nachfrage nach dem Weltmeisterschaftsmodell »Bra- sil« zu entsprechen. Mit diesem »Volkswa- gen« unter den Hängegleitern wurde aber auch das bewährte »Steinbach-Konzept« geboren, unproblematische Flugeigen- schaften mit bestechender Leistung zu ver- einigen. Flugschule: Das primäre Problem jedoch war weniger technischer Natur, vielmehr galt es das Interesse vieler Begeisterter zu nutzen und für den erfolgversprechenden Boom zu sorgen. Sich aber ausschließlich auf das Bauen von Flugdrachen zu speziali- sieren, hätte gerade in dieser Entwicklungs- phase unweigerlich zum Chaos geführt und so war der nächste logische Schritt die Er- öffnung einer Drachenflugschule, in der er sein ganzes Wissen den jungen Sportlern zur Verfügung stellte. Weltmeister, Vizeweltmeister, Europa- meister, 1. und 3., 5 x Staatsmeister, Sieger vieler internationaler Wettbewerbe: Daß der Weltmeistertitel nicht auf eine glückli- che Fügung des Schicksales zurückzufüh- ren war, bewiesen in der Folge unzählige Siege bei internationalen Bewerben. Aus- zeichnungen wie der fünffache Staatsmei- ster- und der Europameistertitel rundeten den WM-Sieg ab, jedoch waren konstante Leistungen mit immer steigenderem Trai- ningsaufwand verbunden, sodaß bald sportliche Erfolge zugunsten der Weiterent- wicklung der Firma in den Hintergrund rückten. EURO III: Daraus ergab sich eine wahre Flut von neuen Ideen, die schließlich zum Modell »EURO III« führten, eine neue Ge- neration von Drachen, die einen großen Fortschritt in Hinsicht auf Arodynamik und Form bedeutete. Höhenrekordflug: In der Absicht, die Grenzen des Piloten und des Materials aus- zuloten, startete Christian Steinbach im Jahre 1978 einen spektakulären Selbstver- such, als er sich, generalstabsmäßig ge- plant, mit einem Drachen von einem Heiß- luftballon auf eine Höhe von über 6800 Meter ziehen ließ, um sich mit einem tech- nisch überaus schwierigen Manöver vom Ballon zu lösen und zur Erde zurückzuglei- ten. Diese Höhe bedeutete damals den neuen Weltrekord, jedoch waren die wäh- rend des gesamten Fluges gesammelten Da- ten für die Weiterentwicklung von viel grö- ßerer Bedeutung. Außerdem sollte die Aktion dokumentieren, daß Drachenflie- gen mit entsprechenden Sicherheitsvorkeh- rungen versehen, durchaus gefahrlos durchgeführt werden kann. Sicherheit durch Rettungssystem: Auch der Entwicklung eben dieser Rettungssyste- me widmete Steinbach intensive Aufmerk- samkeit. So löste er das heikle Problem des gefahrlosen Schirmauswurfes, wobei es darum ging, daß sich der Fallschirm unter allen Umständen erst außerhalb des Berei- ches der Flügelverspannung, dann aber umso rascher öffnen müsse. Mittlerweile hat sich dieses System bereits in 25 (!) na- mentlich bekannten Ernstfällen bewährt. Das Jahr 1983 brachte für die Firma Stein- bach-Delta schließlich große Veränderun- gen, die räumlichen Möglichkeiten setzten der Produktionsleistung Grenzen, sodaß man nach Expansion drängte: Der Betrieb wurde kurzerhand nach Kirchdorf umge- siedelt und die Mitarbeiterzahl auf zehn Personen erhöht. SPOT II: Somit waren die Voraussetzun- gen geschaffen, ein weiteres Spitzenmodell zu konstruieren. Die Entwicklungsge- schichte umfaßte rund ein Dutzend Proto- typen, die in langen Meßtestreihen bis zur endgültigen Form heranreiften. Die Metho- den der Forschung und Produktentwick- lung wurden dabei den gestiegenen Anfor- derungen angepaßt. Auf einem eigens dafür konstruierten Testwagen konnten die Vorserienmodelle in simulierten Extremsi- tuationen beobachtet werden. Schließlich war der »SPOT« fertig (oder: geboren) und wurde zum absoluten Renner für Spitzen- piloten. Am deutlichsten zeigen dies die Rekorde, die auf diesem Gerät erzielt wurden. Weltrekord auf SPOT II: Wie aus der of- fiziellen Liste der F.A.I. Rekorde hervor- geht, konnten im Sommer 1984 während ei- nes einzigen Fluges mit dem »SPOT« zwei Bestleistungen erzielt werden: Längster Ziel- Rückkehrflug und größter Höhengewinn wiesen auf das große Leistungspotential des neuen Gerätes hin. Deshalb stellte der »SPOT« auch die Basis für eine ganze Reihe von Innovationen und Detailverbesserung dar, die schließlich zum Modell des »SPOT II« führten, der mit seinem Vorgänger nicht viel mehr als den Namen gemeinsam hatte. »SPOT II« von Christian Steinbach. UbMotordrachen: Neben den ärodyna- mischen Studien verfolgte Christian Stein- bach seit geraumer Zeit noch einen weiteren konkreten Plan, nämlich die Entwicklung eines motorisierten Hängegleiters. Ein Prototyp flog erstmals bereits 1983 und fand in der Fachwelt überaus starke Be- achtung. Nachdem die Produktion der vor- wiegend österr. Zulieferungsfirmen jedoch gerade angelaufen war, kam überraschend die negative Haltung das »knock out« von Seiten der österr. Umweltschützer, die sich kurzerhand gegen eine UbFliegerei im Raume Kitzbühel aussprachen. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt schuf jedoch eine Möglichkeit, Erprobungsflüge durchzuführen, die auf dem Flugplatz Zell am See durchgeführt werden konnten. Ob- wohl Somit die Entwicklungsarbeit um ein Vielfaches erschwert wurde, gelang es Welt- meister Christian Steinbach, sein »TRIKE« so weit zu perfektionieren, daß es seither im Ausland reißenden Absatz findet. SP-Hängegleiter: Den neuesten Coup al- lerdings landete der Kitzbüheler Champion mit dem Bau des »SP-Spezial Performan- ce'<, ein Gerät, das in den Händen eines Pro-
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