Kitzbüheler Anzeiger

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Ihren schicken modischen Tracht-Folklore SCHUH von 16 SCHUHE & SPORT St. Johann Kaiserstraße Hit ‚rL1 Seite 2 KITZBÜHELER ANZEIGER TRACHTEN/FOLKLORE 86 Die Ansicht, wonach die Mode in tempelräu- berischer Absicht die Hochburgen der Tracht beehrt, läßt die Tatsache unberücksichtigt, daß auch im entlegensten Talwinkel die Tore der Mode für die Tracht nicht verschlossen, wenn auch zeitweilig schwer zugänglich wa- ren. Der Verwerflichkeit modischen Einflus- ses auf die Tracht das Wort zu reden, käme der Förderung ihrer Versteinerung gleich. Es hieße die Augen vor der in jedem Menschen wohnenden ‚ ‚libido" verschließen, die das Neue einfach begehrlich macht. Einst ver- mochten Sitte und Brauch, Vorschriften wi- der den „Kleiderteufel" und Verordnungen für die Zuständigkeit eines Standes, aber auch die Armut wirtschaftlicher Verhältnisse und die lokale Kommunikationsklausur dem modischen Wandel in der Tracht aufschie- bende Wirkung zu verschaffen. Es ist be- zeichnend für die widernatürliche Hintanhal- tung zeitgemäßen und damit modischen Ein- flusses, daß überall dort, wo die Entzugser- scheinungen am größten waren, die Umstel- lung von der Traditionskleidung auf Tages- moden am raschesten vor sich ging. In der begrifflichen Dimensionierung der Mo- de als gestaltetem Ausdruck geistiger, gesell- schaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Strömungen hat auch die Tracht ihren Platz. Der von ihr beanspruchte Herrgottswinkel war nicht immer selbstgewählt. Wie keine andere Menschepgruppe gestaltete jedoch das bäuerliche Kollektiv die in seinem Volk gewachsenen Grundformen der Tracht in der Übereinstimmung innerer Lebenshaltung und äußerlicher Lebensweise. Das verleiht der Tracht zu Recht die Qualifikation eines Standes-, Gesinnungs- und Heimatkleides, Charaktermerkmale, die der Mode wesens- fremd sind, nicht aber dem Stil. Die treffende Definition von Georges Louis L. Buffon „ Le style c'est l'homme m6me" könnte ohne je- den Abstrich für die Tracht gelten. Über die malerischen Kirchtürme der öster- reichischen Trachtenlandschaft hinweg er- schallt noch heute „Giftalarm", wenn die Mode in der ihr nicht abzusprechenden Funkverbindung mit dem Zeitgeist scheinbar unbeschwert ihr Leihspiel an der Traditions- kleidung entfacht. Ki* zbübeler S..Anzeiger - Impressum Verleger: Kitzbüheler Anzeiger Gesellschaft m.b.H., Kitzbühel, Schlossergasse 10 - auch Inhaber und Herausgeber. Verlagsort: Kitzbü- hel, Herstellungsort: Kitzbühel. Hersteller: Rit- zerdruck Marketing, A-6370 Kitzbühel, St.-Johanner-Str. 83, Redaktion: Werner Mitte- rer, Reith bei Kitzbühel 363, Tel. 05356/5225. Die Auffassung von Ert, wonach die Mode vor allem ihren Beitrag zur Erhaltung der In- dividualität der Menschen zu leisten hat, wurde in ihrer Durchführbarkeit von der Französischen Revu lotion bereits erleichtert. Bis dahin war die Mode sehr wohl eine Mas- senbewegung mit uniformierenden Zügen. So räumte etwa die römische Weltherrschaft mit den in der Tracht ausgedrückten Unter- schieden nach Rasse und Nationalität gründ- lich auf und setzte an ihre Stelle die römische Mode. Wer konnte, wollte sich so kleiden wie die großen, erfolgreichen und mächtigen Herren. Freilich nur solange, als das römi- sche Weltreich Bestand hatte. Mit dem Un- tergang des weströmischen Reiches ging nicht nur die politische Macht von Byzanz aus, sondern auch die modische. Das römi- sche Modekleid nahm nach und nach orien- talische Züge an. Nur in Gallien und Germa- Tracht und Mode „kommen gut miteinander aus D en modischen Einfluß auf die Tracht als verwerflich zu bezeichnen, mag so manchem Trachtenkundler und -Schützer auf den Lippen liegen, von Originalität ist oft nichts mehr zu sehen. Andererseits wäre es schade, würde sich die Tracht modischen Attributen verschließen. Sie bieten eine unendliche Basis für schickes Kleiden. Elisabeth Längle hat unter dem Titel „Menschen und Moden" - wie uns scheint - interessantes Gedankengut zu Pa- pier gebracht. Hier Auszüge aus dem besagtem Beitrag (Tracht in Österreich):
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