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Fiau berta Margarethe Wahl. Berta Margarethe Walde zum Gedenken Seite 4 Xitzbuheler Anzeiger Samstag, 27. September 1986 Am 15. September 18 s:arb in Kitzbü- hel die Trägerin des Goldenen Ehrenzei- chens der Stadt Kitzbühel. Hauptlehrerin in Ruhe Berta Margarethe Wade, im Alter von 94 Jahren. An der Beerdigung nahmen Bür- germe:ster Hans BrettaLer mit den Mitglie- dern des Stadtrates, die Ehrenbürger unse- rer Stadt, Dkfm. Fritz TschDll und Peter Sicherer, der Direktor des Landesmuseums Ferdinandeum Dr. Gert Amman sowie viele ihrer ehemaligen Schüler und Schülerinnen teil. Der Bezirks-Lehrerchor unter der Lei- tung von Herbert Mitterwalder sang bei der Aussegnung das Lied »Also spiichi der Herr« und bei der Einsegnung das Lied »Näher mein Gott zu Dir« und das Bläser- quartet: der Stadtmusik unter der Leitung von Andre FeIler spielte die Traue-musik be:m Sterbegottesdienst und ei der Einseg- nung darch Stadtpfarrer Geistl. Rat Johann D anninger. Vol ksschuldirekt er, Gemeinde- rat Peter Brandstätter und Kulturreferent, Gemeinderat Friedhelm CapeLlari verab- schiedeten sich von der Verstorbenen am of- fenen Grabe im Namen der Lehrerschaft bzw. der Stadtgemeinde Kitzbühel. Die Fersönlichkeit vn Frau Berta Mar- garethe Walde schilderte Bürgermeister Hans Brettauer anläßlich der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens am 19. No- vember 1982 und wir folgen hier seinen Aus- führungen: »FraL Berta Margarethe Walde wurde von zwe entscheidenden Faktoren geprägt. Sie is: die Tochter des um das Kitzbüheler Schu- Lnd Erziehungswese:is hochverdien- ten Scl:uldirektors, Ehrenbürger Franz Walde, und die Schwester unseres berühm- ten Kunstmalers Prof. Alfons Walde. So hatte sie schon vorn Elternhaus her die Neigung, Erzieherin zu werden und der Ge- nius ihres Bruders bewirkte auch in ihr ein großes Verständnis für die kunst, sodaß sie auch im Laufe der Jahre eine bedeutende Gestalt in der Kunstszene wurde. Bereits im Elternhaus wurden Frau Berta, Walde Humanismus und Humanität vorge- lebt. Das Verhalten in ihrem langen Leben zeigt, daß diese Begriffe für sie nicht nur Lippenbekenntnisse oder Schlagworte Hie- ben. Aus Berufung wurde Frau Berta Walde Lehrerin und so hat ie auch in diesem Beruf über vier Jahrzehnte Außergewöhnliches geleistet. Alle noch lebenden Schülerinnen und Schüler sprechen nur mit großem Re- spekt von dieser einmaligen Erzieherin und beliebten Lehrerin. Schon im Jahre 1922 anerkannte der Lan- desschulrat für Tirol ihre Leistung und 3e- rufsauffassung als »ausgezeichnet«. Sie unterrichtete überwiegend an der Volks- schule, aber auch an der von ihrem Vater ge- gründeten Blrgerschule. Um sich für diese Art Unterricht weiterzubilden, besuchte sie sogar Sommerkurse in Graz. Frau Walde wurde aLch mehrmals von Bezirks- und Landesscriulrat belobigt. Sie war für die damalige Zeit eine sehr fortschrittliche, ja progressive Lehrerin. Sie besuchte Sommerlehrgänge für Schwim- men und Turnen und pflegte als erste Lehre- rin in K:tzbühel irr Rahmen des Turnunter- richts mit den Schülern den Skilauf. In der schweren Zwischenkriegszeit wid- mete sich Fra.. Walde wiederholt humanitä- ren Aufgaben und warb für Frieden und Humanität.'--,-:) war sie als Referentin des Ju- gendrotkreuzes an der Volksschule an ver- schiedenen Aktionen beteiligt, so auch an Briefverkehr mit amerikanischen Grup- pen. Sie führ:e eine Jugendvolkstanzgrup- pe mit hohem Niveau und trat wiederholt :m »Grand Hotel« und bei >Praxmair« auf. Schon zu Beginn des 1. Weltkrieges ste1te sie sich als Hilfskrankenschwester zur Ver- fügung und war im Reservespital des Frau- enzweigvenine vom Roten Kreuz in Kitzbü- hel als soche :ätig. Man ernannte sie bald offiziell zur Hilfsschwester und sie erhielt das Recht, die weiße Armbinde mit dem Ro- ten Kreuz zu tragen. 1918 besuchte Frau Walde einen Kurs an der geburtshilflichen Klinik in Innsbruck und erwarb sich Kennt- nisse in Pflege und Behandlung von Müt- tern und Säuglingen. In ihrem ganzen außerberuflichen Leben ist Frau Walde den im Elternhaus anerzoge- nen Idealen von Humanität und Humanis- mus treu geblieben. Im Frühjahr 1953 trat Frau Berta Walde nach 42 Dienstjahren in den dauernden Ru- hestand. Aus diesem Anlaß würdigten der Bezirksschulrat und die Tiroler Landesre- gierung erneut die Leistungen der Lehrerin Berta Walde. Für ihre Pflichterfüllung wur- de ihr vom Land Dank und Anerkennung ausgesprochen. Es ist bedauerlich, daß ihr durch büro- kratische Schwierigkeiten und Wechsel im Bezirksschulrat die Verleihung des Titels »Schulrat« versagt blieb. Doch bleibend und wertvoller ist für sie wohl die dauernde Verehrung ihrer Schüler und Schülerinnen. Im Ruhestand war Frau Berta Walde nie untätig. Sie sorgte für ihre greise Mutter bis zu deren Tod und kümmerte sich um ihre Nichte Gutta und deren Familie mit mütter- licher Fürsorge. Mit eiserner Konsequenz war diese tapfe- re Frau als Nachlaßverwalterin um das künstlerische Erbe ihres Bruders, unseres verehrten Prof. Alfons Walde, besorgt. Zu- tiefst war sie von seiner Kunst und von ihm als Künstler überzeugt. Und die heutige Beurteilung der Werke von Prof. Alfons Walde hat ihr recht gegeben. Durch ihre Be- harrlichkeit als Kunstkennerin genießen Prof. Alfons Walde und seine Bilder heute eine Wertschätzung, wie sie der Künstler zu Lebzeiten, auch in den jahren seiner höch- sten Anerkennung, nie erfahren hat, und dies, obwohl die Drucke seiner Bilder unse- rer herrlichen Kitzbüheler Landschaft in al- ler Welt bekannt waren, ja sogar die Solda- ten am Eismeer hatten sie in ihren Bunkern hängen. Sie kümmerte sich um die Reinheit des Nachlasses angesichts von zahlreichen Fälschungen, die oft auch von sogenannten »Experten« nicht entsprechend erkannt wurden. Die heutige Walde-Renaissance ist wohl allein Frau Berta Walde zu danken. Ihr un- erschütterlicher Glaube an die Kunst des Bruders hat bewirkt, daß der Künstler Al- fons Walde den ihm gebührenden Platz in der Kunstszene der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts einnimmt. Sie erwirkte mehrere Walde- Ausstellun- gen und schließlich eine Künstlermono- graphie. Die Stadt Kitzbühel hat Frau Berta Wal- de viel zu danken«. Kitzbüheler Pfarrwallfahrt nach Maria Kirchenthal am Sonntag, den 29. September 1986 Es werden verschiedene Möglichkeiten angeboten, um bei der Wallfahrt mitma- chen zu können:
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