Kitzbüheler Anzeiger

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TRACHTEN/FOLKLORE 86 KITZBÜHELER ANZEIGER Seite 19 Trachtige Grundformen und ihre praktische Umsetzung F ast könnte man sagen: „Am Anfang war das Hemd", denn das „Hemat" oder die „Pfaid", heute auch das oder die „ Pfoad", wird von Mann und Frau in verschiedenen Varianten seit Urzeiten getragen. Das Wort „Hemd" geht übrigens auf die indogermani- sche Wurzel „kein" = „bedecken, verhül- len" zurück. Das knielange Leinenhemd in einfacher Schnittform hat die Frau durch Jahrtausen- de - seit der Bronzezeit - begleitet. Erst im 20. Jahrhundert hat sich beim Dirndl statt des langen „Hemats" auch die kurze Dirndl- bluse durchgesetzt (die übrigens jetzt in Ita- lien als letzter Modeschrei zum Bikini getra- gen wird). Neben dem Hemd, das als Unterhemd, Nachthemd und Arbeitskleid gleichermaßen fungierte, trug man je nach Witterung bezie- hungsweise nach Mode noch den Kittel oder Rock sowie ein Umhängtuch oder eine Är- meljacke. Unter dem Hemd war - aus klima- tischen oder ästhetischen Gründen - ein wärmendes oder stützendes Mieder obligat, das auch in Form einer Leibbinde oder eines Brustflecks seine Dienste versah. Aus nicht ganz erklärlichen Gründen wird dieses ‚ ‚ Un- terg'wand" manchmal auch zum „Ober- g'wand" - die prachtvollste Ausprägung sind die Barockschnürmieder, die zum Teil noch in der Tracht weiterleben. Das „Fürtuch", die Schürze, war vor allem als Schutz bei der Arbeit gedacht, vielfach hatte es jedoch auch symbolhaften Charak- ter. Bis heute gilt zum Beispiel in der Südtiro- ler Männertracht der blaue Schurz als Be- kenntnistracht. Und auch die weiße Schür- ze, die nur bei Hochzeiten getragen werden durfte, hatte diesen symbolhaften Charakter. Später wurde die Schürze ein wichtiger schmückender Bestandteil der bäuerlichen Kleidung. Neben der blauen Arbeitsschürze, die oft nicht mehr war als ein Leinenfleck mit zwei Bändern, gab es prachtvolle Hand- druck- und Seidenschürzen in verschiedenen Verarbeitungen und mit phantasievollen Ver- zierungen. Heute beginnt die Trachtenmode die etwas eintönigen Schürzenformen - einfach und doppelt breit, maschin- oder handgezogen - mit ihren genauen Vor- schriften über Bandbreite und Knüpfungsart der Bänder durch neue (alte) Formen zu be- reichern. Die Freude am Kombinieren wächst, vor al- lem bei der Jugend. Allzu Perfektes, steril Vorgedachtes ist nicht mehr „in". Floh- marktstücke werden kombiniert mit der Gar- derobe der Eltern, teure Boutiquemode wird ergänzt durch lässige Sportkleidung - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Dieser Trend macht auch vor der Tracht, dem ‚trachtigen G'wand" nicht halt. Das Hemd, die Bauernbluse, das „Pfoad", aus weißer Baumwolle oder weißem Leinen, findet als Unterkleid, als Unterhemd, als Nachthemd sowie als Strandkittel Verwen- dung - das gezogene Männerhemd sogar als Umstandskleid. Es läßt sich auch mit Jeans und Hosen aller Art kombinieren (wenn es außen getragen wird, kaschiert es eventuelle „starke" Schwächen). Der weite Bauernrock, zum weißen Hemd Alte Brixentaler Frauentracht. getragen, gibt dem Ganzen bereits die etwas ländliche Note. Ein Leibchen, zu Hemd und Bauernrock kombiniert, verstärkt diese Note noch. Be- sonders günstig ist ein Leibchen mit verlän- gertem Oberteil (es mach schlanker). Das Leibchen kann hochgeschlossen sein, aber auch rund und eckig ausgeschnitten, sein Verschluß besteht aus Hafteln, Knöpfen oder Schnüren. Bei den Schnürmiedern sind auch „Rumpfformen" Rumpfformen" beliebt, das heißt breite, geschnürte Passen. Allerdings erin- nert diese Fasson allzuleicht an die „Gipsy- St. Johanner Trachtenimpressionen Volkstümlichkeit ist „in". Auf besonderen Anlässen Tracht zu tragen, gehört zu den längst liebgewonnenen Gewohnheiten. Vereine wie z.B. Musikkapellen, Sängergruppen, Schützen, usw. kommen ohne Tracht ohnehin nicht aus. Unsere „trachtigen" Bilder zeigen: Brauereibesitzer Huber (in der Ledernen) und Bgm. Partl (im Trachtenanzug), die Musikkapelle (im Sommergwand), die Sängerrunde (in ihren typisch breit- krempeligen Hüten), die Mautwirtin (im hübschen Dirndl).
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