Kitzbüheler Anzeiger

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Das Thema der W«Ittp:' Wo verlief die alte Kitzbüheler Stadtmauer? Reste der Stadtmauer beim Abbruch des »Hinterbräu« freigelegt 1 Sachverständigen-Gutachten von Dr. Martin Bitschnau liegt vor Theorie von Dr. Johanna Felmayer scheint dadurch widerlegt Bei der letzten Sitzung des Kitzbüheler Gemeinderates gab GR Direktor Peter Brandstät- ter einen umfassenden Bericht über die alte Kitzbüheler Stadtmauer, von der beim Ab- bruch des Hauses Hinterstadt 22 (Hinterbräu) im heurigen Frühjahr Reste freigelegt wur- den. Über Veranlassung von Dir. Brandstätter, der sich um die Archäologie und Baugeschichte der Stadt wiederholt verdient gemacht hat, wurde der Sachverständige Dr. Martin Bitschnau vom Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck beauftragt, Untersu- chungen durchzuführen. Das Gutachten liegt nun vor und scheint die ursprüngliche An- nahme zumindest für die Westflanke zu widerlegen, daß die alte Stadtmauer nicht mit den rückwärtigen Hausmauern identisch gewesen, sondern zum Großteil quer durch die Häu- serverlaufen sei. Diese vielfach angezweifelte Theorie wird von Frau Dr. Johanna Felmayer im III. Band des Kitzbüheler Stadtbuches vertreten. Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 11. Oktober 1986 Als Anfang Mai dieses Jahres der alte Gasthof »Hinterbräu« abgerissen wurde, war GR Direktor Peter Brandstätter ein aufmerksamer Beobachter. Da das Haus mit seiner nordwestlichen Front parzellen- mäßig an der Baulinie der Gründungsstadt des 13. Jahrhunderts lag, war zu erwarten, daß beim Abbruch Einblick in die Zugrich- tung bzw. örtliche Lage der ehemaligen Stadtmauer genommen werden konnte. Tatsächlich wurden partielle Stadtmauer- teile entdeckt und Dr. Bitschnau davon un- terrichtet. Dieser hat dann am 16. Mai 1986 die Aufnahme des archäologischen Befun- des durchgeführt. Für die Befundaufnah- me stand in erster Linie die Nahtstelle zur SW-Ecke des Nachbarhauses (Rathaus) zur Verfügung, wo sich die Stadtmauer gleich- sam im Negativ bzw. Querschnitt beson- ders deutlich abzeichnete. Aus dem Bericht von Dr. Bitschnau, der sich im Original im Kitzbüheler Stadtarchiv befindet, entnehmen wir: Reste der alten Kitzbühel-Stadtmauer an der südwestlichen Ecke des Rathauses. Den Kern der im Querschnitt aufge- schlossenen Mauer bildet ein stark nach au- ßen hängender Mauerstock von 1,15 m Stär- ke und 4,50 m Höhe: Im Mauerkern durchgehend regelmäßige Lagerung von unbehauenen Bachsteinen, reichliche Ver- wendung von weiß-grauem, breiigen und gleichzeitig sehr hartem Mörtel. Am Fuß- punkt ist die westseitige Außenwandung im Umfang von zwei Steinlagen um rund 15 cm fundamentartig verdickt. Das Fundament sitzt hier auf einer im Profilschnitt rund 30 cm starken, dunkelbraunen und verlehm- ten Sand-Erdeschicht auf, die ihrerseits dann in gelbbraune, stark gepreßte und ver- kieselte Sande übergeht. Nach oben geht der nach außen gekippte Mauerblock in eine nun vertikale Aufhöhung aus regellos gemauerten, mit Ziegelfüllseln versetzten und in weichen, sandigen Mörtel gebetteten Bruchsteinen unterschiedlichster Größe über. Die Mauerstärke verjüngt sich vom Fußpunkt bis zur Traufhöhe von 1,06 m über zwei stufenförmige Innenabsätze auf 0,70m. Die charakteristische Kosistenz des ver- wendeten Mörtels, die Verwendung von ausgesuchten Bruch- und Rollsteinen in re- gelmäßiger Lagerung datiert das schräglie- gende Mauerstück in das 13. Jahrhundert, wobei es sich durch seine mit der heutigen Parzellengrenze bzw. -flucht kongruente Zugrichtung zugleich als Teil der ehemali- gen Stadtmauer von Kitzbühel erweist. Der Interpretation entspricht nicht nur die ent- sprechende Mauerstärke von 1,15 m, son- dern auch die im Profil geschnittene Boden- situation: Das Erdreich ist - wie auch sonst im Baubereich feststellbar - der originäre und unberührte Boden des Kitzbüheler Stadtbereiches. Sowohl die Außen- und Innensubstruk- tion als auch die Aufhöhung der Stadtmau- er gehören zu einer einheitlichen Umbau- phase, die nicht vor die Mitte des 15. Jahrhunderts, wahrscheinlich aber in das 16. Jahrhundert zu datieren ist. Die Fortsetzung der Stadtmauer gegen Süden war wegen der hier bereits fortge- DieFortsetzung der Sta1.mar beim »G.;i- denen Greif« ist ebenfalls deitiich sichtor. schrittenen Bauarbeiten nur noch in Spuren zu erkennen. Einzelne Fundamen-steine deuteten ihre Zugrichtung an, ebenso die deutlich sichtbare Einbindungsstelle der Stadtmauer in die noch weher südlich 12 cle- gene Bauparzelle (Hotel »Gold euer Greif«). Aus all diesen Indiz--en erscheint entge- gen der Theorie von Dr. Johanna Felmayer (Stadtbuch Kitzbühel, III. Band, daß die Lage der Stadtmauer der äußeren Sta:ltpar- zellengrenze der Hinter3tadt entsprach. Ein von Felmayer im Bereich des Hauses Hin- terstadt 22 (Hinterbräu) ostLlierter Stadt- mauerturm kann ausgeschlossen werden, da die Bauarbeiten nirgends Spuren eines solchen aufdeckten. Soweit dc: auszugswei- se Bericht von Dr. Bitschnau. Nach der von Felmayer vertretenen Theo- rie wäre die Stadtmauer nicht mit den rLk- wärtigen Hausmauern identisch gewesen, sondern sei zum Großte:l quer durch Ciie Häuser verlaufen, die dann später übe-- die weitgehend abgetragene Stactmaue: hin- weg zu ihrer heutigen Größe ausgebaut und erweitert worden wären. Gegen diese A---- sicht wandte sich auc±i der Innsbruck-.r Stadtarchivdirektor Dr. Franz-Heinz Hye in seinem Vortrag anläßlich ces O3terr. Ar- chivtages im Oktober 1977 in KitzbilEel: »Demnach würde die R:ngrnauer z.B. im Anschluß an den Süd-West-Turm nicht n der dortigen Häusr-Rückfrc'nt, sondern quer durch das Haus Hinterstadt 28 :IBe- zirkshauptmannschaft) genau arselle jener Renaissance-Arkaden verlaufen, die dort in der ersten Hälfte des 6. Jah:hLn- derts an den gotischen Allbau angei:Jgt worden sind. Dies ist ebenso aDsurd, wie der Versuch, die felmayerische Theorie beim Pfleghofturm anzuwenden, wo jede Spu: einer in der Mitte der Turmwand ansetzen- den Mauer fehlt.
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