Kitzbüheler Anzeiger

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We?tauer Absolventen vor dem Alpbachhaus im 1-Jöfemuseum Stübing. »Weitauer« erobern das Grüne Herz Österreichs Seite 22 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 1. November 1986 Vom 10. bis 12. Oktober fand die diejäh- rige- Lehrfahrt des \Veitauer Absolventen- vereines statt. Achtzig Teilnehmer waren unterwegs in die Steiermark. Uber den Paß Grießen und das Salzach- tal fuhren wir bis St. Johann/Pongau, wo uns beim Palfnerbauern eine herzliche Auf- nahrne bereitet wurde. Der Jungbauer, auch ein ehemaliger Schüler der LLA Weitau, führte ULS durch den Betrieb. Der »Paif- ner« ist als erfolgreicher Pinzgauer Züchter bekannt. Der große Betrieb mit ca. 90 Stück Vieh wird von der Familie Wölfler geführt, die uns einen recht harmonischen Eindruck hinterließ. Diese Atmosphäre gefällt sicher aLdi den Gästen, die im geräumigen Haus Fremdenzimmer bzw. Ferienwohnungen mie:en können. Die Alm liegt im Rauriser- tal nc wurde im Sommer von der Jungfa- m:lie etreut. Durch Milchverarbeitung, Ausschank der eigenen Produkte und die Viehbetreuung gibt es reichlich Arbeit. Bi herrlich klarem Wetter kamen wir über Wagrain, Flachau. Radstadt und Rad- stadter Tauernpaß is Mauterndorf im Lunau. Am Nachmittag besichtigten wir die gotische Wallfahrtskirche St. Leonhard bei Tamsweg. Ein kurzer Spaziergang führ- te ins zu c.iesem Kleinod aus dem 15. Jhdt. Neben einem gotischen Glasfenster in den Farlen gold und blau birgt die Kirche einen Chorstuhl aus dieser Kunstepoche und eine Darstellung des hi. Leonhard. Einheimi- sche Handwerker unc Künstler der damali- gen Zeit schufen diesen würdigen Bau. Einen nächsten Exkursionsbesuch s:at- teten wir dem Suppan-Hof in Pichl ab. Diesen Betrieb bewirtschaftet die Familie Proc:nger in der Kombination von Land- wirtschaft und Fremdenverkehr. Eine Rari- tät bietet sicher die Innenausstattung Jes Hauses. Möbel, Ziergegenstände, sakrale Gemälde statten das Haus aus und geben ihm einen eigenen Charakter. Die Bauers- leute bemühen sich um die Erhaltung dieser Kostbarkeiten, besonders auch um die Hauskapelle. Die landwirtschaftlich genutzten Flä- chen (1/3 Acker, 2/3 Grünland, Wald und Alm) liegen in ca. 1100 m Seehöhe und sind durch eine gelungene Grundzusammenle- guiig wesentlich leichter zu bearbeiten. Die Lungauer Bauern sind stark an der Saatkar- toffelvermehrung beteiligt, unc der Sup- pan-Baue: it einer der erfolgreichen Saat- guterzeuger in dieser Sparte. Ca. 50 % der Sommergerste stehen für Saatgut'iermei- rung zur Verfügung. Am Abend beim »Schilcherw:rt« in Un- ternDerg berichtete uns Dipl.-Ing. Huber von der Landwirtschaftsschule Tamswe über den Lungau anhand einiger Dia. Ob- wohl fast alle Gemeinden dort über 1000 m Seehöhe liegen, begünstigt ein trockenes Klima den Getreide- und Kartoffelanbau. In den 1300 Landwirtschaftsbetriebcn stehen ca. 5000 Kühe, davon sind 80 114 Fleckvieh. Als Ackerland werden ca. 1200 ha 2enützt. Viele kleinere Betriebe werden als Nebenerwerbslandwirtschat geführt. Pereits die Römer und Kelten benützten Straßen ül:er den Tauernpaß und das Mur- tal. Seit dem Bau der Tauernautobahn is: der Lungau wirtschaftlich nicht mehr so ab- geschlossen. Leider ging viel von der alten Bausubstanz der Häuser verloren - dem Walmdacli blieben die Lungauer allerdings treu. Der Fremdenverkehr bietet hauDt- sächlich Wanderungen, Skitouren etc. an Am Samstag brachen wir zeitig auf, durch das MLrtal über KendlbrucI, Murau, Scheifling und über die Paßhöhe des Ga- berl. In Köflach zweigten wir ab zur Besich- tigLng des Lipizzanergestütes Piber. Seit 192C sind die Lipizzaner in Piber be- heimatet. Das Bundesgestüt sorgt tradi- tionsgemfl f jr den Nachwuchs an der Spa- nischen Hofreitschule. Zur Zeit stehen ca. 180 Pferde, davon 45 Fohlen, in den Stallun- gen und auf den Weiden der Außenhöfe. Für die Hofreitschule werden nur Hengste ausgewählt. Die Gelehrigsten von ihnen kommen für Zuchtzwecke wieder für Mo- nate in das Gestüt zurück. Die Färbung der Fohlen geht unterschiedlich schnell vor sich (von 4 Monaten an bis zu 10 Jahren). In einer Wagenremise stehen Kutschen und Fahrwagen aus der k.k. Zeit, die heute nur noch bei Staatsbesuchen und für Film- zwecke verwendet werden. Die zweite Tageshälfte verbrachten wir in Stübing, wo seit 1962 ein Freilichtmuseum Österreichischer Bauernhöfe aufgebaut wurde. Das Ausstellungsstück Tirols ist der »Hanslerhof« aus Alpbach. Das Areal des Gebäudes steigt von Osten nach Westen leicht an, daraus ergibt sich die Anordnung der Gehöfte vom Burgenland bis Vorarl- berg. Zwischen Holzhäusern und Bauern- gärten, Mühlen und alten Zäunen fühlt sich der Besucher um Zeitspannen zurückver- setzt. Für den Abend erwartete uns die Landes- hauptstadt Graz. Am Sonntag begann un- ser Programm mit einem Gottesdienst, und anschließend durchstreiften wir mit einem Führer die Altstadt. Graz ist heute die zweit- größte Stadt Osterreichs mit ca. 243.000 Einwohnern. Im Jahre 1129 wurde die Fe- stung »gradez« erstmals erwähnt. Diese Be- festigungsanlage am Schloßberg wurde 1809 von den Franzosen bis auf den Uhr- turm und einige kleine Reste geschliffen. Durch die Altstadt mit Franziskanerkir- ehe und Hauptstadt mit Rathaus und Erz- herzog-Johann-Brunnen kamen wir in die Herrengasse bis zum Landhaus. Der Innen- hof im Renaissancestil des 16. Jhdt. ist einer der schönsten aus dieser Epoche. Sogar in die Steirische Landstube durften wir schauen. Im angrenzenden Trakt befindet sich die größte europäische Waffensamm- lung aus dem 30jährigen Krieg. Am Grazer Dom wies uns der Führer auf das Landpla- genbild hin, das in einem Fresko von der Heuschreckenplage, den Türkenkriegen und der Pest erzählt. Inder Nachbarschaft des Ehrenhofes be- stiegen wir die Rarität einer dreistöckigen Doppelwendeltreppe. Im Ehrenhof stehen Brüsten von bekannten Söhnen der Steier- mark wie Peter Rosegger, Fischer von Er- lach, Viktor Kaplan, Alexander Girardi etc. Mit der Besteigung des Schloßberges und dem weiten Ausblick über die Stadt zur Mit- tagszeit nahmen wir wieder Abschied von Graz. Nun ging es nordwärts über die Phyrn- autobahn und den Präbichl bis Eisenerz. Das Bild des stufenförmig abgebauten Erz- berges prägt hier die Landschaft und das Stadtbild. Der Erzabbau erfolgt heute nur noch im Tagbau und mit größtem Maschi- neneinsatz (z.B. Radlader mit 10 m 3 Schau- felinhalt). Der tägliche Abbau von 60.000 t deckt ca. die Hälfte des Verbrauches der VOEST-Alpine Hüttenwerke. Bei gleich- bleibendem Abbau werden die Eisenreser - yen noch ca. 50 Jahre reichen. Durch Ratio- nalisierung entschloß man sich zu einem Aufnahmestop für Arbeitnehmer. Beson- ders für die Jugend spitzt sich die Situation
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