Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 26 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 15. November 1986 Allen Spendern ein recht herzliches »Vergelt's Gott«! Sankt-Anna-Pilgerfahrten: 5. bis 9.. De- zember 1986 Wallfahrt zum Heiligen Haus nach Loreto, zum Grab Padre Pio's und zum Heiligtum des hi. Erzengels Mi- chael auf den Monte Sant' Angelo. Eheste Anmeldungen erbeten an »Sankt-Anna-Pilgerfahrten«, Telefon 05352/25 50 und 2610. Alois Dialer, Dekan *** Standesamt St. Johann in Tirol: Standesfälle in der Zeit vom 3. bis 9. November 1986 Geheiratet haben: am 7. November Johann Thaler, Reith b. Kitzbühel, und Maria Eisenmann, St. Jo- hann ii Tatsächlich: Eine ungewohnte, im Hallraum Kirche jedoch sehr logische Klangkombination - Orgel und Posau- ne; denn zum einen kann der weiche Ton dieses Instruments weit ausschwingen und erfährt im Gewölbe eine abgerundete, den ‚Sound' eher verstärkende Brechung, zum andern bringt der silbrig aufhellende Or- gelton entsprechenden Kontrast und, bei aller Klangabrundung, auch eine gewisse Distanz in das ganze. Eine Telemann-Sonate in f-moll zu Be- ginn (das Werk ursprünglich für Flöte komponiert, dann von Telemann selbst unter Auslassung des spezifischen Figura- tiven für Posaune eingerichtet). Josels ‚Farben' - erstaunlich seine Wendigkeit! - ungemein ausgewogen. Helles und Dunkles erscheinen nie in hartem Neben- einander - er spielt mit viel ‚Herz'; viel- mehr versteht er, blendend im Registrie- ren, die jeweils günstigste, wenn man so sagen will, »Gleitfarbe« zu wählen. Ha- selböck ließ übrigens Josel in geradezu abgezirkelter Lautstärkenregelung sosehr den Vortritt (offenbar seine große akusti- sche Erfirung mit Kirchenräumen), daß stets der Eindruck von Getragensein und nötiger Dominanz der Posaune gewahrt blieb. In Bachs »Concerto a-moll nach Vival- di, BWV 593« - und ein solcher, Vivaldi, war's auch unverkennbar - konnte der Hörer dann das sauber-durchsichtige Spiel Haselböcks und seine Virtuosität be- wundern, wobei sich die neue Orgel als besonders geeignet bzw. barockorientiert erwies. (Bach hätte seine helle Freude dar - an gehabt; ganz gewiß. Mit dem Instru- ment - und mit Haselböck.) Das Ada- gio, 2. Satz, fast schwerelos und beinahe Geboren wurden: ein Simon dem Matthias Hinterseer und der Marlene, Lofer; ein Ernst Johann dem Robert Millinger und der Carmen, Fieberbrunn; eine Christina der Maria Rettenmoser, Kirchdorf; eine Carina dem Gebhard Schwaiger und der Roswitha, Going. Gestorben sind: Oktober Friederica Haben, Fie- berbrunn; Oktober Josef Pöttler, St. Johann; am 31. Oktober Katharina Nockler, St. Johann; am 1. November Raimund Mölk, Fieber- brunn; am 1. November Petra Jochriem, Fieber- brunn; am 5. November Johann Grander, Kirch- dorf; am 5. November Nothburga Gschoss- mann, Lofer. als Pastoral gespielt... Mein Gott, diese Musikalität Vivaldis! Fast möchte man reihen: Mozart - Vivaldi - Bach... oder Bach - Mozart - Vivaldi... oder Mozart - Bach - Haydn - Vivaldi - Beetho- yen... Aber solche Vergleiche sind unge- recht, geh'n ins Leere. Wie sagte Bruck- ner? »Wenn einer eine Kron' auftat, braucht er sich kein' Zylinder aufzuset- zen!« - Großartig, wie Haselböck das abschließende Allegro entwickelte. Der geschmacklich-musikalische Sprung über mehr als zwei Jahrhunderte zu einem Zeitgenossen, dem Wolgadeutschen Al- fred Schnittke - mit »Schall und Hall« - war für manche im Publikum vielleicht zu abrupt. Und doch: Was für ein Werk! Lang gehaltener Akkord in der Orgel, tief ansetzender Ton der Posaune, unvermit- telter Sprung über ein Riesenintervall... Ein weites Tor tut sich auf. Die Posaune klettert noch tiefer - fast bis zu bloßem Flattern; gewissermaßen 32-Fuß! Dann beginnen Klangflächen einander zu über- lagern, welche von breit strömenden Me- lodiebögen und Glissandi durchfädelt sind. Flatterzunge... Klaster in der Orgel ... ; etwas wie ‚Auflösung'. Seltsame Esoterik vibriert im Raum. Beinahe erge- ben sich Interferenzen! Dann ‚braust' die Orgel auf - geradezu romantisch. Die Posaune erhebt sich erneut... Spannungs- bögen bis zur Zerreißprobe (es klingt wie ein ganzes Orchester). Ein ‚Aufschrei', abstürzend... Das grandiose, eigentlich mit sparsamsten Mitteln komponierte Stück endet in einem einsamen Posaunen- ton. Nein, so was von Wirkung und Inter- pretation! Eine völlig andere, von handwerklicher Meisterschaft getragene Welt war der fol- gende Anton Heiller: »Tanz-Toccata für Orgel«; irgendwie doch imponierender, weil Heiller ein so großer Kontrapunkti- ker war. Haselböck spielte das schwierige Stück äußerst dynamisch und kontrast- reich in der Registrierung. Ich hatte per- manent das Bild größter Strukturierung bei größtmöglicher Musikalität in mir. Und was bei diesem Komponisten stets so anspricht: Er blieb - bei aller Kühnheit seiner Harmonik - doch immer auf dem Boden musikalischer Realität, ließ Musik Musik bleiben, verfiel weder dem bloß Klangverhafteten noch dem lediglich Konstruktivistischen, und diese Tatsache wird seinem Werk sicher einen bleibenden Stellenwert einräumen, zumindest den be- sten Stücken - z.B. dieser »Apotheose des Tanzes auf Orgel«. In Haselböck scheint Heiller jedenfalls einen guten An- walt gefunden zu haben. Noch drei Sätze von Franz Liszt: Ein »Hosiannah«, eine Rossini-Bearbeitung (Aria aus dem ‚Stabat mater'), beides für Posaune; weiters ein Papst-Hymnus für Orgel solo; damit aber Rückführung des Programms in eine Welt der Walhall-Fei- erlichkeit, der musikalischen Kuppelbau- ten ä la Wagner - sieht man vom Rossini ab, bei dem's wieder einmal stark ‚operte' (die »Aida« Verdis nicht weit ... ). Große Geste, auslangende Dimension, dithyram- bischer Schlußhymnus. Ja, und dann folgte noch etwas für heu- tige Verhältnisse Ungewöhnliches, näm- lich der Versuch einer freien Improvisa- tion unter dem Titel ‚Duello per due in- strumenti' ...: Renaissanceartiger Beginn (Krummhorn?), wenn auch die Farben und Mittel modern sind... (Bei Improvisa- tionen weiß man vorher nie, wie's wird. Es wurde!) Josel war hier im technischen Können und in der Erfindung - Frage- Antwort - mindestens ebenso perfekt wie Haselböck. Nochmals: Was diese bei- den können! Blieb nicht bloß der Eindruck eines hö- renswerten Konzerts, sondern eines musi- kalischen Ereignisses, einer musikalischen Sternstunde für Jeunesse St. Johann! Diavortrag über Aurach Bei der Veranstaltung »Mit Dorfer- neuerung zum Dorf der Zukunft« anläßlich der Auracher Dorfbildungswoche war er- freulicherweise ein überaus starker Besuch zu registrieren. Aufgrund des großen Inter- esses wird der bei dieser Veranstaltung ge- zeigte Diavortrag über das Dorf Aurach an den zwei folgenden Terminen wiederholt. Freitag, 14. November 1986, Gasthof »Alpenhof«, und Samstag, 15. November 1986, Gasthof »Hallerwirt«. Beginn jeweils 20 Uhr. Die Gemeinde Aurach lädt hiezu alle in- teressierten Ortsbewohner herzlich ein. Für eine musikalische Umrahmung ist ebenfalls gesorgt. Wenn solche Meister... Glossen und Reflexionen zu einem Abend mit Rudolf Josel (Posaune) und Martin Haselböck (Orgel) in der Dekanatskirche St. Johann - ein Jeunesse-Konzert außer der Reihe
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