Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 22. November 986 Wie in unserem letzten Bericht erwähnt, bildete den Höhepunkt des herbstlichen Kitzbühel-Besuches der Rueiller Partner- schaftsfreunde »amis du jumelage« eine viertägige Fahrt in den österreichischen Osten, der - gleich wie Tirol vor rund 170 Jahren - der Angelpunkt unserer gemein- samen Geschichte war. Aber beginnen wir von vorne. Bei herrli- chem Herbstwetter startete am Samstag, den 4. Oktober 1986, frühmorgens ein Bus des Tiroler Landesreisebüros mit 25 franzö- sischen und 16 österreichischen Teilneh- mern in Richtung Salzburg. Nach kurzem Aufenthalt in der Mozartstadt ging's weiter ins Salzkammergut, wo die Franzosen Be- kanntschaft mit dem weltberühmten »Wei- ßen Rössl« und dem prachtvollen Pacher- Altar in St. Wolfgang machen konnten. Flammende Herbstwälder säumten un- seren Weg, als wir über Bad Ischl nach Hall- statt fuhren, das sich von seiner heitersten Seite bei strahlendem Sonnenschein zeigte. Die Weiterfahrt nach dem Tagesziel Bad Aussee wurde gewürzt mit ausführlichen und wirklich interessanten Berichten über den steirischen Landesvater Erzherzog Jo- hann, mit denen Kommerzialrat Gerhard Resch, unser geschichtsbegeisteter Reiselei- ter, seine historischen Informationen ein- leitete. Der zweite Reisetag war hart, aber sehr eindrucksvoll. Allerdings begann er mit Ne- bel genau dort, wo dieses nicht hätte sein sollen, nämlich bei der Fahrt durch die großartige Gesäuseschlucht. Aber in Steyr, der schönen, alten Eisenstadt, strahlten be- reits wieder Sonne und blauer Himmel und verließen uns nicht mehr bis ans Ende der Fahrt. So zeigte sich auch die Wachau in ihrer vollen herbstlichen Schönheit und ein ex- quisites Mittagessen mit Blick auf den mächtigen Donaustrom ist uns allen in be- ster Erinnerung. Nächste kulturelle Station war das Schloß Artstetten, Wohnsitz und Begräb- nisstätte des in Sarajewo ermordeten Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gemahlin, dessen Besuch sehr lebhaft ge- schichtliche Erinnerungen wachrief. Vom Ernst zur Fröhlichkeit, von der tragischen Geschichte zur heiteren Weinkost im Schloß Gobelsburg dauerte es nicht mehr als eine Stunde. Vergnügt und gestärkt überstanden wir den letzten Abschnitt der langen Fahrt, die uns schlußendlich nach Stockerau zu unse- rem Nachtquartier führte. Dieses aber er- reichten wir erst nach einem sehr gelunge- nen, folkloristisch umrahmten Essen im »Marchfelderhof« in Deutsch-Wagram, wo uns ein touristischer Empfang - zur Ab- wechslung einmal auf niederösterreichisch - geboten wurde. Den geschichtlichen Höhepunkt unserer Fahrt bildete, vor allem für unsere französi- schen Freunde, zweitellos der dritte Tag und da vor allem der Besuch der ehemaligen Schlachtfelder von Aspern und Wagram, die so eng mit unserer gemeinsamen Ver- gangenheit verknüpft sind. Hier standen sie an den Orten der Niederlage und des Sieges Napoleons, mit dem die ganze französische Nation sich auf's engste, verbunden fühlt. Es ist wirklich ein sonderbares Gefühl, Bo- den zu betreten, der so viel Leiden und Blut zweier Nationen gesehen hat, und auf dem nun die Nachfahren der einstigen Feinde sich in Freundschaft die Hände reichen. Da war keiner, den nicht vor dem »Trauernden Löwen von Aspern« und der Erinnerungs- tafel an der Kirche eine gewisse Erschütte- rung ergriff. So fuhren wir - besinnlich geworden - weiter zu den Zeugen einer anderen Epoche gemeinsamen Schicksals, nämlich zu den Marchfeldschlössern des Prinzen Eugen, wo im heurigen Erinnerungsjahr wirklich gut zusammengestellte Ausstellungen dem Besucher Leben und Leistung dieses fran- zösisch-italienischen Fürsten, der einer der größten Staatsmänner Osterreichs wurde, in Erinnerung rufen. Auf Wunsch unserer französischen Freunde wurden schließlich noch zwei wei- tere historische Reminiszenzen wachgeru- fen. Die erste war ein Umweg bis zur Grenze gegen die Tschechoslowakei, wo man haut- nah und beängstigend spürte, daß es noch ein weiter Weg zum geeinten Europa ist. Die zweite führte über Eisenstadt und durch das in der Dämmerung fast märchenhaft ver- schleierte Helenental nach dem tragikum- wogenen Mayerling, das in den Herzen der meisten Franzosen einen fast noch wichti- »Der trauernde Löwe« vor der Kirche in Aspern. Im »Marchfefrierhof<.: !n Deutsch-Wagram, vo' links nacii rechts: Herr Kornrn.Rat Ger- ha'-d Resch, Frau Dr. Hilde Perz (Vorsitzen- de des Freun rischaftski'u!sj, Herr Peter Fi- scher, Frau L'slIauche; Herr ToniLa,cher, Herr Oberst Roland Wendung, Frau Helene Wa!tl. geren ?latz einnimmt als in den der davon rnhr betroffenen Osterreicher: Denn die tragische Gestalt des Thronfolgers Rudolf ist nicht zuletzt dan mehrerer französi- scher Filme in diesem Land fast eine Kultfi- gu r geworden. War an diesem Tag Ge- sch:chte in geballter iadung auf uns einges:ürmt, so vereinte -ins am Abend ein etgnigter Heuriger in Stockerau selbst Lni zeigte Osterreich yen seiner ieiteren Seite. 3en Ausklang der Fahrt bilde:e sciließ- Lch - wie kenne es anders sein - noch ein Tag in der Bundeshauptstadt, die jeder auf sei re Art durciistreifen und genießen kc•nn- te, bev3r uns der getreue Bus wieder durch das Salzkammergut zurück nach Kitzbühel trachte. Wir können es ruhig sagen, diese Tour durch Oberösterreich reihe sich würdig ein in die nun schon zur Gewohnheii georde- nen gemeinsamen Reisen der RLciier und Kitzbüheler Partnerschafts freunde. die den Teilnehmern Deider Naic•nen gegenseitiges Keinenlerner und Versndns ihrer Län- der auf so schöne Weise nahebringen. Ein Desonderer Dank gilt dabei natürlich dem Veranstalter der Fahrt, dem Partner- s±aftsbeaufrragten de Geme:nderates Kitzbühe, Herrn Kommerzialrat Gerhard Resch, dessen umfangreiche und wirklich fundierte Führungen serir viel zu diesem Verständnis beitragen. Wir hoffen, daß im He:bst näcisten Jah- res, für den wr mit inseren französischen Freunden eine Fahrt nach Burgund planen, das Interesse in Kitzbühel gleich Jebhaft bleiben wirn. Die Tcilnarne is: keineswegs an eine MitgLedschaft :n unserem Klub ge- bunden, jeder daran Inttressierte ist herz- Freundschaftsklub Kitzbühel - Rueil-Malmaison: Auf den Spuren österreichisch-französischer Geschichte Eine herrliche Herbstfahrt der Freunde aus Rueil-Malmaison und Kitzbühel in den Osten Osterreichs
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