Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 - Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 29. November 1986 Sebastian Monitzer, Sebastian Praxmair und Karl Schnepf wirkten als Spielleiter. Praxmair hatte auch einige Stücke ge- schrieben, die noch lange aufgeführt wur- den. Er hat ein Jahr lang sogar den Saal gepachtet und konnte es auf über 40 Auf - führungen bringen. Das Jahr 1924 brachte eine ungewöhn- liche Theateraufführung. Damals wurde in Kitzbühel der ‚Jedermann' gespielt. Be- kanntlich war das Stück in Salzburg 1920 erstmals gezeigt worden. Drei Jahre spä- ter übernahm Karl Stuchl eine ländliche Fassung in Zell am See, von dort sprang im folgenden Jahr der Funke über. Die städtische Verkehrssektion und der Ge- meinderat waren begeistert, der Reinge- winn der Spiele wurde für die Anschaf- fung einer Motorspritze der Feuerwehr und für den Bau eines Heimes der Ret- tungsgesellschaft bestimmt. Innerhalb kurzer Zeit wurden 70 Personen als Spie- ler und weitere 40 als Chorsänger einge- schult. Eineinhalb Monate nach dem Be- schluß war schon die Uraufführung beim Aufgang des Warmbades. Man wollte die Freilichtspiele vor allem für die Sommer- gäste veranstalten, weshalb fast alle Mit- wirkenden in der heimischen Volkstracht auftraten, aber man hatte ausgesproche- nes Wetterpech. Einen Monat nach dem Beginn waren erst die Regien eingespielt, ein finanzieller Gewinn ergab sich erst, als man zwei Wochen lang täglich spielte, so- weit es das Wetter zuließ. Der Reingewinn betrug dann nur zehn Millionen Kronen, die Feuerwehrspritze aber kostete 87 Mil- lionen Kronen. Weil trotz der guten und belobigten Aufführungen der nachhaltige Erfolg ausgeblieben war, kam es im folgenden Jahr nicht mehr zu ‚Jedermann'-Spielen und so bleibt das Spiel eine Episode im Kitzbüheler Theaterleben. Wahrscheinlich beeinflußte der Mißer- folg auch das Volkstheater im allgemei- nen. Jedenfalls berief Toni Praxmair im Jahr 1928 eine Gründungsversammlung der Theatergesellschaft ‚Katholisches Vereinshaus' ein. Zum Obmann wurde Pfarrchorregent Anton Iothbacher ge- wählt, der in der Folge rt seinem Bür- gervereinsorchester die Aufführungen umrahmte. Neben Spielleiter Arthur Drei- er und von den Spielern Maria Lentsch, Hans Uberall, Michael Burger, Resi Engl und Rosa Laucher-Hofer genannt wer- den. Nur noch wenige aus der damaligen und aus einer noch früheren Zeit des Theaters sind noch am Leben. Wir grüßen Frau Hilde Höck verehelichte Tschan, die hochbetagt in Innsbruck lebt, Toni Prax- mair, Arthur Dreier und Peter Wieser in herzlicher Verbundenheit. Im Jahre 1928 bildete sich eine Schau- spielgemeinde Kitzbühel unter Dr. Max Blachfelner als Obmann und Lutz Gerza- bek als Spielleiter. Bei dieser Gruppe gab es einen regen Wechsel der Funktionen, in den zwei Jahren des Bestandes war auch Dr. Hans Widmoser als Obmann und Ernst Sollereder als Spielleiter tätig. Ge- spielt wurde jetzt ‚Die Ahnfrau' und die Operette ‚Eine einzige Nacht' von Robert Stolz. Viele Aufführungen waren aus- wärts. Längeren Bestand hatte das ‚Bauern- theater Kitzbühel', das Ende 1930 auftrat. Spielmacher war hier Fritz Fröhlich mit Ludwig Obermoser. Der Verein spielte einmal im Monat im Invalidenkino. Die Stückauswahl zeigte Niveau, man spielte Kranewitter, Greinz und Brix. 1932 wagte sich Fröhlich erneut an eine Freilichtaufführung. Im Hof der Schule wurde ‚Meier Helmbrecht' gespielt, dabei wirkten auch die Stadtmusik und der Männergesangverein mit. Ein nachhalti- ger Erfolg war auch dieser Freilichtauf - führung nicht beschieden. Das Jahr 1938 brachte den Zusammen- bruch der Vereinshausbühne, die folgen- den Jahre diente das enteignete Vereins- haus Parteiaufgaben. Die Theaterauffüh- rungen einer erstmals als ‚Heimatbühne' bezeichneten Gruppe um Fröhlich und Obermoser dienten zur Betreuung von Gästen und von Soldaten. Nach dem schrecklichen Krieg dauerte es einige Zeit, bis wieder Theater gespielt werden konnte. Das Vereinshaus kam zwar wieder an die Besitzvereine zurück, aber ein Brand zerstörte einen Teil des Hauses. Der Wiederaufbau war damals besonders schwierig. Er ist vor allem das Werk von Peter Wieser und einigen Ge- treuen. Bald wurde aber auch wieder mit großer Begeisterung Theater gespielt. Wie schon mehrmals, so halfen die Theater- spieler mit, daß Einnahmen kamen, mit denen Bauvorhaben im Haus verwirklicht werden konnten. Fritz Fröhlich und Lud- wig Obermoser waren die tragenden Säu- len in diesen Jahren. Erst im Jahr1959 wurde die ‚Heimat- bühne Kitzbühel' als Verein eingetragen. Die Lösung vom Haus, das nun Kolping- haus hieß, brachte einige organisatorische Probleme und führte zu vorübergehenden Spannungen. Es konnte aber weiter im Haus gespielt werden. Die Heimatbühne hat den Kolpingsaal als bestens geeignet für ihre durchwegs heiteren Volksstücke und Verwechslungskomödien erkannt und die Verwaltung des Kolpinghauses bemüht sich, die vielen Termine zu koor- dinieren. Die Heimatbühne bewährte sich bei verschiedenen Aufführungen nach aus- wärts. Nach dem Tod von Fritz Fröhlich waren Georg Berger und Franz Florian Unterrainer als Spielleiter tätig, daneben wirkte immer wieder Ludwig Obermoser als Spielleiter. Mit seinem Tod im Jahre 1971 endete eine Ara im Kitzbüheler Theaterleben, daß er über 50 Jahre mitge- staltet hatte. Wenn von verdienten Theaterspielern der letzten Jahrzehnte die Rede ist, dann ist hier der Platz, einige davon - stellver- tretend - zu nennen: Franz Lamplmayr, Paula Savoy, Paula Wieser und Stefan Ritter, der auch als Obmann der ruhende Pol und die treibende Kraft im Verein ist. Bleibendes Gedenken verdienen auch Maria Pichler geb. Lamplmayr und ihr so jung verstorbener Mann Hans Pichler,Obmann und Bühnenmeister. Als Spielleiter sind noch Franz Berger und Robert Schwanninger zu nennen, letzterer hat diese Funktion in enger Zu- sammenarbeit mit dem Obmann und den vielen bewährten Spielerinnen und Spie- lern seit vielen Jahren inne. Erwähnt werden müssen aber auch je- ne, die nie im Rampenlicht stehen, aber für das Theater mindestens ebenso wich- tig sind wie die Spieler. Von den Soufleu- rinnen seien stellvertretend LisI Oberacher und Elfriede Wieser genannt, als guter Geist in Haus und Verein durch Jahrzehn- te Maria Niedermühlbichler, die Moidl, als Kassier seit vielen Jahren Waltraud Schwanninger. Die letzten eineinhalb Jahrzehnte der Heimatbühne sind gekennzeichnet durch viele Aufführungen auch für die Gäste. Hier hat sich auch ein Stammpublikum herausgebildet, das zu vielen netten per- sönlichen Begegnungen geführt hat. Ein- mal war es - nach Jahrzehnten - wieder möglich, ein Kitzbüheler Stückl aufzufüh- ren. Klaus Jöchl, Klausei, hat es geschrie- ben. Vor mehr als einem Jahrzehnt hat sich die Heimatbühne auch an ein modernes Volksstück von Helmut Schinagl gewagt, das in Kitzbühel uraufgeführt wurde.« Hans Wirtenberger schloß mit dem Wunsch, daß weitere hundert Jahre das Publikum mit dem Volksschauspiel in Kitzbühel Freude haben möge oder - wie an diesem Abend - ergriffen sei. Für den Landesverband Tiroler Volks- bühnen sprach Landesspielleiter Pepi Grießer. Er gratulierte zur Aufführung des schweren Stückes, das zu sehen eine Wohltat war. Er bezeichnete die Vorstel- lung als großartig. Der Landesverband zeichnete drei Mitglieder der Bühne für ihre lange Tätigkeit aus: Paula Savoy er- hielt für 40 Jahre Spieltätigkeit, vorwie- gend in tragenden Rollen, das Goldene Verdienstabzeichen, die höchste Aner- kennung für Laienschauspieler in Tirol. Das Verdienstabzeichen in Silber über- reichte Grießer an Marlies Ritter geb. Wieser und an Stefan Ritter, die beide 25 Jahre lang Spieler in der Heimatbühne sind. Für Frau Ritter war es auch die An- erkennung für eine ungewöhnlich beein- druckende Darstellung der Mutter an die- sem Abend, für Stefan Ritter die Würdi- gung für seinen Einsatz als Obmann durch fast 15 volle Jahre und für die aus- gezeichnete schauspielerische Leistung an diesem Abend. Bürgermeister Hans Brettauer stellte sich als Gratulant im Namen der Gemein- de und der Mitbürger ein, würdigte die aufgezeigten Leistungen durch ein Jahr- hundert und das Spiel an diesem Abend und bat um die weitere echte Kamerad- schaft und um das Weitermachen in die- ser Form noch weitere hundert Jahre.
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