Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 25. Jänner 1986 Peter Wiedman,' ' llrks, stehend, mit sei- nem Bruder Matthias, Zugsführer und San itärskc'mmanaant. ter wurde es in dieser Gegend, und je nä- her wir der serbischen Grenze kamen, um- so mehr hörten die Sympathiebezeugun- gen auf - und hörten natürlich ganz auf! In Bosnisch-Brod kamen wir in der Nacht an, wurden gefüttert und dann in d:e bosnische, schmalspurige Bahn verla- den, und am 13. Oktober 1914 kamen wir in Bosniens Hauptstadt Sarajevo an. Wir hatten dann natürl:ch nichts Eiligeres zu tun,-als wir frei waren, als uns das Leben und Treiben dieser Stadt anzusehen. Und es war wirklich ein seir abwechslungsrei- ches, bun:es Bild, das sich uns bot. Die Türken mit ihren :n roten Fez einge- wickelten Köpfen und überaus bunten Kleidern, die verschleierten Frauen, die Serben mit ihren so überaus idealen Bein- keidern. die Handwerker, von denen die meisten in sitzender Stellung. am Boden ihre primitve Arbe:t verrichteten, mit ge- kreuzten 3einen, die modernen Bauten, Kirchen usw., neben den vielen elenden Bretterbuden und WDhnungen, waren für uns, die wir derartiges nicht gewohnt wa- ren, sehr interessant. Auch der Mörder des Thronfolgers war zu sehen, da ihm damals der Prozeß gemacht wurde und er täglich an der Kaserne vorbeigeführt wur- de. Die fünf Tage, welche wir uns dort aufhielten, sind auf diese Weise schnell vergangen. Am Kirchweihsamstag ging i•:h noch beichten und wollte am Sonntag zur hl. Kommunion gehen, doch hatten wir schon keine Zeil mehr, denn um 5 Uhr früh standen wir schon marschbereit, und nach einer Ansprache unseres Bataillons- kommandanten setzte sich das Regiment langsam n Bewegung, der serbischen Grenze zu. Das nteressanteste und dabei auch das Bedauerlichste bei diesem Marsch schien mir der Train, soweit es sieh um :ie landesüblichen Fuhrwerke bzw. Tragtiere handelte. Es war ein end- los langer Zug, da diese elenden Tiere ja wenig fortzubringen vermochten in dem gebirgigen Terrain. Durch die miserablige Beschirrung, meist Sättel ohne Polste- rung, wurden die Tiere furchtbar aufge- rieberk, und gar manches knickte zusam- men. Was die Fortbringung des Trains in einem solchen Terrain bedeutet, hatte man keinen Begriff. Gut funktionierte der Gefechtstrain, unsere gut genährten Muli, wovon bei jeder Kompanie zwei waren, die waren immer zu sehen, wo wir auch hinkraxelten. Doch der Verpflegstrain, die zwei Muli mit den vier Kochkisten, war fast nie zu sehen. Diese Kisten, sehr praktisch mit Kork ausgekleidet und luft- dicht verschließbar, enthielten die Kessel, in denen das Fleisch vor Antritt des Mar- sches angekocht werden sollte, und wenn es die Siedhitze erreicht hatte, in die Ki- sten verpackt und den Tieren aufgeladen, und wenn dann zu Mittag gerastet wurde, war das Fleisch schön gar und noch warm. Wie schon gesagt, bekamen wir diese Ladung aber fast nie zu sehen. In dieser Hinsicht war für die Mannschaft unter dem Hund schlecht gesorgt. Die Kommandanten, vom Kompaniechef an- gefangen, ja, die hatten ihre Tragtiere mit Lebensmittel bepackt, und die Mann- schaft konnte sehen, wie es ihnen schmeckte. Wehe demjenigen, dem die Bimswecken, die sie uns in Sarajevo auf- luden, zu schwer waren. Er mußte schon die ersten Tage hungern bis zur völligen Erschöpfung. Wie oft wäre Gelegenheit gewesen, den Leuten etwas zum Essen zu verschaffen. Doch die Kommandanten hatten ihren Ranzen voll - was brauchte die Mannschaft - Das wäre so im allgemeinen über die Verpflegung zu sagen, so lang wir in Ost- bosnien waren. Besser wurde es, als wir weiter in serbisches Gebiet kamen. In den von der Bevölkerung größtenteils verlas- senen Wohnungen fanden wir manchmals Lebensmittel, hauptsächlich halbdürre Zwetschken, auch viel Most. Es wurde zwar verboten, doch was wollte man ma- chen, wollte man nicht verhungern. Man- che machten auch Jagd auf verlaufenes Vieh, Schweine, Hühner usw. Oh, was habe ich mich anfangs geschämt, auf so elende Weise das Leben fristen zu müs- sen! »Das mußt' gewöhnen«, sagte man mir, »es ist krieg! Wenn die Serben zu uns hinauskommen, machen sie es noch viel ärger!« Also zurück zur Tagesordnung! Zum 18. Oktober 1914. Marschieren, Tourni- ster schleppen, zuMittag kaum Zeit für ein Bröckl Speck und Bims zu essen, dann wieder marschieren bis in die geschlagene Nacht, ein Terrain zum Derstessen. Es war so finster, daß wir eingehängt gehen mußten, um einander nicht zu verlieren. Um 8 Uhr abends kamen wir nicht mehr weiter. Von Zelteaufschlagen keine Rede, es war zu steil und zu finster. Jeder suchte sich ein Plätzchen zum Liegen, so gut es ging. Ich ober einem Wacholderstrauch, um nicht abzukugeln. »Netter Kirchtag«, dachte ich mir. Ein kurzer Aufblick zum Ewigen und der erste Tag war vorüber. Der 19. und 20. Oktober ging auch so ähnlich vorüber. In der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 1914 fing es an zu regnen, wir schliefen grad in einem Wal- de, man setzte sich, hüllte sich die Zelt- decke über den Kopf und wurde dabei nicht naß. Diese Decken, zweifach, eine Seite aus Wolle, eine aus Zelttuch und da- bei leicht, waren ein vorzügliches Ausrü- stungsstück. Der 21. Oktober 1914 war ein Regentag und zugleich der erste Ge- fechtstag für uns. Fortsetzung folgt! Vortrag von Hans Überall Alle Leser, die schon am Donnerstag die Heimatzeitung erhalten, werden an den Vortrag »Ein Jahr geht über die Ber- ge - Wege nach innen« von Hans Über- all am Donnerstag, den 23. Jänner, 20 Uhr, in der Doppelhauptschule, Traun- 'steinerweg, erinnert. Der Erlös des Abends ist für die Alpenvereinsjugend und die Pfadfindergruppe Kitzbühel. We- gen des großen Zuspruchs mußte der Vor- trag innerhalb der Volksschule ein zweites Mal angesetzt werden. Das Rote Kreuz bittet um Mitgliedsbeitrag Die Bezirksstelle des Roten Kreuzes er- laubt sich den Hinweis, daß in Kürze die Beitragsvorschreibungen für die Mitglie- der versendet werden. Es wird ausdrück- lich darauf verwiesen, daß der gesamte Betrag, der von den Mitgliedern einge- zahlt wird, für Aufgaben des Roten Kreu- zes im Bezirk verwendet wird. Die not- wendige Errichtung von Einsatzstellen bringt nicht nur eine raschere Hilfe durch geschulte Helferinnen und Helfer, son- dern erfordert auch größere Ausgaben für die Einsatzfahrzeuge und für deren Un- terbringung und die notwendigen Dienst- räume. Nur durch die Beiträge der Ge- meinden und die Hilfe der Mitglieder ist die Finanzierung des Sachaufwandes und der Personalkosten, die unumgänglich sind, möglich. Der Krankentransport- dienst und der steigende Sozialdienst wer- den noch immer zu einem großen Teil von freiwilligen Helferinnen und Helfern ge- tragen. Das Rote Kreuz bittet daher um die Einzahlung des Mitgliedsbeitrags, der in Kürze vorgeschrieben wird, bzw. um die Weiterführung des Dauerauftrags. Kitzbübeler PAnzeiqer, Impressum Verleger: Kitzbüheler Anzeiger Gesellschaft m.b.H., Kitzbühel, Schlossergasse 10 - auch Inhaber und Herausgeber. Verlags- Ort: Kitzbühel, Herstellungsort: WÖrgl. Hersteller: Druckhaus WÖrgl, Alfred Burg- stauer, WÖrgl, Peter-Rosegger-Straße 3, Redaktion: Chefredakteur Martin Wörgöt- ter, Kitzbühel, Hinterstadt 17, Tel. 053 56/ 2236; Redakteur Engelbert Opperer, Kitz- bühel, Schlossergasse 10, Tel. 05356/2576.
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