Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 16 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 25. Jänner 1986 Verkehrszählungen des Pkw- und Lkw- Verkehrs am Brenner übertreffen jeden vergleichbaren Alpenübergang. Das Un- terinntal sei ein Musterbeispiel dafür, wie durch eine Verkehrsader Landschaft und Lebensqualität geschädigt werden kön- nen. Mit dem Bau des Plöckentunnels drohe den Alpentälern eine ähnliche Gefahr. Nicht zuletzt die Schönheit dieser Täler hat das Gebiet zwischen Paß Thurn und Kufstein aus kleinen Anfängen zur frem- denverkehrsintensivsten Urlaubszone Österreichs werden lassen, zu einem Devi- senbringer ersten Ranges, der sich auch in der Zahlungsbilanz unseres Staates sehr positiv bemerkbar macht. Der Plöcken- tunnel würde die Strecke Kufstein - Kitz- bühel - Felbertauern - Lienz - Plök- ken, die schon heute die kürzeste Verbin- dung zwischen Bayern und der Adria um Triest und Istrien ist, zu einer durchgängi- gen, »leistungsfähigen« Alpentransitrou- te machen, die neue Autoschlangen und Fernlasterkolonnen anziehen würde. Die an der Straße lebende Bevölkerung be- fürchtet die Zerstörung der Erholungs- landschaft und einen Rückgang der Frem- denverkehrswirtschaft. »Im Sommer 1985 wurden an einem Wochentag auf der ‚Loferer Ersatzstraße' nach Wörgl 14.000 Pkw und 3100 Lkw gezählt«, teilt der Bürgermeister von St. Johann, Dipl.-Ing. Ludwig Part!, mit, »nach dem Bau des Plöckentunnels müß- te mit einer Lkw-Zunahme von 30% ge- rechnet werden. Eine solche Entwicklung wäre unerträglich.« Die Nordtiroler sehen im Plöckentun- nel eine krasse Fehlinvestition im wirt- schaftlichen und ökologischen Sinn, be- sonders in Hinblick darauf, daß aach Fer- tigstellung der Autobahn im Kanaltal und der Drautalautobahn zwischen Villach und Spittal auch das obere Drautal und Osttirol von Italien aus sehr leicht erreich- bar sein werden. Die endgültige Entscheidung über den Bau des Tunnels sei noch nicht gefallen, betonte Bautenminister Übleis vor kur- zem in einer Anfragebeantwortung. Es bleibt zu hoffen, daß bei einer Investition dieses Ausmaßes auch die drohenden Nachteile durch eine hochfrequentierte Transitroute gegenüber den nach man- cher Expertenansicht fraglichen Vorteilen einer solchen regionalen Wirtschaftsför- derung in die Entscheidung miteinbezo- gen werden. Verantwortlich für den Schutzverband der Obmann desselben Hofrat Dr. Paul Kircheyr und für die Initiative Josef Schroll. Unterstützt durch die Landtags- abgeordneten Fritz Ast!, Bürgermeister von Kössen, Siegfried Dillersberger, Bür- germeister von Kufstein, Prof. Kantner, St. Johann, und Ökonomierat Paul Land- mann, Oberndorf, und die Bürgermeister Hans Brettauer, Kitzbühel, Dipl.-Ing. Ludwig Partl, St. Johann, und Okono- mierat Michael Nothegger, Kufstein, so- wie von Persönlichkeiten der Initiative. Was der »Berg« als solcher, die Berg- welt dem, dessen Auge noch sehen, dessen Ohr noch hören und dessen Herz noch sprechen kann, bedeutet und weiter dem, der sich eben noch den Wundern der Berg- region zu öffnen vermag, dies mußte auch dem fanatischsten Stubenhocker aufge- hen, wenn er vergangenen Freitag zufällig Hans Überalls Vortrag »Ein Jahr geht über die Berge« gehört hat; denn was hier sowohl im Bild als auch im Text an herber Poesie aufleuchtete und aufklang, war ei- nigermaßen unerwartet, erstaunlich und wurde vom Publikum - der Saal bumm- voll! - mit ungewöhnlichem Applaus quittiert. Vielleicht läßt sich am besten an Hand von verwendeten Vokabeln andeu- ten, worum es Überall in seiner einstündi- gen Wort- und Bildsequenz ging: Berg- touren, denen die Stille eigen ist; jene Stil- le, welche das zu Ende gehende Jahr ver- strömt (Überall begann sinnigerweise mit dem Herbst und mündete wiederum in diesen ein!). Mit der Erde atmen - also das Erlebnis des Verbundenseins mit jener »Mutter«, von der wir, leiblich gesehen, kommen und in die wir letztlich zurück- kehren... Leuchtende Farben und das Weiß des ersten Reifs oder ersten Schnees... Das Jahr, welches gewisserma- ßen zur Ruhe geht; denn »die Natur hat ihre Gesetze, aber auch ihren Spielraum«. Und der Schmerz des Bergnarren über Lifts und lärmende Ratracs. Dem wird ge- genübergestellt, was der bekannte India- nerhäuptling Seattle 1855 an den »Weißen Vater« in Washington schrieb: »Alle Din- ge sind miteinander verbunden. Was da- her die Erde befällt, dies befällt auch die Söhne der Erde.« - Wunderbare Motive, teils Bildausschnitte von beachtlichem Ni- veau, gesehen im Goldschnitt. Auch hier zeigt Liebe offenbar das größere, das gleichsam überweitete Auge. »Der Berg- steiger«, meditiert Überall, »darf wieder Kind sein; er darf schauen, staunen... Große Namen werden zitiert. Aber die Das Ergebnis der Vorsprache: Landes- hauptmann Eduard Wallnöfer sagte zu, daß im März d.J. ein Antrag an den Tiro- ler Landtag eingebracht werden kann, der sich gegen den Bau des Plöckentunnels richtet. Der Antrag wird von allen drei im Tiroler Landtag vertretenen Parteien, ÖVP, SPÖ und FPÖ, eingebracht und hat zum Inhalt, daß sich das Land Tirol beim allfälligen Bau eines Plöckentunnels nicht finanziell beteiligt. Es ist anzunehmen, daß dieser Antrag die Mehrheit im Land- tag erhält. Ein Erfolg des Schutzverbandes und der »Überparteilichen Initiative«. Zitate wirken nicht aufdringlich, nie ge- waltsam aufgesetzt; im Gegenteil: Sie sind nahtlos in das Ganze »des über die Berge gehenden Jahrs« (und Lebens) eingebun- den. Nitzsche: »Und wanderte ich allein: Wes hungerte meine Seele in Nächten und Irrpfaden? Und stieg ich zu Berge: Wen suchte ich je, wenn nicht Dich...?« Und wenn auch Nietzsches Religiosität...?! Nun, der bekannt gläubige Hans Überall sieht im einsamen Gipfelkreuz ganz kon- kret »äußerste Verlassenheit Gottes, in der er unsere eigenen Ängste und Verlas- senheit durchleidet.« - Reale Landschaft, gegenübergestellt, nein, in Einheit ge- bracht mit den Landschaften unsrer Seele; denn auch hier gibt es die Ab- gründe... Um mit Goethe zu reden: »Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis.« (Schluß Faust II!) Oder mit Thomas von Aquin: »Die Schönheit der Natur ist (im Grunde) nichts anderes als das Bild der ‚Ewigen Schönheit' (Gott) auf den Din- gen dieser Erde«. »Wir müssen«, wird Carlo Caretto zitiert, »den Mut haben, ei- nen Fetzen Dunkelheit (einfach) hinzu- nehmen, aber dabei die Augen offen hal- ten für das Helle, Strahlende!« Die Augen und das Herz! Denn: »Man sieht nur mit dem Herzen gut!« (Exupry: Der kleine Prinz) - Und einige wunderbare Meta- phern, die Überall für seine Reflexionen findet: Bäume, die wie brennende Dorn- büsche im Sonnenlicht gleißen... Gipfel, die wie versinkende Inseln gerade noch aus dem Nebenmeer ragen... Gedanken, die wie Träume aus der Tiefe aufsteigen... Keiner von den üblichen und oft so üblen »Wald- und Wiesenvorträgen«, sondern das tief verarbeitete jahrzehnte- lange Erleben des Bergs, der Bergwelt - Resümee eines Bergsteigerlebens...: Ein Vortrag, den man hoffentlich bald wie- dersieht und wiederhört. Gratulation und »Danke schön!« dem Referenten. Tiroler Landesmeisterschaft der Pflichtschullehrer im Langlauf Aufgrund der klaglosen Organisation im vergangenen Jahr und durch die be- reitwillige Unterstützung des Kitzbüheler Skiclubs findet die Landesmeisterschaft der Pflichtschullehrer im Langlauf, die vom Katholischen Tiroler Lehrerverein ausgerichtet wird, auch heuer in Kitzbü- hel statt. Die Veranstaltung steht unter dem Ehrenschutz von Landesrat Chri- stian Huber, LA BM Fritz Astl, Bezirks- hauptmann Hofrat Dr. Hans Heinz Höf- le, Bezirksschulinspektor Reg.-Rat Dr. Walter Bodner und BM Hans Brettauer. Eintauchen in den Frieden der Berglandschaft Zu Hans Überall Vortrag »Ein Jahr geht über die Berge - Wege nach innen« (10. Jänner, VHS Kitzbühel) Von Hugo Bonatti
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