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Toni and sein Toggenburger Pater. Samstag, 1. Februar 1986 Kitzhiiheler Anzeiger Seite 5 Wußten Sie schon, wer sich einen gro- ßen Preis um das HKR verdient hätte, wenn außer den Siegerpreisen für Ab- fahrt, Slalom und Kombination noch an- dere Preise vergeben werden könnten? Ich glaube, einen »Ehrentotzen« hätten sich verdient: Die Angestellten der Bergbahn AG Kitzbühel, die während der Rennwo- che an der Hahnenkamm-Talstation Dienst gemacht haben. Wenn auch die Schlange der »Bevorzugten« (Rennläufer, Serviceleute, Mitglieder des OK, Bundes- heersoldaten, Ehrengäste und Journali- sten) oft länger war, als die der zahlenden Gäste, die Männer um Gerhard Rosa un »Leandei« waren die gesamte Zeit über Botschafter des guten Willens für Kitzbü- hei. Oft bin ich aufgefahren und habe es beobachten können: Immer hatten sie ein nettes Wort und zeigten ein freundliches, lachendes Gesicht. Ja, diese Leute haben uns Veranstaltern sehr geholfen, sie ha- ben viel zum guten Image des Rennens beigetragen. Weil wir Kitzbüheler aber keinen »Ehrentotzen« verleihen können, müßte man ihnen allen symbolisch eine kleine Kitzbüheler Garns an den Revers ihrer Uniform heften. Kennen Sie die vielleicht netteste Ge- schich:e, die sich während dieses Rennens abgespielt hat? Sie hat mich besonders gerührt, als es vor jener Freitagabfahrt am Hahnen- kamm stürmte und schneite, als ob der Himmel offen wäre. Die Jury war nach ei- ner Inspektion der Strecke und der dort herrschenden Wetterverhältnisse gerade zum Start gekommen; als Mitglied der Ju- ry auch unser Rennleiter Toni Sauer. Das Rennen war auf der Kippe, es hing an ei- nem seidenen Faden; trotzdem waren die meisten Rennläufer im Startraum beim Aufwärmen. Viele hunderte interessierte Beobachter hatten rund um die Absper- rung Position bezogen, um Wirnsberger und Co. zu beobachten, darunter auch ein bärtiger Pater in brauner Kutte. Wie es sich später herausstellte, kam er aus der Schweiz, aus dem Toggenburger-Land. Toni bemerkte den verschneiten alten Mann außerhalb der Absperrung und er- laubte ihm, in den Startraum zu kommen, um den Aktiven näher zu sein. Eine wahr- haft herzliche Geste - eine tief menschli- che Geste unseres Rennleiters, besonders wenn man bedenkt, wieviel gerade im Moment auf dem Spiel stand. Einmal schaute dieser geistliche Herr gegen den Himmel, gerade als ob er Gott bitten wollte, daß dieser fürchterliche Sturm ein Ende nehmen möge... und es wurde Gott sei Dank etwas besser, sodaß das Rennen gestartet werden konnte, wenn auch nur von der Mausefalle. Wußten Sie schon, daß bei der Verle- gung der Zeitnehmung hinunter zur Mau- sefalle sich unser Starterteam als tech- nisch besonders versiert zeigte und sogar Longines die Show stahl? Als endlich nach zwei Verschiebungen der erlösende Jury-Beschluß kam, mußte alles blitz- schnell gehen; Startbalken im Starthaus abbauen, Startbalken oberhalb Mausefal- le wieder aufbauen, die Zeitnehmung an- schließen, alle anderen technischen Vor- bereitungen treffen hieß die Devise und das in kürzester Zeit, denn nun konnte man die Rennläufer bei dieser Kälte nicht mehr länger warten lassen. Aber Jaquex von Longines kam nicht und da zeigten Rudi, Fips und Hermann, daß sie ihr Me- Hilde Gruber, die Sekretärin des KSC, mit dem Quartierchef Fritz Tschurzschen- thaler. Was notiert sie hier wohl? tier verstehen; da nahmen sie instinktiv das Heft in die Hand, verbanden Drähte, isolierten sie, trotzdem die Hände klamm- starr waren, denn sie mußten ohne Hand- schuhe arbeiten. Aber es ging, es klappte! Daß sich Rudi Bodenseer dabei einen Finger erfror, das wissen nur Insider. Ich weiß auch, daß er es nicht gern hat, wenn ich diese »eiskalte Angelegenheit« in meinem Artikel erwäh- ne. Ich tue es trotzdem und würde vor- schlagen, ihm statt eines Ehrentotzens ei- nen »Silbernen Finger« mit dem Emblem des KSC zu verleihen. Apropos Finger: Edi Finger, der ge- wichtige, wortgewaltige, eßfreudge Re- porter aus Wien hat in Kitz wie immer die Plätze gefunden, wo es etwas zum Schlemmen gab. Egal, ob er ein Gourmet oder ein Gourmand ist, hoffentlich hat e ihm gemundet, dem Edi! Haben Sie gewußt, daß Peter Müller mit seiner Kritik am Jury-Bescheid, das Freitagrennen zu starten, ganz und gar unrecht hatte? Fakten beweisen es: Sein Rennfahrerkollege Peter WirnsDerger, der schließlich dieses Rennen auch ge- wann, sagte schon vorher, daß schon mehrere Rennen unter noch weit ungün- stigeren äußeren Bedingungen gestartet worden waren. Während der gute Peter in der warmen Stube des Hahnenkamm-Re- staurants saß (dieses Recht steht ihm als Athleten zweifellos zu), saß jedoch die Ju- ry nicht im Gasthaus, wie er großschnäu- zig vor dem Mikrophon verkündete, son- dern Toni Kägi, SUI, Sepp Meßner, ITA, Toni Sauer und Ernst Krimbacher stan- den frierend am Mausfallboden und ma- ßen die Windböen. Eine lange Stunde überlegten sie und wogen das pro und kontra eines Starts oder einer Absage ab, denn sie allein hatten als stimmberechtigte Streiflichter Wußten Sie schon: Heiteres, Besinnliches und Kritisches rund um das 46. Int. Hahnenkammrennen • Ein Blick hinter die Kulissen dieses sportlichen Großereignisses
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