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Frau Prof Annelies Brandstätter erklärt den Schülern die Funktion der Tiroler Volksharfe. Samstag, 2. Mai 1987 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 Ein strahlender Ostersamstag kündigt sich an. Pünktlich um 6 Uhr früh wird am Hub- schrauberstützpunkt St. Johann mit der tägli- chen Uberprüfung der medizinischen Geräte und Bergeau srüstung begonnen und der Zen- trale in Kitzbühel die Einsatzbereitschaft ge- meldet. Kurze Zeit später trifft der Lawinen- hundeführer mit seinem vierbeiniger( Freund »Janka« ein. Er versieht den Wochenendbe- reitschaftsdienst am Stützpunkt, eine Bereit- schaft, die den ganzen Winter über von der La- winenhundestaffel des Bergrettungsdienstes geleistet wurde. Als erfahrener Bergrettungs- mann weiß er, daß es bei einem Lawinenun- glück um Minuten geht. Es waren bereits zwei Einsätze für verletzte Skifahrer zu leisten, als plötzlich der Gendar- merieposten Zell am See Alarm auslöst: »Eine Großlawine hat im Gebiet des Hocheisers neun Skitourenfahrer verschüttet.« Minuten später ist der Helikopter unterwegs zum Un- glücksort. Nach 13 Minuten zieht Christopho- rus 4 eine Schleife über dem Lawinenhang. Der Besatzung bietet sich ein Bild des Grau- ens. Ein Abbruch ca. 250 m breit und minde- stens 1,5 m hoch. Am Laeinenkegel türmen sich die Schneemassen. Darauf vereinzelt ein paar Menschen, teilweise verletzt und hilflos. Nach der Landung am Rande der Lawine be- ginnt »Janka« sofort mit ihrer Sucharbeit. Ihre Kameradenhirfe 80%. + Organisierte Rettung 1-' () 0) c .0 2 .0 1 1 Zeit inStd. 1 2 3 Gerade bei Lawinenunfällen zählen Minu- ten. Die Oberlebenschancen bei einem La- winenverschütteten sinken sehr rasch. Nach statistischen Erhebungen sterben von zehn Lawinenverschütteten zwei (20 Prozent) be- reits beim Lawinenniedergang an den Fol- gen von schweren Verletzungen, Schockein- flüssen oder durch Erdrücken. Von acht Verschütteten sind nach einer Stunde noch vier, nach zwei Stunden noch zwei und nach drei Stunden nur noch eine Person am Le- ben. Das Retten von Lawinenverschütteten ist deshalb in jedem Fall ein Wettrennen mit dem Tod. Nase kann Verschüttete auch in großer Tiefe orten. Hubert folgt seinem Hund, ermuntert ihn und beobachtet genau jede seiner Regun- gen. Plötzlich bewegt sich »Janka« schneller, steckt ihre Nase in den Schnee und beginnt mit ihren Pfoten zu graben. Hier muß der Ver- schüttete liegen. Nach fieberhaftem Graben im kompakten Naßschnee stoßen die Männer in zwei Meter Tiefe auf den Skifahrer. Sie legen sofort seinen Kopf frei. Er scheint tot zu sein. Die Notärz- tin des Christophorus 4, Frau Dr. Evi Foidl, schildert ihren Einsatz später so: »Die größte Schwierigkeit bereitete mir die Enge im zwei Meter tiefen Schneeloch. Ich begann sofort mit Wiederbelebungsversuchen, während die Bergretter den übrigen Körper des Opfers frei- schaufelten. Im harten Lawinenschnee dauer- te dies einige Zeit, bis nach erfolgreicher Ber- gung der Patient sofort in das Landeskranken- haus Salzburg geflogen werden konnte. Wir wußten, daß wir die Wiederbelebung bis zum Eintreffen in die Klinik ohne Unterbrechung durchhalten mußten und waren froh, daß unser Helikopter mit voller Leistung nach 23 Minu- ten dort landete. Die Ubergabe des Patienten war über Funk sehr gut vorbereitet, sodaß er wenig später an der Herz-Lungenmaschine angeschlossen werden konnte. Nach zwei Mit großer Begeisterung waren die Kin- der dabei, als Frau Prof. Annelies Brand- stätter den Schülern der Schulstufe der Volksschule im Rahmen der Tiroler Kultur- servicestelle des Landesschulrates in einer Unterrichtsstunde die Harfe vorstellte. An Hand der mitgebrachten Instrumente lern- ten die Kinder die Hakenharfe, die Tiroler Volksharfe und die Konzertharfe kennen. Zu den Instrumenten gab es von Seite der Kinder natürlich viele Fragen. Fasziniert Stunden war der Unterkühlte wieder auf nor- maler Köpertemperatur und hatte stabile Herz-Kreislaufverhältnisse. « Nach letzter Auskunft der Arzte in Salzburg geht es unserem Patienten, Herrn Michael H., ein 24j5hriger Wiener, bereits gut. Diesmal konnten wir den Kampf gewinnen. Bei Lawi- nenunfällen leider ein seltener Fall. Solche Er- folge sind jedoch Ansporn, jedes Mal das Möglichste zu tun und nichts unversucht zu lassen. Ing. Richard Profanter NEI Auszeichnungen durch den Tiroler Skiverband Vom Tiroler Skiverband wurden die er- folgreichen Sportler des KSC, Klaus Sul- zenbacher und Markus Gandler, ausge- zeichnet. Klaus Sulzenbacher: Gold mit einem Bril- lanten für seine 3. Plätze bei Weltcupren- nen. Markus Gandler: Gold mit zwei Bril- lanten für 1. Rang in der Europacup- Langlauf-Gesamtwertung und 1. Rang in der Europacup-Einzelwertung und für zwei Osterreichische Meistertitel im Lang- lauf. Wir gratulieren! lauschten sie den vorgetragenen Musikstük- ken auf den einzelnen Instrumenten. Der Vorführung wohnte auch der Leiter der Städt. Musikschule, Andreas Feller, bei, hat doch Annelies Brandstätter an der hiesigen Musikschule den ersten Musikunterricht er- halten. Für die Ermöglichung so eindrucksvoller Musikstunden direkt mit einem Künstler sei der Tiroler Kulturservicestelle herzlich gedankt. Lawinenhund »Janka« als Lebensretter Nach einem einsatzreichen Winter, der in Bezug auf Lawinenopfer eine traurige Bilanz verspricht, gewinnt das Rettungsteam des Christophorus 4 ein Wettrennen mit dem Tod Harfenvorführung an der Kitzbüheler Volksschule
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