Kitzbüheler Anzeiger

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Landesrat Dipl. -Ing. Franz Kranebitter mit Frau Helga Semenka, Landsra Christian Ii11 ber, Kommerziafrat Wolfgang Hagsteiner und". Carl Hoflager (v. 1. r. Diskussion mit Landesrat Kranebitter zum Thema »Zukunftsaussichten des Fremdenverkehrs in Tirol« Samstag, 23. Mai 1987 - Ktzbühe1er Anzeiger Seite 21 Auf großes Interesse stieß eine D:skus- sionsveranstaltung, zu der kürzlich Wirt- schaftsbund und ARGE-Frau in der Wirt- schaft Kitzbühel gemeinsam nach St. Johann ins Hotel »Parkx eingeladen hatten. Im Mittelpunkt stand dabei ein Referat des neuen Tiroler Landesrates für Fremdenver- kehr und Finanzen, Dkl.-Ing. Franz Kra- nebitter, sowie die daran anschließende Diskussion, bei der mii Kranebitter und Ti- rols Landesrat für Wirtschaft, Christian Huber, gleich zwei Mitglieder der Tiroler Landesregierung zur Verfügung standen. »Zukunftsaussichten des Fremdenver- ke.irs in Tirol« lautete das Thema, zu dem Kranebitter sprach. 50 Millionen Gäste kommenjährlich über Ti:ols Grenzen ins Land, davon machen sechs Millionen hier Urlaub. Mit rund 40 Millionen Nächtigungen, davon alle:n 6,3 Millionen im Bezirk Kitzbühel, hat Tirolal- lein die Hälfte der Nchtigungen der gesam- ten Schweiz. Das Ziel für die Zukunft darf aber nicht ein »Mehr«, sondern ein »Besser<. sein, Qualität muß vor Quantität stehen, meinte Kranebitter. Ziel Nr. 1 muß sein, daß es un- seren Leuten besser geht. Die Ertragslage im Fremdenverkehr muß verbessert wer- den, die Umwelt muß erhalten, gesichert und verbessert werden. Dazu nannte der Landesrat drei Thesen: Der Fremdenverkehr muß professicneller werden. Wir müssen :m Fremdenverkehr iffener und internationaler werden. Der Fremdenverkehr muß menschlicher werden. Nur rund 20 % cer im Fremdenverkehr Titigen verfügen über eine entsprechende Ausbildung. Von der Villa Blanke über die FV-Fachschulen bis hin zu den landwirt- schaftlichen Schulen spannt sich der Bogen, in denen der Nachwuchs noch besser ausge- b:ldet werden muß. Sprachen mtisser vermehrt gelernt wer- den, Sprachpraxis muß im Ausland erwor- ben werden. Wir müssen a --'-es tun, um das Image der Fremdeiverkehrslemfe zu verbessern, die Jugnd motivieren, Berufe im Fremlenver- kehr zu erlernen. Wenn man bedenkt, daß wir im vergangeien Winter besonders hohe Arbeitslosenzahlen in Tirol zu verzeichnen hatten, gleichzeitig aber rund 3000 Ar- beitsplätze im Gastgewerbe nicht besetzt werden konnten, dann zeigt dies sicherlich sehr deutlich, daß hier einiges zu tun ist. Aber auch die Werbung muß geändert werden, so Kranebitter. Unser Fremdenver- kehr braucht ein neues Image. Flat:er, mo- derner, jinger. Es muß uns gelingen, junge Menschen für einen Urlaub in rirol zu interessieren. Satt Meeressornmer muß der Bergsom- met zu einer Tramvorstellung werden, Ti- rDl muß sich in einem neuen Kleid darstel- len. Wichtig wird aber auch sein, si: der Lan- desrat fit Fremdenverkehr in Tirol, daß wir zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis kcmmen. Jeder TJntepFr für s ----h wird prüfen müssen, ob der Preis dem Wert ent- sricht, der gebten wird. Durch .>schleu- dem« werden wir unseren Wert in der Welt nicht heben können. Schließlich, so Kranebitter, muß der Fremdenverkehr menschlicher werden. Den Schutz der Umwelt und Natur dürfen wir nicl'it anderen überlassen, wir selbst müssen uns carum kümmern. Und unseren Bergbauern können wir mcht genug dan- kei, denn ohne sie sähe es traurig aus in un- serem Land. Wir müssen den Transit-Schwerverkehr in den Griff bekommen. Im Interesse unse- rer Bevölkerung, aber ganz besonders auch im Interesse des Fremdenverkehrs. Wir werden uns überlegen müssen, die Straßen besser zu beschildern, auf Sehens- würdig keiteri hinweisen, an den Grenzen In- :ormationsständ e schaffen, umjene 44 lviii- iicnen. dc durch unser Land durchfahren, auf unser Land und seine Schönheiten auf- merksam zu machen. Eine »Kultur der Küche«, die bodenstän- dig gebaute Umwelt sind sicher Punkte, auf die wir mehr hinweisen müssen. Der Erhal- tung der Ortsbilder ist große Aufmerksam- keit zu widmen, Renovierung der Substanz statt Ortserweiterungen. Gastfreundschaft ist eine unserer beson- deren Stärken. Ein freundliches Gesicht, der freundliche Gruß, den Gast beraten und das »Auf Wiedersehen« wird sicher bald mehr als nur eine Floskel sein. Rund 50 % der Unternehmer im Fremdenverkehr Ti- rols sind Frauen, ohne Frau geht im Frem- denverkehr nichts. Auch daran sollte man denken, die Struktur der Familienbetriebe ist sicher eine unserer Stärken. Die Zukunftsaussichten für unseren Fremdenverkehr stehen sicher nicht schlecht. »Nehmen wir also Abschied vom oft vorhandenen Pessimismus, legen wir wieder mehr Optimismus an den Tag«. Mit diesem Aufruf schloß Landesrat Kranebit- ter sein mit viel Beifall aufgenommenes Re- ferat, dem sich eine rege Diskussion an- schloß, die unter der Leitung von OWB-Be- zirksobmann KR Carl Hofinger stand. Dabei wurden zahlreiche Anfragen aus dem Fremdenverkehr an die beiden Landes- räte gerichtet, Ideen und Vorschläge ge- bracht, wurde aber auch die Gelegenheit der Teilnahme von gleich zwei Landesräten dazu benützt, um auf die St. Johanner Pro- bleme Spanpiattenwerk Egger und Kran- kenhaus hinzuweisen. Zum Neubau der Bundesfachschule für Fremdenverkehrsberufe meinte Landesrat Huber, daß dieser wohl weitergehe, aber langsamer und man die Uberlegungen einer Vorfinanzierung im Land prüfen werde. Zur Anregung einer Zweiteilung der Konzes- sionsprüfung (kleine für Fremdenheime etc., große für Hotels usw.) erklärte Huber, hier habe der Tiroler Landtag bereits zwei- mal Beschlüsse gefaßt, nötig sei jedoch eine Anderung der Gewerbeordnung. Zur Ver- kehrsbelastung meinte Huber, daß die Sor- gen immer größer werden und das Verkehrs- aufkommen auf der B 312 durch die Ausbau- ten in Salzburg sicher noch steigen wird. Landesrat Kranebitter informierte über den Wechsel an der Spitze der Osterr. Frem- denverkehrswerbung und kündigte baldige Gespräche mit dem neuen Chef Dr. Lukas an. Auch er wünsche sich eine verstärkte Berücksichtigung der Länder und möchte auch erreichen, daß die Tourismusbörse nicht nur in Wien, sondern z. B. auch in Innsbruck stattfinde. Grundsätzlich werde man sich in der gesamten Werbung Ande- rungen und Verbesserungen überlegen müs- sen und habe damit bereits begonnen. Die Frage einer Ferienordnung, wonach sowohl Unternehmer im Gastgewerbe als auch Mit- arbeiter gemeinsam mit den Kindern Ur- laub machen können, sei bisher in erster Li- nie an den Pädagogen gescheitert, man müsse das Thema aber sicher neuerlich auf- greifen. Zum Projekt des Bergbahn-Umbaues in St. Johann stellte Dr. Ingo Karl fest, daß es sich hier nicht um ein Monsterprogranim handle, wie öfters kritisiert wird, sondern um eine lang überfluhige Erneuerung. Hiezu
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