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Samstag, 10. Jänner 1987 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Baron Carl Menshengen 90 Jahre Ihr freundlicher Partner, wenn's um's Holz geht! Am 2. Jänner 1987 vollendete der Kitz- büheler Fremdenverkehrsdirektor Baron Carl Menshengen sein 90. Lebensjahr. Wir gratulieren! Der Jubilar kam 1926 nach Kitzbühel, nachdem er schon viele Jahre seinen Ur- laub in unserem Städtchen verbrachte. Mit Kitzbühel verbanden ihn auch ver- wandtschaftliche Fäden: Seine Eltern, Lothar Freiherr von Menshengen und Gräfin Cornelia Brunetti, wurden 1895 in der Schloßkapelle zu Kaps getraut. Nach der Verehelichung der Eltern wurde der Vater zum 3. Kaiserjägerregi- ment nach Roveretto versetzt, wo unser Jubilar geboren wurde. Im Jahre 1926, vor nun 60 Jahren, be- rief ihn der damalige Präsident des »Kitz- büheler Sport-Clubs« (auch Sporting Club genannt) Franz Graf Schlick in un- serer Stadt und übertrug ihm organisato- rische Aufgaben des Clubs. Baron Mens- hengen gab seinen bisherigen Beruf als Bankbeamter in Wien auf und verlegte seinen ständigen Wohnsitz nach Kitzbü- hel. Kitzbühel wurde ihm zur Wahlhei- mat. Seine Tätigkeit in Kitzbühel war schon von Anfang an vielseitig. Der damalige Kitzbüheler Sport-Club war ein »Gäste- Club« und alle Vorhaben und Einrichtun- gen dienten der Betreuung der Gäste, die überwiegend englischer Nationalität wa- ren. Außer dem Tourenskilauf, für den die bekannten Skiführer Josef Friedens- bacher, Sepp Filzer und Ferdinand Maier gewonnen werden konnten, wurde noch Eislaufen, Eishockey und das in der an- gelsächsischen Welt so beliebte Curling gepflegt. Der Club besaß im damaligen Thaler-Haus (heute Haus Kaminsky) die erste Bar in Kitzbühel. Dem Club standen auch die Eislauf- und Tennisplätze sowie die Sportgaststätte bei Schloß Kaps zur Verfügung. Zu den ersten Aufgaben Menshengens zählte die Herausgabe eines umfangrei- chen Wintersportprospektes in englischer Sprache. Menshengen veranstaltete auch Turniere und organisierte mit zwei klei- nen Omnibussen Rundfahrten. Im Jahre 1927 verwendete Ernst Reisch unseren Jubilar auch in der Skischule Kitzbühel und der Obmann des damaligen Verkehrsvereins Dr. Camillo von Busch- mann übertrug ihm die englische Korres- pondenz, die Ausarbeitung von Prospek- ten und die Betreuung von Presse- und Bildreportern. Im Jahre 1930 legte Franz Graf Schlick seine Stelle als geschäftsführender Präsi- dent des »Kitzbüheler Sport-Clubs« nie- der und übergab Baron Menshengen die Leitung. Dieser Club hatte besonders un- ter der Mitarbeit bzw. der Leitung durch Baron Kenshengen erfolgreiche propa- gandistische Ideen verwirklicht, die heute noch bei der älteren Generation der engli- schen Sportler zugunsten des Kitzbüheler Winterfremdenverkehrs spürbar sind. Auf den weisen Rat von Ernst Reisch und im Einvernehmen mit allen Stamm- skilehrern wurde Baron Menshengen die organisatorische Leitung der Skischule »Hellensteiner« übertragen. Menshengen gelang es, insbesondere durch seine eng gewordene Verbindung zu den britischen Wintersportgästen, die damals nicht sehr skischuifreudigen Engländer zum Groß- teil der Kitzbüheler Skischule mit den Konzessionsträgern Sepp Hellensteiner, Sepp Ritzer, Siegfried Faller und Jakob Lackner als Kursteilnehmer zuzuführen Baron Carl Menshengen. und deren Frequenz von einem Jahr auf das andere um das Doppelte zu steigern Die willkommene Internationalisierung des Kitzbüheler Winter-Fremdenverkehrs machte er erforderlich, entsprechend viele englisch- und französisch-sprechende bzw. unterrichtende Skilehrer und Ski- führer zur Verfügung zu haben. Unter den Skilehrern wurden Sprachkurse abge- halten. Wenn heute jeder Kitzbüheler Ski- lehrer mindestens eine Fremdsprache be- herrscht, andere sogar zwei und mehr, da- mals in den dreißiger Jahren wurde unter BlockwandschaIung aus 24 mm A-Sortierung S 94.— (inkl. MWSt. 112.80) der organisatorischen Leitung von Baron Menshengen der Grundstein dazu gelegt. Das Jahr 1935 brachte in zweifacher Hinsicht Marksteine. Den Besuch des Prinzen of Wales und den Zusammen- schluß der beiden Skischulen. Das erfolg- reiche Wirken der Skischule Rudi Monit- zer im »Grandhotel« bildete für die Ski- schule Kitzbühel eine starke Konkurrenz, welcher Umstand aber zu einer sehr be- grüßenswerten Leistungssteigerung führ- te. Die einmal erwachten Einigungsbestre- bungen schliefen nicht mehr ein. Der Wunsch nach einer gemeinsamen Lehr- technik, die Rückführung der gerade von Sepp Hellensteiner propagierten soge- nannten »Arlbergtechnik« auf die Kitzbü- heler Skitechnik und die Entfaltung einer gemeinsamen Propaganda im Ausland führten dazu, vor dem letzten Akt der Gründung der größten Skischule der Welt den Vorhang zu ziehen. Dr. Ekkehard Kofler und Ernst Reisch führten in diesem Jahr beide Skischulen und ihre Lehrer zu- sammen. Die organisatorische Leitung blieb in den Händen von Baron Menshen- gen; die technische Leitung lag auf den Schultern von Sepp Hellensteiner, Rudi Monitzer und Sepp Ritzer. Nur noch ein- mal in der Geschichte der Kitzbüheler Ski- schule wurde ein so bedeutungsvoller »Zusammenschluß« durchgeführt; näm- lich 1950 unter Karl Koller, welcher die Skilehrer und Skiführer in der heutigen Kitzbüheler Skischule unter einem Dach vereinte. Ein Jahr vorher wurde Baron Menshen- gen vom Verkehrsverein pragmatisiert und 1937, als Oberst a.D. Kahrer in Pen- sion ging, zum Geschäftsführer bestellt. Mit der Umwandlung des Verkehrsvereins in das »städtische Verkehrsamt« 1938/39 trat Baron Menshengen als Verkehrsdi- rektor in städtische Dienste. Aber nur kurz, denn mit dem ersten Kriegstag wur- de er, der im Ersten Weltkrieg beim 3. Kaiserjägerregiment, dem Regiment sei- nes Vaters, als Leutnant diente, zur 2. Ge- birgsdivision einberufen. Im Jahre 1941 wurde Baron Menshengen in der Ukraine mit dem Kommando einer Heeresstreife betraut, wurde mit dieser im Gebiet von Przemysl und Dnjepropetrowsk einge- setzt und stieß später in Simferopol zur Armee Manstein. Im Verband der II. Ar-
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