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Der Sieger hieß Schubert Das »Neue Wiener Oktett« bestritt 2. Kitzbüheler Sommerkonzert Von Hugo Bonatti Es gibt für den Musiknarren Erwartun- gen, bei denen er sich schon in der Vor- freude die Hände reiben möchte. Ein sol- ches Gustostück, das Derartiges auslösen kann, ist sicher Hugo Wolfs »Italienische Serenade«, die man beim 2. Kitzbüheler Sommerkonzert in einer Fassung für die acht Musiker des »Neuen Wiener Oktetts« - nach dem Muster von Schubert bzw. Beethoven diesem sozusagen auf den Leib arrangiert - zu hören bekam; denn von Wolf selbst gibt es das Werk einerseits in Fassung für Streichquartett (die ursprüng- liche), anderseits in Bearbeitung für kleines Orchester. - Serenaden (ital. sera!) sind bekanntlich Abendmusiken, vornehmlich Liebes-, Geburtstags- und andere Ständ- chen, also Gebrauchsmusik; bei d i e s e r allerdings, die sich so verliebt bis geradezu liederlich gibt, erhebt sich die Frage, w a s den Komponisten mehr bewegt hat: der Auf- und Abgesang des Verehrers (oder der Ver- ehrer) einer Schönen oder lediglich das Ein- fangen, Einkreisen einer Stimmung, die man tatsächlich im besten Sinn als »italieni- sche« bezeichnen muß. Welche Spritzigkeit und was für Töne, die Wolf da gefunden hat! Hier werden zudem die seelischen Regun- gen - ganz im Sinne der Spätromantik mit ihren psychologischen Bohrereien - bis in feinste Verästelungen hinein transparent ge- macht und ausgeleuchtet. Die Musiker des Neuen Wiener Oktetts nahmen sich dieses »Edelsteins« (Textheft!) aber auch mit einem Verve und einer Hingabe - und mit Einfühlungsvermögen an, daß man seine helle Freude haben mußte (wenn auch eine gewisse Einschwingzeit ...). Das leider nur einsätzige Werk - schade, bedenkt man die Köstlichkeit! - eröffnete jedenfalls einen Abend, der Ereignis zu werden versprach. Freilich, wo ist etwas noch Köstlicheres zu finden, als das folgende »Klarinetten- quintett« Mozarts (KV 581), das keinerlei bildhafte Vorstellungen erweckt, auch keine psychologischen Assoziationen, sondern einzig und allein aus sich selbst und durch sich selbst wirkt?! Welche Fülle an quellen- der, quirlender Melodik! Mozart kompo- nierte hier allerdings für eines seiner Lieb- lingsinstrumente - eben die Klarinette, welche er dem Streichquartett konzertant gegenübersteht. (Er soll sie selbst hervor- ragend gespielt haben.) Und wenn man auch den Eindruck nicht los wird, trotzdem, er hätte da recht konkret manchem Lieblingsgedanken nachgehan- gen: die Musik bleibt doch Takt für Takt und Note für Note im Rahmen des Absoluten. Wie unerreichbar etwa die Kette melodi- scher Bögen im Larghetto (2. Satz!) Nur ein Mozart ... Der Klarinettist, Peter Schmidl, bewies hier viel Mozart-Gespür. Der Satz geriet schön wie ein Bleistift-Entwurf da Vncis. Trotzdem - war's mein Platz? - vielleicht ein wenig farbarm. (Deshalb der Skizzenvergleich!) Und ein bißchen was von diesem bloß Graphischen statt Kolorierten blieb - bei aller bewundernswerten Perfek- tion der fünf Musiker, bei allem weichen »Wiener Klang« auch im folgenden, an sich wunderbar geblasenen, gestrichenen Me- nuett; nur: es sprang nicht so recht über! Das soll nicht negatives Urteil sein, und möglicherweise ist's auch nur eine frag- liche Feststellung; man nimmt nicht immer gleich auf. Vielleicht, weiters, war's aber einfach jene gewisse letzte Spur, welche zum Ideal fehlt. Von wunderbaren Einzel- stellen abgesehen, vermißte man - ja, so könnte gesagt werden - die Differenziert- heit, däs Urmusikalische und der geforderte bzw. erwartete Esprit. »Perfektion mit zu wenig Leben« jetzt ist's heraus! Sehr schön dann noch die 3. (?) Variation bzw. der langsame Variationsteil und der rasche Abschluß. Umso mehr möchte man jedoch in allen Tönen schwärmen, gedenkt man der Darbie- tung von Schuberts Oktett F-Dur, DV 803. Allein schon das Engagement, die Klang- schönheit und die Dynamik, mit welcher die Introduktion gespielt wurde! Ich weiß nicht - die folgende Aussage unter Umständen zu weit hergeholt: aber ich wurde dauernd an furtwängler erinnert. Runder, weicher und doch so satter Klang ... Was für ein »Atmen« (Werner Hink am 1. Pult); was für ein Schubert! Das schafft wohl nur ein Wiener-Ensemble. Was beim Mozart an Differenz gespart wurde, war hier geradezu überreich vorhanden; prachtvoll! Und wie glücklich sich da alles »fügt« - im wahrsten Sinn des Wortes; wiesehr alles »in Formen gegossene Seele« scheint. So etwa schrieb ich seinerzeit, zum 1. unsrer Sommerkon- zerte (1978). Damals - die Konzerte waren zur Gänze dem Jahresregenten Schubert ge- widmet (150 Jahre!) - apostrophierte ich ihn als »Genie des Trostes«. - Im Saal eine Atmosphäre, die wohl jeden in diese Welt schubert'scher Tröstlichkeit tauchte - wie in ein Fluidum, das alle Tränen abwischt, abtrocknet ... Schubert siegt doch immer wieder! - Mit Schrumm-schrumm in Cello und Kontrabaß, mit springlebendigen Figu- ren in den Geigen, in der Bratsche, in Klari- nette und Fagott - die Musik schäumt regel- recht über - geht's lern Ende entgegen. Schade, daß es von dieser wunderbaren Interpretation keinen Mitschnitt gibt. Es gab auch keine Draufgabe - trotz de stürmischen Beifalls nicht. War's nach die- sem Erlebnis nötig Nein! Ich sagte ja: Der Sieger heißt Franz Schubert; wegen seiner Menschlichkeit - Mozart zieht immer so davon, ins Unbegreifliche - eigentlich fas allemal Samstag, 15. August 1987 Kitzbüheler Anzeiger Seite 17 An der Berufsschule unterrichteten BD OSR Leo Tschurtschenthaler, BL Maria Ager, BOL Hugo Bonatti, BOL Hermann J. Gruber, VL Sebastian Klingler, BL Johann Obernauer und BL Josef Winkler. Vertrags- lehrer Kurt Wimmer war in diesem Schul- jahr an der Berufspädagogischen Akademie und legte die Prüfung für das Lehramt mit Auszeichnung ab. Die wesentlichste Investition war die Ein- richtung des EDV-Raumes mit sechs Gerä- tetischen, einem Lehrertisch, drei Dreh- stühlen und einer Einflächenschiebetafel. Die Personalcomputer haben zwei Lauf- werke, Monitor und Eingabetastatur, zwei Matrixdrucker ergänzen die Ausstattung. Die Einführung in die elektronische Daten- verarbeitung wurde, durchgenommen, im neuen Schuljahr sollen neben Textverarbei- tung auch Lohn- und Gehaltsberechnungen bzw. Finanzbuchführung, Fakturierung und Lagerhaltung durchgemacht werden. Die festliche Verabschiedung der dritten Klassen fand wieder im Handelskammer- saal statt. Dir. OSR Leo Tschurtschenthaler konnte dazu Landesrat Christian Huber und Mag. Hugo Beimpold von der einladenden Handelskammer, OSR Dir. Peter Brandstät- ter als Schulreferent der Stadt Kitzbühel und Frau Amtsrat Hermine Huter vom Arbeits- amt begrüßen. In seiner Ansprache ging der Direktor auf die derzeitige Situation im Schulbereich ein. Er würdigte die oft unter schweren Bedingugnen erreichten Leistun- gen der Schüler, von denen sehr viele ein klares Ziel vor Augen haben und sich inten- siv auf den Beruf vorbereiten. Nach der Verteilung der Zeugnisse, Ur- kunden und Preise dankte Schulsprecherin Susanne Prader für die Feier und für die Ar- beit der Lehrerschaft. Bei einem abschlie- ßenden gemütlichen Beisammensein waren die Entlaßschüler, denen ein Imbiß geboten wurde, Gäste der Bezirksstelle der Handels- kammer. Blumenbild zum 150-Jahr-Jubiläum der OBB Im kleinen Park neben dem Bahnhof- Vorplatz in Kitzbühel ist ein schönes Blu- Das Blumenbild im Bahnhof-Park in Kitzbühel. menbild dem 150-Jahr-Jubiläum der Österreichischen Bundesbahnen gewid- met. Errichtet wurde es über Auftrag des Verbandes der ÖBB-Landwirtschaft, Zweigverein St. Johann in Tirol, und der Ortsgruppe Kitzbühel der Eisenbahnge- werkschaft von Stadtgärtner Gidi Mett- 1er. Der Entwurf stammt von Diplom-Re- staurator Hermann Mayr.
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