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Samstag, 12. September 1987 Kitzbüheler Anzeiger Seite 27 00 Uber Schmuggierweg zur Wallfahrtskirche »Maria Klobenstein« KÖSSEN 1 Nicht eir. großer Wallfahrtsort, dessen Geschichte von höchsten und hohen Besu- chen zu erzählen weiß oder wo man fun- kelndeWeihegeschenke zu sehen bekommt, sondern ein stilles Heiligtum Mariens ist es, die Wallfahrtskapelle »Maria Klobenstein« bei Kössen. Wie die meisten Wallilthrtsorte, so schreibt auch »Maria Klobenstein« seine Entstehung einer »wunderbaren« Begebenheit zu. Die Sage erzählt von einem gewaltigen Felssturz der eine in diesem Gebiet wandernde Mutter bedrohte. Nach innigem Gebet teilte sich der Felsen noch vor dem Aufprall in zwei Hälften, wcdurch die Frau mit ihrem Leben davonkam. Wie weit das in der Sage ange- führte Ereignis auf »Wahrheit« beruht, ist wohl heute kaum ermittelbar. Eines wird si- cher wahr sein, der erwähnte Felsensturz; liegen doch noch heute Zeugen davon genug herum. Der berühmteste Zeuge dieses Na- turereignisses ist wohl der gespaltene, »ge- klobene« Stein, wovon auch die Wallfahrt ihren Namen hat. Wenngleich heute der »religiöse« Hinter- grund bei vielen Besuchern von Maria Klo- benstein nur noch eine bescheidene Rolle spielt, so zählt die Wallfahrt zum beliebten Ziel zahlreicher Wanderer aus Kössen und Umgebung. Die Neuanlage des Schmugglerweges und der Hängebrücke durch den Fremden- verkehrsverband Kössen vor sechs Jahren und die kürzlich erfolgte Revitalisierung an prekären Stellen hat zur neuerlichen Attrak- tivität »Klobensteins« beigetragen. Der Wanderer startet am besten in der Dorfmitte von Kössen. Für Auswärtige gibt es dort auch genügend Parkmöglichkeiten. Im Gebiet Erlau, nordwestlich von Kössen, über die Großache in Richtung Staffenberg zweigt man nach rechts zur Sprungschanze ab. Beim Bauernhof Niederwies beginnt der eigentliche »Schmugglerweg«. Speziell nach den beiden Weltkriegen diente diese Verbindung häufig dem »verbo- tenen Grenzverkehr«, wonach auch der Name »Schmugglerweg« ableitet und sich so manche romantische Erinnerung an längst vergangene Zeiten damit verknüpft. Der alte Schmugglerpfad von ca. 3,5 km, zu einem gut gangbareä Wanderweg ausge- baut, vermittelt immer wieder faszinierende Ausblicke auf die Kössener Ache mit seinen weißgischtenden Schwällen und Strudeln, seine Uferfassade von Felsriegeln oder Kie- selsteinstränden. Beeindruckend, nach einem mit Brücken und Stiegen ausgebauten Abgang, ist der die Ache überquerende Seilsteg. Nirgend an- ders bekommt man die »Kössener Schich- ten«, eine geologische Besonderheit, so greifbar nah zu Augen. Wie Theaterkulissen ragen die hellgrauen Felsrippen und Felsplatten an beiden Ufern aus dem perlenden Wasser. Vor Urzeiten waren sie von Naturgewalten zersägt und ge- schliffen worden. Im Hintergrund zwängt sich die Großache durch die Entenloch- klamm, ein wildromantisches Flußtor zwi- schen Bayern und Tirol, eine der schönsten Grenzscheiden im Alpenraum. Am Ende der Wanderung gelangt man zum gespaltenen Fels »Klobenstein« zur Wallfahrtskirche und Jausenstation. Der Rückmarsch nach Kössen erfolgt über die nur mäßig von Autos frequentierte Bundes- straße. Gesamte Gehzeit ca. 2,5 Stunden. Wieviel Geld blasen S Sie jährlich e4 Me in den Wind? Ohne Hauch geht's auch. L)er aze Ache uherquerende ei1steg.
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