Kitzbüheler Anzeiger

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Der Vortragende Rektor a. D. Willi Birkmaier (rechts) mit dem Fieberbrunner Pfarrherrn Josef Stifter. In der Mitte das Ölbild von Abt Benedikt II. vom Pfarrhof in Fieberbrunn. Seite 36 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 3. Oktober 1987 Benedikt H. Lutz von Lutzenkirchen In Kitzbühel geboren, Vikar in Fieberbrunn - Abt und Bauherr in Rott am Inn Am 24. September 1987 fand im Hotel Klausner in St. Johann in Tirol ein Vortrag von Rektor a.D. Willi Birkmaier statt, bei welchem dieser ein Lebensbild des Bau- herrn Benedikt II. Lutz von Lutzenkirchen entwarf. Veranstaltet wurde dieser Vortrag vom Rotary-Club Kitzbühel, Vortragsmei- ster Direktor Erich Rettenwander. Den Vortragsabend eröffnete Vizepräsi- dent Dr. Johann Danzl, St. Johann, nach- dem Präsident Kommerzialrat Gerhard Resch an diesem Abend am Erscheinen verhindert war. Rektor Willi Birkmaier ist Herausgeber des Buches »Rott am Inn«, Beiträge zur Kunst und Geschichte der ehemaligen Bene- diktinerabtei, erschienen im Anton-H. - Konrad-Verlag, Weißenhorn, Bayern. Wir folgen nachstehend auszugsweise den Aus- führungen von Willi Birkmaier. 1. Teil »Ein Vermächtnis von besonderem Glanz schenkte den nachfolgenden Generationen bis heute der bau- und kunstfreudige Abt Benedikt 11(1757-1776). Sein Lebenswerk, die seit 1759 errichtete neue Abteikirche, ist der schönste Kirchenraum des 18. Jahrhun- derts, sicher aber der abgeklärteste, feinste Rokokoraum. Wenn man über das »Ereignis der Kirchenkunst, das Rott am Inn heißt« spricht, muß man den Auftraggeber und Bauern nennen. Sein Name darf in der Ge- schichte der bayerischen Kunst des 18. Jahr- hunderts mit goldenen Lettern vermerkt werden.« Abt Benedikt II. Lutz von Lutzen- kirchen aus Kitzbühel—Fieberbrunn. Sein Vater, Baithasar Lutz, dürfte um 1715 als bestallter Beamter nach Kitzbühel zuge- zogen sein. Sicher ist, daß er dort bis zu sei- nem Tode (1754), also über vier Jahrzehnte, als Schreiber und zeitweilig auch als Amts- verwalter beim Pfleggericht Kitzbühel der Fürsten Lamberg tätig war. Auf zahlreichen Protokollen und Urkunden erscheint neben seiner Unterschrift sein Siegel. Dieses be- findet sich heute im Stadtarchiv Kitzbühel. »Den lieben Balthasar Lutz erhob Königin Maria Theresia aus sonderbarer Gnad am 5. April 1742 in den erblichen Adelsstand und verlieh ihm das Prädikat »von Lutzen- kirchen zu Grueb«. Das in Wien ausgestellte Diplom lobt vor allem die guten Sitten, Tu- genden, Vernunft und Geschicklichkeit des Ausgezeichneten. Besonders hervorgeho- ben werden seine großen Verdienste, die er sich in dem »Unß von Chur: Bayern und dessen alliirten widerrechtlich abgenötig- ten Khrieg mittels Besorgung deren zahl- reich vorgefahlenen Durchzügen Unserer Khriegs-Völker« erworben hatte. Leider konnte wegen der Häufigkeit des Ortsna- mens »Grueb« noch nicht eindeutig ermit- telt werden, wo die Familie Lutz in Kitz- bühel ihren Wohnsitz nahm. Allein im Bereich des alten Burgfriedens Kitzbühel liegen zwei, und außerhalb, jedoch im heu- tigen Stadtbereich, sogar fünf größere An- wesen, die als mögliche Orte in Frage kom- men können. Seine Mutter, Maria Schueller, entstammt einem alteingesessenen Wirtsgeschlecht aus Rotholz bei Schwaz. Dieses Geschlecht kann bis 1600 lückenlos beschrieben wer- den. Ein Mitglied dieser Familie, Bartho- lomäus Schueller, welcher sich im Spani- schen Erbfolgekrieg 1703 Verdienste er- warb, wurde am 24. Mai 1734 von Kaiser Karl Vl. in den Reichsritterstand aufgenom- men. Die Mutter unseres Abtes durfte zwar das der Familie verliehene Wappen tragen, war aber nicht berechtigt zur Führung des Adelstitels. »In Haedicolli (= Kitzbühel), einer unbe- kannten (!) Stadt der Grafschaft Tirol, tat unser liebenswürdiger Abt am 25. Januar 1720 die ersten Atemzüge und erhielt in der Taufe den Namen Johannes Nepomuk. Der Ehe entsprossen noch zwölf Kinder - sie- ben Buben und vier Mädchen. Der Bruder Philipp Ignaz wurde Priester. Nach Erhalt der Weihen 1754 wirkte er mehr als zwei Jahrzehnte als Kooperator in St. Johann in Tirol, dann von 1777 bis 1803 als Benefi- ziat in Kössen, wo er am 18. Februar 1803, 73 Jahre alt, starb und bestattet wurde. Zwei seiner Schwestern, Maria Anna und Maria Katharina, heirateten in die angese- henen Kitzbüheler Familien Hörwarth und Wenser. Im Alter von vier Jahren stürzte der Erstge- borene Johann Nepomuk (unser Abt) über eine Treppe und biß sich so unglücklich seine Zunge durch, sodaß diese nur noch an der äußeren Haut hing. Die betrübten Eltern wußten sich zunächst keinen besseren Rat als sie zur Hälfte entfernen zu lassen. Doch nach reiflicher Überlegung empfahlen sie das Schicksal des kleinen Johannes Nepo- muk der mächtigen Fürbitte seines Namens- patrons an, »dessen Zunge bis heute als von der Verwesung verschont verehrt wird«. Nach Verlobung mit einem kostbaren Wei- hegeschenk geschah das unfaßbare Wunder. Die Zunge des Knaben wuchs wieder so gut zusammen, daß kaum eine Narbe und auch kein Sprachfehler zurückblieb. Der vertraute Bereich des Elternhauses wurde dem jungen Lutz bald zu eng. Und, da sich schon sehr früh seine starke Bega- bung zeigte, trat er in das Jesuitengymna- sium Hall ein, wo er seinen Mitschülern bald den ersten Rang entriß. »Allein um Gott zu dienen« erbat sich der kaum Siebzehnjährige 1737 das Ordensge- wand im Kloster Rott am Inn. Dieses Kloster besaß damals auch umfangreiche Lände- reien im Leukental und am Pillersee bis zur Säkularisation von 1803. Im Kloster Weihenstephan erlebte er sein Noviziat, und am 15. November 1738 legte der junge Lutz sein feierliches Ordensge- lübde ab. Dabei erhielt er den Klosternamen Benedikt. Im gleichen Jahr begann er die höheren Studien an der gemeinsamen Hochschule der bayerischen Benediktinerkongregation, die man »eben im berühmten Kloster Wei- henstephan errichtet hatte«, mit einem zwei- jährigen philosophischen Kurs, und 1740 wurde er als Mitglied in die Weihenstepha- ner, Erzbruderschaft zum Hl. Skapulier auf- genommen. Nach anschließendem vierjäh- rigen Studium der Theologie erhielt er am 22. September 1742 die Subdiakonweihe, und im darauffolgenden Jahr erhielt er seine Berufung zum Diakon »extra tempora«, und am 21. September 1743 wurde er zum Prie- ster geweiht. II. Teil folgt! Wieviel Geld blasen S Sie jährlich •.• in den Wind? Ohne Hauch geht's auch.
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