Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 24. Oktober 1987 Zur Verleihung des Berufstitels »Professor» an unsere hoch - geschätzte Künstlerin, Frau Ciara Reganzini-Guttmann durch den Bundespräsidenten Definitionen werden nur Denkinhalten gerecht. Die Kunst ist kein Produkt des Den- kens, sie wendet sich an das Empfinden des Menschen. Er erlebt mit ihr den Zusam- menklang seines Ichs mit der Außenwelt. In der Kunst darf er kein Egoist sein, sonst ist er kein wahrer Künstler. Dieser muß dienen: Der Schaffende der ihn überwältigenden Eingebung, der Nachgestaltende dem Kunstwerk. Auch der nachempfindende Mensch, der durch die Kunst beschenkte, muß sich ihr unvoreingenommen öffnen, soll sie in ihm wirken können. Im Künstlerischen entfaltet sich die Liebe zum Schöpferischen, ist also ein kosmi- sches Element tätig. »Die Kunst gipfelt in der Religion, aus der sie historisch und ent- wicklunsgeschichtlich auch kommt. Dort, wohin der Intellekt nicht kommen kann, eben da, wo die Begriffe fehlen, in welchen die schönsten Gefühle erfrieren würden, gibt der Künstler der Empfindung die Mög- lichkeit, auf den Fittichen der Musik das in- nerste Wesen der Seele hinauszuhauchen in den Umkreis und diesem einzuprägen, was sonst nicht da ist« (R. Steiner). In der Au- ßenwelt ist kein Platz für das Seelische. Die Kunst holt ihr Wertvollstes aus geistiger Höhe, zu welcher wir ohne sie schwerlich gelangen können. Die Aufgabe des Künstlers ist, so scheint mir, ein höheres Leben zu schaffen und es zu vermitteln. Er verwirklicht die Empfindung durch den Ton, das Wort, das Bild. Der Ge- danke darf nicht der Ausgangspunkt sein, er muß ausgeschaltet werden, es will sich das Unterbewußte gestalten. Wenn ich Musik höre, schwillt ein Klang in mir, der vorher nicht vernommen werden konnte: Ich be- gegne und erkenne. Das Erlebnis wird zu einer Wiedergeburt von innen, zu einer ge- samtmenschlichen Verwandlung eines hö- heren Seins. »Das Schöne ist eine Manife- station geheimer Naturgesetze, die ohne dieses ewig wären verborgen geblieben« (Goethe). »Das Schöne ist nicht bloßer Schein, weil es in der Natur nicht vor- kommt, es ist wahrer als die Natur, denn es zeigt, was die Natur sein will, aber nicht Am 16. November beginnt in Kitzbuhel ein EDV-Grundlwrs und Bas$c-ProammIerIwrs Personalcomputer für den Basic-Kurs stellt das Institut für die gesamte Kursdauer - auch für zu Hause - zur Verfügung Noch 3 Restplätze frei! L)LLLE \ LEHRINSTITUT 4810 Gmunden, Bahnhofstr. 49 T&. 0 76 12 120 48 (Mo.—Fr. 8-17 Uhr) kann« (R. Steiner). Goethe bezeichnet es als die höchste Aufgabe der Kunst (und des Künstlers), »durch den Schein die Täu- schung einer höheren Wirklichkeit zu ge- ben. Ein falsches Bestreben wäre es aber, den Schein so lange zu verwirklichen, bis endlich ein gemeines Wirkliche übrig bleibt« und sagt ferner: »Die Würde der Kunst erscheint bei der Musik vielleicht am eminentesten, weil sie keinen Stoff hat, der abgerechnet werden müßte. Sie ist ganz Form und Gehalt und erhöht und veredelt alles, was sie ausdrückt.« Die Seele tritt ins Dasein, wenn sie zu spielen lernt auf dem Instrument des Lei- bes: Herz und Hand, Gehirn, Nerven u.a. Die Hand ist gewöhnlich das Werkzeug der Seele und sichtbarer Ausdruck derselben. Der wahre Künstler erhebt sich über das ge- wöhnliche Leben und erhebt uns mit ihm, wenn wir uns in seine Werke bzw. Interpre- tation vertiefen. Kunst ist höhere Offenba- rung. So vermochte Beethoven einer Mutter nach dem Tod ihres Kindes Trost nicht mit Worten zu vermitteln, es gelang ihm aber mit den Tönen seiner Musik. Wir sehen um uns nur Tatsachen, die ebensogut auch anders sein könnten; wir se- hen nichts als Endliches, Vergängliches in der Natur, unser Geist aber strebt nach dem Unendlichen, Unvergänglichen, Ewigen. Wir suchen nach der »höheren Natur«. Die Kunst hat eine hohe Bedeutung für den Kulturfortschritt der Menschheit schlechthin. Schiller sagt: »Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt, und er spielt nur da, wo er in der vollen Bedeutung des Wortes Mensch ist.« Aus Freude und Dankbarkeit ehren wir den Künstler mit Beifall. Wir, das sind die durch sein Wirken Beglückten. Wir, das sind auch die durch uns gegründeten Institu- tionen, in deren letzten Ausformungen der Staat und seine Gliederungen. Wenn nun der Bundespräsident als solche Institution unsere Freude über das lange Zeit erfolgreiche Wirken einer Künstlerin dadurch zum Ausdruck bringt, daß er dieser Künstlerin eine auf ihre Person wirksame Ehrung zuteil werden läßt und diese noch verwandelt in das sinnlich wahrnehmbare Geschenk eines herausstellenden Titels, der Anrede »Professor«, erhöht er damit jene unsere Freude zu lautem Jubel: Wir haben nun eine Frau Professor Clara Reganzini- Guttmann! Und gratulieren der verehrten Künstlerin herzlichst zu dieser verdienten Auszeich- nung! Wir erinnern uns dabei an die vielen begeisternden Stunden, die wir durch das Klavierspiel der Geehrten auch in Kitzbühel erleben durften: An den satten Ton, das Maßhalten der Tempi, im besonderen in den langsamen Sätzen, an das gekonnte Zusam- menspiel mit anderen Musikern, die Erhal- tung der Tonwerte in schnellen Passagen, sodaß nie ein breiiges Notenbild entsteht, denn die Töne perlen ihr aus den Fingern. Wie sorgt sie auch für harmonische Uber- gänge und erst recht für die Erschließung des Kunstgehaltes der Werke. Schon ihre da- menhafte Erscheinung präsentiert sie als Künstierin, ohne die Beiwaage der Extrava- ganz. Und der immer wirksame Charme ih- rer Persönlichkeit erwärmt das Herz bei der Begegnung. Möge unsere Frau Professor der Kunst und uns noch lange, lange erhalten bleiben! H. Oesterreicher Josef Pichler, Kitzbühel, ein 85er Am 10. Oktober 1987 vollendete der ehe- malige Leiter der Shell-Tankstelle in Kitz- bühel, Josef Pichler, sein 85. Lebensjahr. Wir gratulieren! Als ältester Sohn des Schmiedmeisters Anton Pichler erlernte er bei seinem Vater das Schmiedehandwerk und erhielt bei der Landes-Hufbeschlag-Lehr- und Tierheilan- stalt in Graz eine Sonderausbildung in diesem Fach. Bei der großen Bezirksaus- stellung 1927 in Kitzbühel erhielt er für seine ausgestellten Hufbeschläge den ersten Preis. 1934 legte er die Meisterprüfung für das Schmiedehandwerk mit Erfolg ab. We- gen der schönen Blumenkästchen am Bal- kon wurde er im Volksmund »Buschlam- schmied« genannt. Aus gesundheitlichen Gründen mußte er das Schmiedehandwerk aufgeben, das dann sein jüngerer Bruder Toni übernahm. Josef Pichler war von 1940 bis 1950 Rot- Kreuz-Fahrer der Bezirksstelle Kitzbühel. In diesen zehn Jahren hatte er keinen freien Tag. Da die damaligen Krankenhäuser in Kitzbühel und in St. Johann keine Unfallsta- tion hatten, mußten die Verunglückten mei- stens nach Kufstein bzw. nach Wörgl über- führt werden. Als Rettungsmann fuhr er einen großen Mercedes, in dem er, im Zwang der Zeit, auch öfters als Geburtshel- fer zu wirken hatte. Seine Tätigkeit als Rot- Kreuz-Fahrer brachte es auch mit sich, daß er seine 20jährige Tätigkeit bei der Stadtmu- sik als Trompeter aufgeben mußte. Der Freiwilligen Feuerwehr gehört unser Jubilar seit 1921 an. Die Stadtfeuerwehr Kitzbühel dankte ihm kürzlich bei einem Ehrenabend für seine Verdienste im Lösch- und Rettungswesen und überreichte ihm Kommandant Herbert Monitzer im Gasthof »Schwarzer Adler« ein Erinnerungspräsent. Josef Pichler.
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