Kitzbüheler Anzeiger

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VereinAlu e stellen sich vor Der »Maschinenring Kitzbühel« Ein Verein für organisierte Nachbarschaftshilfe hat sich bestens bewährt Beim «Maschinen ing< Iunimen alle Arten von landwirtschaftlichen Geräten zum Einsatz. Seite 38 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 5. Dezember 1987 Der »Maschinenring«, wie es ihn in meh- reren Orten unseres Bezirkes gibt, ist genau- so ein bei der Sicherheitsdirektion angemel- deter Verein wie jeder andere und unter- scheidet sich von diesen doch wesentlich. Da außer den Mitgliedern selbst kaum je- mand über die Tätigkeit eines Maschinen- ringes genau Bescheid weiß, stellen wir den in Kitzbühel gleich mit einem praktischen Fall vor: Beim Brunner-Peter läutet das Telefon. Es meldet sich Obernau-Sepp: »Du Peter, ich möchte am Mittwoch gerne Stallmist düngen, hättest Du mit Deinem Mistbagger vielleicht Zeit zum Aufladen?« - »Wart, ich schau gleich nach. Nein, am Mittwoch bin ich beim Ganser-Walter, aber wenn Du willst, am Donnerstag könnt' ich kommen.« - »Gut, dann bleiben wir beim Donnerstag um 8 Uhr. Ich werde schauen, daß ich zu meinem Miststreuer noch zwei dazukriege, dann dürften wir bis mittags fertig werden. Der Unterberg-Oswald hat mir schon zuge- sagt, daß er mir hilft, weißt Du vielleicht einen zweiten?« - »Am besten Du suchst Dir aus unserer Mitgliederliste einen pas- senden heraus und rufst ihn an«. - »Ja, das werde ich machen. Ich brauche jemanden mit Allradtraktor und einem nicht zu schwe- ren Steuer. Wenn ich also nicht mehr an- rufe, bleibt's beim Donnerstag. Sei so gut nacha! Soweit ein Fall aus der Praxis. Am Don- nerstag wurde beim Obernauer gedüngt, mit einem Auflader und drei Miststreuern. In vier Stunden war der ganze Mist ausge- fahren, für den der Bauer allein mindestens eine Woche gebraucht hätte. So braucht er sich nicht zu plagen und kann in der einge- sparten Zeit etwas anderes tun, z. B. bei eini- gen anderen Bauern mit seinem Miststreuer aushelfen und damit die Kosten für seine Düngung wieder hereinbringen. Dies ist ein Beispiel aus der Praxis, um die Arbeitsweise eines Maschinenringes, z.B. bei der Düngung, zu veranschaulichen. Dies gilt natürlich für die verschiedensten Arbeiten wie Ackerbau, Holzarbeit, Ernte- arbeiten etc. Der »Maschinenring« ist also eine organi- sierte Nachbarschaftshilfe, die dem Bauern hilft, Maschinenkosten zu sparen, ohne auf den technischen Fortschritt verzichten zu müssen. Durch eine bessere Auslastung der Maschinen zahlen sich diese ab, bevor sie verrosten und können durch neue ersetzt werden. Ein wichtiger Grundsatz ist, daß jeder mit seiner eigenen Maschine arbeitet. Auslei- hen kann bei Defekten zu Streitigkeiten be- züglich der Reparaturkosten führen und ist daher nur bei einfachen Geräten ratsam. Sehr wichtig ist die exakte Abrechnung der geleisteten Arbeit. »Strenge Rechnung - gute Freunde« gilt hier besonders. Es wird jedes Jahr eine neue Liste erstellt, sodaß je- des Mitglied informiert ist, welche Maschi- nen zur Verfügung stehen und was sie ko- sten. Die Abrechnung erfolgt in der Regel bargeldlos mit einem eigenen Abrechnungs- block. Notwendig ist auch ein Telefonan- schluß, um Einsätze schnell organisieren zu können oder umzudisponieren. Die Idee der Maschinenringe in der heuti- gen, bewährten Form ist in den sechziger Jahren von Bayern nach Osterreich gekom- men. Einige Kitzbüheler Bauern haben die Vorteile einer solchen Einrichtung schnell erkannt und 1968 unter Mithilfe der Be- zirkslandwirtschaftskammer ein Proponen- tenkomitee gebildet und bei der Sicherheits- direktion um die Genehmigung zur Bildung des »Maschinenringes Kitzbühel« ange- sucht. Nach Genehmigung fand im Herbst die Gründungsversammlung statt. In Anwe- senheit von 27 Bauern wurden Georg Ber- ger, Filzen, und Peter Hechenberger, Unter- Der Vereinsvorstand mf Obmanr. Georg Berger, Geschäfts füh -erArzton Oberhauser und Obmann-Stv. Jakob Fzer (von 1'inks). brunn, zum Geschäftsführer gewählt. Dar- au1iir erfuhr der Verein eine stete Auf- wärtsentwicklung, die Areitseinsitze nah- men zu urd elenso die Mitgliederzail Im Laufe der Zeit sinc auch Bauern au Aurach, Oberndorf, Reith und Kirchberg azuge- kommen, ;odaß der »Ring«jetzt 81 Mitglie- der hat. Eine weitere wichtige Aufgabe des Ma- schinenringes ist cie E.etriebshilfe. Bei Ar- beitsausfall eines Betriebsführers durch Un- fall cder Krankhei: kann s:cn die bei roffene Fam:lie an den Gescnäfts[ührer wenden, wecher eine qualifizierte Aushilfe vermit- telt. Gerade diese soziale Einrichtung wird vor. cen Betroffenen dankbar aufgenemmen und von der Bauernkrankenkasse sowe von der Stadtgemeinde Kiizbi hei finanziell un- terstützt. Der Vereinsvorstanc wrc1 alle drei Jahre neu gewählt und setzt sich derzeit aus fol- genden Mitgliedern zusammen: Obmann: Georg Berg-r, Filzen Stet lvertre:er: Jakob Filzer. Waldhcf Geschäftsführer: Anton Oberhause--. Unterleiten Weitere. Vorstandsmitglieder sind Josef Feiler, Alpenhof, Peter Hechenber2er, Un- terbrunn, und Toni Lau:ier, Exeaweid. Schiedsgericht und Kassrüfer sind Hans Hechenberger, Erb, und Hans Obernauer, Malern. Der »Maschinetiring Ktzbühel« hat sich nun 20 Jaiire hindurch bestens bewährt und wird ir. Zukunft durch die immer ungünsti- ger werdende Preis -Koste r.-Schere in Land- wirtschaft noch mehr an Bedeutung gewin- nen. Der .>Ring« nimmt gerne weitere Mit- glieder auf, denn möglichst jeder Bauer sollte die V--teile dieser E:nrichtung nutzen können, dessen Motto tautet »Jeder kann— keiner mLß«.
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