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Seite 34 Kitzbüheler Anzeiger Donnerstag, 24. Dezember 1987 Selbstverständlich wurde dieser »Abma- gerungsdiät« zuerst von den Betroffenen heftiger Widerstand entgegengesetzt, dort und da sogar mit Knüppel und Schwert. Es blieb aber nicht allein bei handfesten Pro- testaktionen. Viele Mönche verließen ver- 'bittert ihre bisherigen Heimstätten. Da sie aber mit der rauhen und harten Wirklichkeit außerhalb der Klostermauern nicht mehr richtig zurecht kamen, zogen es die meisten, auch bei eingeschränktem Wohlleben, bald wieder vor, in den schützenden Schoß ihrer Abteien zurückzukehren, die einen reumü- tig, die anderen aus praktischen Erwägun- gen. Und damit war alles wieder in der rech- ten Ordnung, für die Kirche, für das Reich, für Sitte und Moral und der Kaiser konnte mit dem Erfolg seiner Kur sehr zufrieden sein. Die Verärgerung über den verordneten Aderlaß der Reichen und die Einschränkung des Wohllebens saß aber so tief in den Ge- mütern mancher Gottesmänner, daß beim Ableben des Herrschers in einigen großen Abteien herumgeflüstert wurde, den später nebst seiner Gattin Kunigunde gesproche- nen Kaiser habe wahrhaftig der Teufel ge- holt. Schmerzliche Ungemach erlitt Heinrich II. wegen seiner geistlichen Stiftung Bam- berg von der Familie seiner Gattin, den Lüt- zelburgern. Die Schwäger fanden, daß bei der Schenkung des riesigen Bambergischen Besitzes an die Königin und dann bei der Stiftung eben dieser Güter an die Kirche, die Schwestern Kunigundes leer ausgegangen seien. Die Brüder der Königin wiederum begehrten als Ersatz vehement die Beteilung mit benachbarten Bistümern. Es kam zu be- waffneten Auseinandersetzungen, zu »Ir- rungen«, und man trug nicht einmal Beden- Johann Hechenberger, ein echter Bauer vom alten Schrot und Korn, ist der zweite, der abberufen wurde. Er war durch viele Jahre Gemeindevorsteher. In Jahre 1925 hatte er übergeben, zwei Jahre, bevor er ganz erblindete. Triebwagenverkehr. Der zusätzliche Triebwagenverkehr der Österreichischen Bundesbahnen auf der Strecke Kirchberg Kitzbühel und das Anhalten nach Be- darf einzelner Personenzüge in den Halte- stellen Klausen, Kalswirt, Hahnenkamm- bahn und Grieswirt (St. Johann) beginnt mit 18. Dezember 1937. St. Johann. Skilehrertagung. Am 4. und 5. Dezember 1937 fand in St. Chri- stoph die Lehrplantagung der österreichi- .schen Skilehrer statt. Als Vertreter des Berufsskilehrerverbandes Tirol war Sepp Hellensteiner aus St. Johann, Leiter der Skischule Kitzbühel, anwesend. In Zu- sammenarbeit mit dem Österreichischen Skiverband und der österreichischen Sport- und Turnfront wurden die Lehr- vorschriften für die »Österreichische Ski- schule« sowohl wissenschaftlich wie auch praktisch auf den höchsten Stand neuzeit- licher Erfordernisse gebracht. ken, die ohnehin immer gewalttätigen Vasallen Oberitaliens zum Widerstand ge- gen Heinrich II. aufzuhetzen. Diese Feind- seligkeiten vermochten aber das herzliche Verhältnis des Kaiserpaares in keiner Weise zu trüben. Kaiser Heinrich II. hinterließ aber auch an anderen Orten des Tiroler Unterlandes deutliche Spuren seines Wirkens. Es ist überliefert, daß er in Kirchdorf an- stelle der alten, kleinen, fast verfallenen Kirche eine neue bauen ließ, eine Pfarre ein- richtete und diese Seelsorge mit reichen Schenkungen ausstattete, sie also großzügig dotierte. Das würde haargenau mit den Kenntnissen übereinstimmen, die aus den Funden der Kirchenrenovierung 1986 ge- wonnen wurden. Die verfallene alte Kirche, wahrscheinlich eine Eigenkirche, wurde durch einen Neubau ersetzt und eine große Pfarre gegründet, denn Kirchdorf bestandja aus mehreren verstreuten Siedlungen. Wann dies genau geschah, ist nicht eindeutig bele- get. Nach einer historischen Nachricht soll die Schenkung um 990, also vor der Thron- besteigung Heinrich II., der Kirchenneubau ab 996 erfolgt sein. Auch das würde zeitlich passen, zumal weiters überliefert ist, daß der König auf dem Wege über Salzburg in Kirchdorf vorbeikam und sich Weihnachten 1008, bei allenfalls möglicher Fertigstellung und Einweihung der Kirche, dort aufhielt. Nach anderen Quellen soll die Stiftung und Einrichtung der Pfarre um 1022 erfolgt sein. Zwei oder drei Jahrzehnte auf oder ab sind zwar für die Historiker, nicht jedoch für die Tatsache der Stiftung an sich von Be- deutung. Eine zweite Tat setzte Heinrich II. im Un- terinntal. Es ist überliefert, daß der König auf einem Romzug gelobte, bei gutem Aus- Oberndorf. Bergbau. Seit längerer Zeit (Herbst 1937) werden in Oberndorf Ver- messungen des anstehenden erzführenden Grundgebirges durchgeführt, um die Wie- deraufschließung der bekannten Erzlager am Röhrerbühel in die Wege zu leiten. Der im Jahre 1540 erstmals als ergiebig erschlossene und bis 1774 im Betriebe ge- standene Bergbau war nicht nur durch sei- nen Reichtum an Kupfer- und Silbererz (Fahlerz) berühmt, sondern auch durch die im St.-Notburga-Geisterschacht er- reichte Tiefe von 960 Meter, und soll in der Blütezeit gegen 2000 Bergleute be- schäftigt haben, wovon allein 600 zur Wasserhaltung gebraucht wurden. Dem Vernehmen nach dürfte nach Beendigung der Messungserhebungen und Projektentschließung schon in den näch- sten Monaten mit der Anlage eines Probe- schachtes begonnen werden. Im Bezirk Kitzbühel sind genug ehema- lige Bergarbeiter vorhanden, welche ihre angelernte Beschäftigung sehr gerne wie- der aufnehmen werden, um sich damit ei- ne gesicherte und normale Lebenserhal- tung zu schaffen. Möge das neue Unternehmen gedeihen und dem Bezirk Kitzbühel hiedurch eine neue, lange Blütezeit des Bergbaues be- schieden sein. - Glückauf! gang der Unternehmung auf der Wiese bei Kundl eine Kirche zu stiften. Gemeint war sicher sein erster Romzug im Laufe des Jah- res 1013, von dem sehr viel abhing und zu dem er trotz Schwierigkeiten in Deutsch- land, dem polnischen Krieg und »Irrungen« aus der Stiftung Bamberg mit einem stattli- chen Heer und einer Anzahl von Bischöfen aufbrach. Bei den ganzen Risiken seines er- sten Romzuges ist auch das Gelübde einer Kirchenstiftung bei gutem Ausgang sehr verständlich. Heinrich konnte alles zu sei- ner und zur Zufriedenheit des Papstes Bene- dikt regeln und wurde am 14. Dezember 1014 mit aller Pracht und Feierlichkeit zum Kaiser gekrönt. Die Kirche bei Kundl - die Wallfahrtskirche St. Leonhard - soll sogar vom Papst Benedikt VIII. um 1020 höchst- persönlich geweiht worden sein. Stiftungs- zeit, Bauzeit und Einweihungszeitpunkt las- sen mit großer Sicherheit auf diesen ge- nannten Hergang schließen. Und der Papst reiste 1020 auch tatsächlich nach Deutsch- land und bat den Kaiser um Hilfe gegen die Sarazenen. Bamberg - es war unter Kaiser Heinrich die heimliche Reichshauptstadt - nahm lange Zeit im Deutschen Reich eine Vorzug- stellung ein. Sie hob auch die Bamberger Bi- schöfe weit aus dem Rahmen eines einfa- chen Episkopates heraus. Am 2. Jänner 1053 wurde dem damaligen Inhaber des Bi- schofssitzes sogar das Paulinum verliehen. Bereits der zweite Bischof von Bamberg, Suitger, zog 1046 als Papst Clemens II. in den Lateran ein. Er war der erste der vier Deutschen Päpste und ist auch nicht in Rom, sondern im Kaiserdom zu Bamberg begra- ben. Bamberg enthält also das einzige Papst- grab Deutschlands. Goldener Sonntag. Dieser hat heuer (1937) die Erwartungen der Kaufmann- schaft erfüllt. Er wurde tatsächlich von vielen Kauflustigen zum Einkaufen ge- nützt. - Es ist ja so, daß man das ganze Jahr über sich alle irgendwie aufschiebba- ren Einkäufe, insbesondere die größeren, für Weihnachten aufhebt. Am Goldenen Sonntag zu kaufen gibt dem Erstandenen den Nymbus des Fest- täglichen, des Feierlichen. Man glaubt gleichsam, um sein Geld mehr bekommen zu haben, etwas, was man das ganze Jahr nicht kaufen kann. Kitzbühel. Eislaufplatz. Die heurige Eislaufsaison wurde am 15. Dezember 1937 eröffnet. Die um 600 qm vergrößerte Eisfläche befindet sich in ausgezeichne- tem Zustand. Die ehemalige Kantine ließ Diplom-Sportlehrer Forner renovieren, Die Kantine wird nun unter dem Namen »Sportstöckl« geführt und bietet jetzt ei- nen behaglichen Aufenthalt. Der Eislauf- platz ist ganztägig geöffnet. Das Abend- laufen findet auch täglich statt, da dank der vergrößerten Eisfläche die Eishockey- spieler unbeschadet des übrigen Betriebes trainieren können.
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