Kitzbüheler Anzeiger

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Zwei Schneekanonen werden jeweils auf einem alten Pistengerät montiert. Seite 12 I(itzbüheler Anzeiger Samstag, 12. März 1988 Zielsetzungen der Sonnbergliftgesell- schaft in Brixen im Thale für die Schneean- lage waren, einerseits durch eine Grundbe- schneiung zu Beginn des Winters die Talab- fahrt länger betriebsfähig zu halten und andererseit Ausaperungen immer wieder beschneien zu können. Die 20 Millionen Schilling teure Anlage besteht aus einem Reservoir, wo das Wasser von zwei Bächen aufgestaut wird, einer UV-Entkeimungsan- lage um das Wasser keimfrei zu machen, und '?ren fix verlegten Wasserleitungen mit den Zapfstellen. Von dort sind die acht Schneekanonen, je zwei auf Pistengeräten bzw. Schlitten montiert, mit flexiblem Schläuchen angeschlossen. Zum ersten Ein- satz im heurigen Winter Hans Aschaber: »Wir haben heuer eigentlich nichts erreicht, da uns zwei Komponenten gefehlt haben, einmal die Naturschnee als Grundlage und zusätzliche Hilfe und dann die Kälte zum Schneemachen. Wir hatten die notwendigen Temperaturen nie so lange zur Verfügung und sind praktisch immer kurz vor dem Ziel daran gescheitert.« Das einzige Positive bei diesen ersten Einsätzen: »Wir haben gese- hen, daß die Schneeanlage bestens funktio- niert, daß es keinerlei Störungen gab und daß sie einen wunderbaren Schnee macht«. Eine weitere positive Feststellung war die, daß die Geräte leiser arbeiten als man vermutet hatte und sie auch die Leute nicht gestört haben, die vorher Bedenken hatten. Die Brixener konnten auch bezüglich der Luftfeuchtigkeit, die bei der Schnee-Erzeu- gung eine große Rolle spielt, wichtige Erfah- rungen sammeln. Die Luftfeuchtigkeit wechselt stark und bewegt sich zwischen 25 und 98 Prozent. Je trockener die Luft, umso weniger kalt muß es sein. Bei ca. 70 % Luftfeuchtigkeit kann man bei minus vier Grad beschneien, wenn sie sinkt genügt auch ein Minusgrad. Wenn die Luftfeuchtigkeit ansteigt, dann muß die Temperatur niedriger sein, etwa -6 Grad. Erfahrungsgemäß ist die Temperatur in den Morgenstunden am nied- rigsten, doch ist dann die Zeit zu kurz, um entsprechend viel Schnee zu machen. Eine abschließende Aussage des Brixener Ge- schäftsführers: »Eine Beschneiungsanlage ist kein Allheilmittel für alle Fälle, sondern eine wunderbare Hilfe, wenn der Natur- schnee fehlt oder zu wenig ist und wenn auch die Natur selbst mitspielt«. Eine interessante Feststellung machte kürzlich Dipl.-Ing. Manhardt aus Lech am Arlberg, ein Pionier auf dem Gebiet der künstlichen Schnee-Erzeugung: »In Lech waren zuerst enorme Widerstände wegen des Lärms. Heute ist es so, daß die Leute beunruhigt sind, wenn sie die Schneekano- nen nicht hören und fragen, warum nicht geschneit wird«. In der Bevölkerung ist ein enormer Bewußtseinswandel vor sich ge- gangen. Auch die Bauern verlangen dort nichts, da ökologische Vergleiche ein positi- ves Ergebnis gebracht haben: Wo künstlich beschneit wird, wächst es besser. Die Ge- meinde Lech hat erst kürzlich in einem ein- stimmigen Gemeinderatsbeschluß der Lift- gesellschaft 20 Mio. Schilling für die Fertig- stellung der letzten Ausbaustufe der Schne- eanlage zur Verfügung gestellt. Uber die Situation in Kitzbühel sprachen wir mit Bergbahn-Vorstandsmitglied Ing. Adolf Chlup, der dazu folgende Meinung vertritt: »Mit einer Schneeanlage eine "Sai- son zu machen", davon kann keine Rede sein. Man kann damit nur aus einem höher gelegenen Hauptskigebiet eine Rückbringe- rabfahrt möglichst die ganze Saison über in einem guten Zustand halten«. Im Großraum von Kitzbühel bietet sich vom Kernskigebiet Hahnenkamm am ehestens die »Familien- Streift an, vorausgesetzt, daß man vorher Gansiern ausbauen kann. Eine weitere Hauptabfahrt wäre die von der Ehrenbach- höhe über die Kaser mit der unteren Verbin- dung zur Fleckaimbahn-Talstation. Auf die- ser Basis wurde in Zusammenarbeit mit ei- nem erfahrenen Ingenieurbüro bereits Kon- zepte entwickelt. Das erste Konzept sieht die Beschneiung der »Familien-Streif« von der Skiwiese bis zur Höhe der »Seidlaim« vor, zuzüglich Hausberghang, Slalomhang und ein Teil der Skiwiese für das Hahnenkammrennen, ins- gesamt eine Fläche von rund 17 Hektar. Bei einer für eine Grundbeschneiung angenom- menen Schneehöhe von 25 bis 30 cm benö- tigt man dafür 50 bis 60.000 Kubikmeter Schnee. Die hiefür benötigte Wassermenge von 150 ccm/h kann man nicht aus einer Wasserleitung entnehmen, da auch die Wassertemperatur zu hoch wäre. Es kommt daher nur eine Wasserentnahme aus der Kitzbüheler Ache in Frage. Das Wasser wird von einer Unterflur-Pumpstation bis zur Hauptpumpstation am Fuße der Skiwiese gepumpt und von dort weiter zu den ver- schiedenen Hydranten. Die zehn paarweise auf fünf ausgedienten Pistenfahrzeugen montierten Schneekanonen können dort über Schlauchleitungen angeschlossen wer- den. Da das Wasser keimfrei sein muß, wird eine UV-Entkeimungsanlage vorgeschaltet. Die Gesamtkosten für diese Anlage werden auf 35 bis 40 Mio. Schilling und die jährli- chen Betriebskosten auf rund 1,5 Mio. Schil- ling geschätzt. Das zweite Konzept von der Fleckaim- bahn-Talstation zur Ehrenbachhöhe umfaßt eine zu beschneiende Fläche von etwa 40 Hektar mit einer Abfahrtslänge von sechs Kilometer. Da es sich hiebei um einen Höhe- nunterschied von fast tausend Meter handelt, benötigt man für die Grundbeschneiung je nach Lage und Höhe verschiedene Schnee- höhen und rechnet mit insgesamt 110.000 ccm Schnee. Die Wasserentnahme von ca. 70 bis 80 Sek./Lit. erfolgt aus der Aschauer Ache. Wegen des großen Höhenunterschie- des sind hier mehrere Pumpstationen not- wendig. Die Gesamtkosten für diese Anlage werden mit 80 bis 90 Mio. Schilling angege- ben, die jährlichen Betriebskosten dürften rund drei Millionen Schilling betragen. Die Bergbahn AG Kitzbühel hat heuer bereits den zweiten Winter über Klimasta- tionen aufgestellt, wo Temperatur und Luft- feuchtigkeit gemessen werden. Wenn diese Daten nach der Wintersaison vorliegen, können die Weichen für die Beschneiungs- anlagen gestellt werden. Es folgen die Erstel- lung von Vorprojekten, die Verhandlungen mit den Grundeigentümern und die Einlei- tung der hiefür notwendigen, sehr umfang- reichen Behördenverfahren. Unabhängig von der Frage der Finanzierung muß für diese Phase mit eineinhalb Jahren gerechnet werden. Über die Fertigstellung der Be- schneiungsanlagen gibt sich Ing. Chlup äußerst vorsichtig: »Für die Bauarbeiten müßte man bei der kleinen Anlage noch ein Jahr und für die große zwei Jahre rechnen. Die Inbetriebnahme einer Schneeanlage halte ich daher auch für übernächsten Winter als nicht realisierbar«. Können Schneekanonen eine Saison retten? Erfahrungen in Brixen im Thale S Konzepte für Beschneiungsanlagen in Kitzbühel Wohl kein Thema war in diesem nun zu Ende gehenden, extrem schneearmen und abnormal warmen Winter so aktuell, wie das der Schneekanonen bzw. Beschneiungs- anlagen diskutiert, ob mit Schneekanonen oder einer entsprechenden Beschneiungsan- lage das Hahnenkammrennen hätte durchgeführt werden können oder nicht. Hierü- ber gehen die Meinungen der Experten ebenso auseinander wie über den Sinn von Schneekanonen überhaupt. Wir sprachen hierüber mit dem Geschäftsführer der Sonnbergliftgesellschaft Brixen i. Th., Johann Aschaber, die ja heuer erstmals Schnee- kanonen im Einsatz hatte, und mit dem Vorstandsmitglied der Bergbahn AG Kitzbü- hel, Ing. Adolf Chlup, über die für Kitzbühel vorliegenden Projekte.
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