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Seite 40 kJbbübekr eAnzeiger Samstag, 16. April 1988 Pfadfinder und Gedenkjahr 1988 : Schon früher be- zeichnete man For- schungsreisende, Pio- niere oder Grenzan- . siedler als Pfadfinder. Als 1907 Baden Po- well diese Gemein- schaft gründete und ihr diesen Namen gab, wollte er eine Ju- gendbewegung und eine Erziehungsge- meinschaft schaffen, die nicht nur in der Theorie, sondern in der Praxis das Leben einüben und erproben sollte. Naturverbundenheit, Erziehung durch Tun, Kreativität und Mitmenschlichkeit sind nur einige Punkte, die im Laufe der Ge- schichte die Anziahungskraft der Pfadfin- der bestätigen und daraus eine Weltgemein- schaft werden ließen. Die Uniform, die sie heute noch tragen, sollte die Klassenunterschiede zwischen Adeligen und ArDeiterkindern aufheben, weil Pfadfinder jedem Menschen die glei- che Würde zuerkennen. Auch heute ist das Gewand der Pfadfinder noch Verpflichtung, es ist Stütze, vom äußeren Halt zu innerer Haltung zu gelangen. Schon 1910 tauchte die erste Pfadfinder- gruppe Osterreichs in Wr. Neustadt auf. In den größeren Orten entstanden bald weitere Gruppen und entfalteten ein blühendes Le- ben, sodaß 1914 der »Österreichische Pfad- finderbund« gegründet wurde. In Tirol wur- den um 1916/17 die ersten Gruppen errichtet. 1926 erfolgte die Gründung des »Österrei- chischen Pfadfinderkorps St. Georg«, so- daß es von da an zwei Verbände in unserem Land gab. Beide hatten wertvolle Beiträge geleistet. 1938 wird die Pfadfinderbewegung von den neuen Gewalthabern verboten. Doch das Ideal des Pfades lebt in den Mädchen und Buben, in den Männern und Frauen, die damals die Gruppen leiteten, weiter. Die Pfadfindergruppen, so kann dem Dienstbuch der NSDAP entnommen wer- den, wurden deswegen verboten, weil sie nicht deutscher Eigenart entsprächen und angelsächsischer Import seien, weil sie auf internationaler Basis errichtet und im Falle der St.-Georgs-Pfadfinder als konfessionell eingeengt die völkische Einheit der deut- schen Jugend zerstörten. Die Art und Weise, wie im Deutschen Reich die HJ geführt wurde, die Erlebnisse von Lager und Wanderschaft, wurden natür- lich von aufgelösten erfolgreichen Jugend- bewegungen übernommen und mit der eige- nen Weltanschauung interpretiert. So kann jeder Mensch verstehen, daß die Pfadfinder kein Relikt aus dem 1000jähri- gen Reich sind, sondern eine Bewegung, die Auflösung und Enteignung im NS-Regime erfahren mußte. Männer und Frauen, die vom Geist des Pfades ergriffen und von der Idee des Pfad- findens beseelt waren, bauten nach dem Krieg sofort die Pfadfinderbewegung als »Pfadfinder Osterreichs« wieder auf. Wenn die Pfadfinder in ihren Gruppen auch des Jahres 1938 gedenken, so schauen sie mit Entsetzen zurück. Doch sie nehmen sich nicht das Recht heraus, über jene ein Urteil zu sprechen, die damals dieses Sy- stem mitgetragen, gestützt, getragen, erdul- det oder erlitten haben. Viele Menschen mögen schuldig geworden sein, sie werden selbst ihre Vergangenheit bewältigen müs- sen. Wir, die wir heute leben, können dies nicht für sie tun. Wir können aber unsere Kraft, unseren Verstand, unseren Idealis- mus und die Liebe zur Heimat und den Men- schen einsetzen, damit sich solche Zustände nicht mehr wiederholen. Verständnislos blicken wir auf jene, die das Damals nicht erlebt, sich jetzt zu Rich- tern über diese Generation aufspielen, die in solcher Zeit leben mußten. In Freiheit und Demokratie kann man leicht große Worte sprechen, anders ist es, wenn man seinen Kopf für ein offenes Wort riskiert. Nicht im Blick zurück, im gierigen Star- ren auf Vergangenes, bewältigen wir diese Phase der Geschichte, sondern in der Schau auf das Heute, wo noch soviele Menschen in Lagern eingesperrt, ausgewiesen, flüchten, unmenschlich behandelt werden. Vergan- genheitsbewältigung wäre, diese Mißstände anzuprangern, den Mund aufzureißen und es lauthals in allen TVs der Welt hinauszu- schreien.., und sich für Freiheit, Men- schenwürde und Gerechtigkeit für alle ein- zusetzen. Darum blicken in diesen Märztagen die Pfadfinder still in sich, verurteilen nicht, sondern bemühen sich, dort, wie sie leben, die Welt ein Stück besser zurückzulassen, als sie von ihnen vorgefunden wurde. Mag. Paul Lampl, GF rin Die Almleute glaubten, es sei jemand abgestürzt und eilten zu Hilfe, natürlich dorthin, woher die Stimme kam. Als sie aber diese Anhöhe erreichten, fanden sie zu ihrem Erstaunen, daß die Stimme von der anderen Seite kommt. Sie eilten daher doch wieder auf die andere Seite, und dort angelangt, vernahmen sie die Stimme wieder auf der entgegengesetzten Seite. Die ganze Sache schien ein Rätzel, und man schöpfte den Verdacht, ob es nicht ein Geisterspuk wäre. Die beiden Senner verheimlichten ihr Spiel und bekräftigten selbst, daß in der Trattaim ein Geist sei- nen Spuk treibe. Den ganzen Sommer über blieben die Nachforschungen ergebnislos und die Sommerfrischler wollten nicht mehr aufs Horn gehen. Der Glaube an Geistergeschichten war zu diser Zeit noch ziemlich stark verbrei- tet; den Sommergästen wurde allerhand Unangenehmes erzählt. Vom Peter Thaler wurde diese Begebe- neheit in ein Theaterstück gefaßt. Die Ur- raufftihrung wurde für den 12. März 1938 im Gasthof »Post« in St. Johann festge- setzt. Umbau der Hahnenkammbahn. Be- reits im Jahre 1936 hat der Veraltungsrat der Bergbahn AG Kitzbühel mit den Firmen Adolf Bleichert, Leipzig, und Simmeringer Waggonfabrik, Wien, Verhandlungen we- gen eines Umbaues 'der Hahnenkammbahn eingeleitet. Die bei der Galzigbahn ange- wendeten großen Seilspannungen und ho- hen Fahrgeschindigkeit machten den Weg für den Umbau frei. Die neue Hahnenkammbahn wird nach dem System Bleichert-Zuegg mit einem Tragseil und einem Zugseil je Fahrbahn ge- baut. Gegenüber den bisherigen Bleichert- bahnen ist der Entfall eines Hilfsseiles neu- artig. Die Kabinen werden 27 Fahrgäste fassen. Die Fahrgeschwindigkeit wurde von der Behörde mit sechs Meter in der Sekunde festgelegt. Die Bahn wird so gebaut, daß die Geschwindigkeit später auf sieben Meter gesteigert werden kann. Alle acht Minuten wird eine neue Kabine abgefertigt werden können. Die Hahnenkammbahn hat jetzt neun Stützen. Die neue Bahn wird nur mehr drei Stützen mit einer größten freien Seilspann- weite von über 1800 Meter besitzen. Die Stütze eins kommt mit einer Höhe von zirka 47 Meter zwischen die heutigen Stützen zwei und drei zu stehen, während die näch- ste Stütze erst an der Stelle aufgebaut wird, wo jetzt die Stütze acht steht, also bereits über den Felsen. Für die Stütze drei wird die Konstruktion der jetzigen Stütze neun mit- verwendet. Das Tal-Stationsgebäude wird einer Um- änderung unterzogen. Die Spannschächte, die jetzt vier Meter unter die Erdoberfläche reichen, müssen auf elf Meter vertieft wer- den. Das Stationsgebäude wird nach vorne um neun Meter verlängert. Die Kosten des Umbaues betragen 870.000 Schilling, von denen 400.000 Schil- ling bereits vorliegen. Ein Betrag von 550.000 Schhilling wird durch die Ausgabe neuer Stammaktien aufgebraucht werden. Die Bauarbeiten wurden an die Tiroler Fir- ma Innerebner & Mayer und an die Simme- ringer Waggonfabrik, Wien, am 19. Februar 1938 vergeben. Hahnenkammbahn. Aufruf des Ver- waltungsrates. Zum Umbau der Hahnen- kammbahn werden 350.000 Schilling neue Stammaktien ausgegeben, wovon 200.000 Schilling bereits fest vergeben sind. Das Ak- tienkapital der Hahnenkammbahn beträgt jetzt: S 350.000 Prioritätsaktien, im Besitz der Stadtgemeinde Kitzbühel
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