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Samstag, 16. April 1988 Xjlibübeler eUnzeiger Seite 41 Aktion bäuerlicher Selbsthilfe »Aktionsgemeinschaft Natur-Emmentaler« Der Bereich der Emmentaler-Produktion aus silofreier Milch ist in den letzten Jahren in Bedrängnis geraten. Zum einen war es die Abdisposition von Milch (bis zu 20 % der Jahresanlieferung), zum anderen die ver- schlechterten betrieblichen Abrechnungen seitens des Milchwirtschaftsfonds. Diese Hauptfaktoren haben neben ande- ren, den gesamten Bereich der Emmentaler- Produktion, im besonderen aber die relativ kleinen dörflichen Sennereien in eine Krise gebracht. Viele Betriebe bangen um ihre Existenz und in Strukturprogrammen ist ihre Auflassung vorgesehen. Diesem, wie wir glauben, falschen Weg, wollen wir entgegentreten. Wir, das sind die neun Ortsbauernschaf- ten und zehn Sennereien der Unteren Schranne und des Kaiserwinkels: Ortsbauernschaften: Ebbs - Buchberg - Niederndorf- Erl; Niederndorferberg - Ret- tenschöß; Walchsee - Kössen - Schwendt; Sennereien: Oberndorf- Ebbs - Mühltal - Niederndorf; Erl - Hatzenstätt - Retten- schöß; Walchsee - Kössen - Schwendt, die am 22. Jänner dieses Jahres eine Ak- tionsgemeischaft gründeten. Unser Ziel ist die Erhaltung der bestehen- den Sennereien sowie deren Weiterentwick- lung in der Zukunft. Ortliche Sennereien mit ihrem direkten Kontakt zum Bauern und Konsumenten, ih- rer Uberschaubarkeit, ihrer Individualität, bieten die besten Voraussetzungen für die Produktion von Spitzenqualität. Konsumentenerhebungen bestätigen die verstärkte Nachfrage nach naturbelassenen Lebensmitteln ohne Chemie. Die naturräumlichen Voraussetzungen unseres Gebietes (zusammenhängendes, reines Silosperrgebiet, hoher Anteil an Almmilch) sind ebenfalls optimale Voraus- setzungen für eine Qualitätsproduktion. Der geringere Transportaufwand verur- sacht geringere Kosten und Umweltbela- stung. Zentralistische Bestrebungen sind über- holt (siehe verstaatliche Industrie). Aktio- nen und geistige Strömungen, wie die Euro- paratskampagne »Ländlicher Raum« und insbesondere die Aktion »Dorferneue- rung«, sehen immer mehr die Lösung von Problemen direkt im dörflichen Bereich. Das Auflassen der örtlichen Sennereien würde nicht nur den Verlust von Arbeits- plätzen und von Wirtschaftskraft im Dorf bedeuten, sondern darüberhinaus einen un- widerbringbaren Kulturverlust für unsere Dörfer. Um unser Ziel, die Erhaltung und Weiter- entwicklung der dörflichen Sennereien zu erreichen, wollen wir:. mit allen Verantwortlichen der Milch- wirtschaft Kontakte aufnehmen und Ge- spräche führen, insbesondere in Hinblick auf die Marktordnungsnovelle 1988; konkrete Vorschläge unterbreiten für ge- rechtere Rahmenbedingungen. Dies unter Berücksichtigung aller Faktoren zur Erzeu- gung von naturbelassenem, gesunden Käse aus silofreier Milch; im eigenen Bereich alles tun, um die ge- wünschte und geforderte Spitzenqualität auf dem Markt anbieten zu können; die örtlichen Sennereien und Funktionä- re in allen Belangen unterstützen; Vorschläge einbringen für eine bessere Vermarktung und insbesondere Werbung für Produkte aus unpasteurisierter, silcfrei- er Milch; um die Unterstützung der Konsumenten für unsere Anliegen werben. Die Aktionsgemeinschaft »Natur-Em- mentaler« ist eine Eigeninitiative der ge- wählten örtlichen Funktionäre. Im Bewußt- sein unserer Verantwortung und in Kenntnis der Milchmarktsituation kämpfen wir nicht nur um das Überleben der örtlichen Senne- reien, sondern wollen Konzepte und Vor- schläge erarbeiten, die eine zukunftsorien- tierte Weiterentwicklung ermöglichen. Für die Aktionsgemeinschaft: Josef Hechenbichler Vizebürgermeister und Ortsbauernobmann von Kössen S 550.000 Stammaktien und nach der Er- höhung wird das Aktienkapital 1,250.000 Schilling betragen. Dividenden seit 1933 vier Prozent; ab 1936 fünf Prozent. Der Verwaltungsrat: Josef Herold, Carl Planer, Hans Hirnsberger und Dr. Julius Bueb. Volksbefragung! Aufruf des Bundes- kanzlers und Frontführers: »Volk von Osterreich! Zum erstenmal in der Geschich- te unseres Vaterlandes verlangt die Führung des Staates ein offenes Beknntnis zur Hei- mat. Am Samstag, 13. März 1938 ist der 1g der Volksbefragung. Ihr alle seid aufgeru- fen, Euch vor der ganzen Welt zu bekennen; Ihr sollt sagen, ob Ihr den Weg, den wir ge- hen, der sich die soziale Einheit und Gleich- berechtigung, die endgültige Überwindung der Parteienzerklüftung, den deutschen Frieden nach innen und außen, die Politik der Arbeit zum Ziele setzt.... Die Parole lautet: 'Für ein freies und deutsches, unab- hängiges und soziales, für ein christliches und einiges Osterreich!'. . .» Das ist das Ziel meiner Politik... Die Welt soll unseren Lebenswillen sehen; darum Volk von Osterreich, stehe auf wie ein Mann und stimme mit Ja! Front Heil! Osterreich! Schuschnigg Durchführung der Volksbefragung. Der Landeshauptmann hat beschlossen: AmSonntag, den 13. März 1938, wirdeine Volksbefragung durchgeführt. Gegenstand der Volksbefragung ist die Parole: »Für ein freies und deutsches, un- abhängiges Osterreich... für Friede, Ar- beit und Gleichberechtigung.« Die zustimmende Antwort ist durch Ab- gabe eines. Stimmzettels mit der Auf- schrift »Ja«, die ablehnende mit »Nein« zu geben. Den Abstimmenden steht es frei, seinen Stimmzettel in einem Brief- umschlag abzugeben. Zur Abgabe des Stimmzettels sind zuge- lassen: Bundesbürger, beiderlei Ge- schlechtes, die Mitglieder der vaterländi- schen Front sind und das 24. Lebensjahr vollendet haben. Alle übrigen Bundes- bürger, die ihren Wohnsitz im Abstim- mungsorte nachweisen können. Im Abstimmungsort ist ein Verzeichnis der Abstimmenden anzulegen. Zur Verhütung von mehrfachen Stim- menabgabe sind die vorgewiesenen Do- kumente zu kennzeichnen. Die Abstimmungszeit dauert von 6 bis 17 Uhr. Die im aktiven öffentlichen Dienst ste- henden Bundesbürger und deren Frauen und stimmberechtigten Kinder stimmen bei ihrer Dienststelle schon am Samstag, 12. März, ab. Für den 13. März 1938 erlasse ich ein all- gemeines Verbot des Ausschankes von gei- stigen Getränken. Dr. Sch1imacher Nochmals zur Volksbefragung. Die Re- den des deutschen Reichskanzler vom 20. Februar 1938 in Berchtesgaden, des öster- reichischen Bundeskanzlers vom 24. Fe- bruar (Regierungsumbildung) uni vom 9. März in Innsbruck waren zunächst Anlaß einer starken Erregung. Bei der Volksbefragung geht es nicht um den Kampf einer Partei gegen eine andere, nicht um eine Abrechnung mit vergangenen Dingen, sondern um ein Bekenntnis zu un- serem Vaterland, zu unserem ewigen, un- zerstörbaren Osterreich. Kitzbühel. Umzüge. In vielen Städten Osterreichs veranstalteten die Nationalso- zialisten Umzüge. Auch in Kitzbühel zog am 11. März 1938 ein großer Zug National- sozialisten, mit Hakenkreuz-Armbinden ausgestattet, in voller disziplinierter Ord- nung durch die Stadt, ein Transparent vor sich hertragend. Der Zug wurde überall, wo er hinkam, von der Bevölkerung mit begei- sterter 9iifeli begrüßt.
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