Kitzbüheler Anzeiger

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Eine nette Geschichte vom Fliegerclub St. Johann i.T.: »Richard hol' mich, ich bin in Spanien!« Ein Krimi zum Thema Fliegerkameradschaft Nach der g'.kklicher.. Heimkehr: Freunde fürs Lebei: Richard Schi ernaier'links) und Poldi Gamsjäger. Foto: Dr. Feisch Samstag, 11. Juni 198S MJtibübcler eLanzeiger Seite 23 Der 3. August 1987 war ein schwüler und heißer Sommertag. Es ist 23 Uhr, Richard Schlemaier crelrt den Fernseher ab - er ist müde. Da schri]t cas Telefon und zerreißt die nächtliche Ruhe Richard ist selber et- was erschrocken - wer ruft denn so spät noch an? Zögernd hebt e den Hörer ab, in der Hoffnung, keine schlimme Nachricht zu erhalten. Er bemült sich um einen energi- schen Ton, m dem auch der Arger der späten Störung mhs:hwingi: »Schlemaier!« - Am Ende der Leitung kracht es, sphärische Klänge mischen sich ein, so, als würde ein Astronaut an rufen. Ein zusätzliches »Hallo« bringt Leben in die Leitung. Eine Männer- stimme sagt: »Hallo, Richard, ich bin's, der Poldi!. Richard artwortet (durch einen Schlagertext verwirr:): Poldi wer, Poldi wo, diesen Namen kenn' i do!« Daraufhin frohlockend der Marn aus dem All: »Ja, der In diesem Theaters :ück war alles nur ein Traum (oder dcch nicht'). Ein Stück von Franz Bäck und Herwig Kaiser, das 1)85 im »Theater der Jugeni Graz« Premiere hat:e und nun im Bundesgymnasium St. Johann aufgeführt wurde. Nach napp eineinhalb- jähriger Pro Jezeit (mit Unterbrechungen) stand das 'Ensemble« der Gruppe Schul- spiel in dieser Inszenierung von Prof. Dr. Erna Hanc.schur auf der Bühne. Alle »Schauspieler« lieferten eine hervor- ragende Leistung, Technik, Bühnenbild und Spieler bildeten eine hervorragende Einheit. Alle einzeln zu loben, würde hier den Platz sJrengen, einige seienjedo:h her- ausgegriffen Vroni Rief als Susij wirkte als Darstelle- rin der Titelpersor. so realistisch, man möchte meinen, sie hätte selbst große Pro- bleme; Christian Wallner als »Herzens- brecher« Fridolin. ein Aliround-Talent, Garnsjäger Poldi!« Danach folgtejene histo- rische 3i:te, die den Titel zu diesem Krimi bildet. Hier machen wir einen Schniitt und blen- cen zurück unter dem Titel »Was bisher ge- chah!. Poldi Gamsjäger ist ein Jung-OBB- Pen sionit, der hochdekoriert seine berufli- che Laufbahn beendet und sich seither einen Jugend-raum erfüllt hat: Er segelt mit einem eigenen Flugzeug. Da er nun genügend Zeit uid eine wun- dervolle Frau hat, fuhr er im August 1987 zu.samrnen mit seinem Helfer Josef Böck im Wohnwagen samt Anhänger nach Spanien, um dort zu fliegen. Es war herrlich: Beide genossen nach zwei Außenlandungen die Gastfreundschaft der Einheimischen und Folci war mit seinem weißen Flugzeug ein Star Nebenbei flog er auch noch eine Strek- ke von 545 km! glänzte er einerseits als »Schauspieler«, lie- ferte andererseits als Autor. Komponist und Musiker noch einenanderen Live-Auftritt - neben ihm lieferten noch Thomas Sprit- zer (EaV, und Gert Steinhauer (STS) die Musik zu diesem Stück vorr Band natür- lich). Special-Angel Gabriel Flattermann (Florian Meise) und Oeramtsrat Petrus Amtsmüd (Markus Gschwari) stellte ein lnimmlisches Chaos perfekt dar, ein reines Tohu-Wabohu konnte man meinen. Dieses oder besser dieser wurde von Alexander Beihammer in allen Belangen in Szene ge- setzt, sei es mit subtilen Anspielungen auf cieses und jenes, sei es als Gesangsstar bis min zuni perfekten Tänzer schlechthin... Ein Stück dieser Thematik, eine Inszenie- rung dieser Qualität müßten alle sehen! Ju- gendliche und Eltern! Daß das leider nicht cer Fal sein wird, ist der einzige Wermuts- t -opfen- daran... Fritz Ellen Aber am Heimweg passiert es dann: Das überlange Gefährt (15 m) krachte auf schlechter Straße in den Graben. Verletzt wurde glücklicherweise niemand, aber der Wohnwagen war komplett demoliert. Und dies in Spanien, 1600 km von der Heimat entfernt. Nach dem ersten Schreck dachte Poldi nach, wer ihnen in dieser mißlichen Lage helfen und vor allem das Segelflug- zeug nach Hause bringen könnte. Poldi Gamsjäger: »In meiner Not fiel mir der Richard ein, der mir einml gesagt hat: Wenn Du wirklich dringend Hilfe brauchst, dann helf ich Dir!« So kam es zu dem be- schriebenen nächtlichen Anruf. Aber wie ging es weiter? Um 23.10 Uhr holt Richard seine Europa- karte hervor. Sein Bleistift führt über Inns- bruck, Arlberg, durch die ganze Schweiz, durch ganz Frankreich bis in das Herz Spa- niens: 1680 km, in Summe also 3360 km. Neben österreichischen Schillingen braucht er Schweizer Franken, franz. France und span. Pesetas, außerdem ist für Franreich ein Visum notwendig. Doch die wichtigste Frage, wer borgt sein Auto mit Hängerkupp- lung her, denn Richard hat diese nicht auf seinem Auto. Nach vielen Telefonaten am nächsten Tag kam hier wieder ein Segelfliegerkamerad zu Hilfe: Der bekannte Alpen-Segelflug-Pio- nier Siegfried Kier aus Innsbruck. Er stellte spontan und unentgeltlich sein Auto zur Ver- fügung! Das französische Konsulat zeigte sich ebenfalls sehr entgegenkommend und stellte ein 3-Tage-Visum innerhalb weniger Stunden aus. Richard startete am Samstag, den 9. Au- gust, um 5.30 Uhr seine gewaltige Fahrt durch sommerliche Hitze, Wochenendstaus und Irrwege über fast 1700 km. Mitten in der Nacht fand er endlich seine Freunde. Näch- stes Problem: Wie verstaut man den Inhalt eines Wohnwagens in einem Pkw und einen Flugzeuganhänger? Auf Pfannen und Töp- fen sitzend kehrten die Männer unversehrt nach St. Johann zurück. Vielleicht fragen Sie, warum ich erst heute darüber berichte? Poldi hat darüber bei der kürzlich abgehaltenen Jahreshaupt- versammlung erzählt. Wir hätten es sonst gar nicht erfahren. Vielleicht fragen Sie auch, warum unser Richard Schlemaier so ist, wie er ist. Ich habe ihn das auch gefragt. Seine Antwort: »Ich selbt war einmal in Bergnot und Lebensgefahr und wurde von Freunden gerettet - deshalb!« Der Fliergerclub St. Johann möchte sich offiziell bei allen Personen bedanken, die an dem geschilderten Rückholtransportbeteigt waren: - unserem Fliegerfreund Siegfried Kier, Innsbruck, - der französischen Botschaft, - Herrn Markus Zelenkovits für die Auf- nahme der Verunglückten in Spanien und - Frau Schlemaier für den Transport nach Innsbruck. Unser, Richard hat einen Freund fürs Le- ben gewonnen. Ein großes Geschenk für eine große Tat. Glück ab, gut Land Dr. Horst Feisch Selbstmord einer Jugendlichen - Der letzte Ausweg? (Bemerkungen zur Aufführung des Schülertheaters des Bundesgymnasiums St. Johann in Tirol)
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